DER SALESIANISCHE ADVENTSKALENDER

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9. DEZEMBER

DER KOADJUTOR

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Ende 1598 reiste Franz von Sales im Auftrag seines Bischofs Claude de Granier zum vorgeschriebenen Ad-Limina-Besuch nach Rom. Bis heute ist jeder Diözesanbischof verpflichtet, in regelmäßigen Abständen beim Papst Bericht über die Situation in seiner Diözese zu erstatten.
Der Petersplatz Ende des 16. JahrhundertsDas war jedoch nicht der einzige Grund, warum Franz von Sales diese Reise anzutreten hatte. Sein Bischof wollte, dass sein Dompropst und erfolgreicher Chablais-Missionar auch sein Koadjutor, also sein Stellvertreter mit dem Recht auf die Nachfolge im Bischofsamt werde. Franz von Sales zögerte einige Monate, bis er sich zu dieser Aufgabe bereit erklärte. Bevor jedoch der Papst seine Zustimmung erteilte, musste Franz von Sales in Rom noch eine Bischofsprüfung vor dem Papst und einem Prüfungskollegium ablegen.
Papst Clemens VIII.Dies tat Franz von Sales am 22. März 1599 in so ausgezeichneter Weise, dass nicht nur Papst Clemens VIII., sondern auch die anwesenden Kardinäle über das Wissen des Savoyarden in großes Staunen versetzt wurden. Der Papst beglückwünschte ihn mit den Worten: "Trinke Wasser, mein Sohn, aus deiner eigenen Zisterne, und was aus deinem eigenen Brunnen quillt. Nach draußen sollen deine Quellen sich ergießen, auf freie Plätze deine Wasserbäche!" 

Franz von Sales:
"Ich bekenne Ihnen in aller Einfalt, dass Gott unsere Beschämung beim Examen nicht zugelassen hat, obwohl ich nichts anderes erwartet hatte ... Aber was immer meine Freunde schreiben, bedenken Sie, dass unsere Freunde ebenso oft das Gute an uns übertreiben, wie unsere Feinde unsere Fehler vergrößern, und dass wir schließlich nur das sind, was wir vor Gott gelten." (DASal 8,52)

Zum Nachdenken:
Die Freunde machen meine Stärken größer und meine Fehler kleiner. Die Feinde handeln umgekehrt: Meine Fehler werden zu Tragödien aufgebauscht, das Gute an mir wird so klein als möglich gemacht. Diese Erfahrung kennt Franz von Sales und daher hält er sich selbst daran, dass wir immer nur das sind, was wir vor Gott gelten, nicht mehr und nicht weniger. Denn Gott allein kennt mein wahres Gesicht und weiß um meine Schwächen wie um meine Stärken.
Franz von Sales ist diesem Grundsatz aus Bescheidenheit und Demut vor allem dann treu geblieben, wenn er von allen Seiten aufgrund seiner hohen Intelligenz, seiner Redebegabung oder Liebenswürdigkeit gelobt wurde. Er wusste, dass man Gott eben nicht täuschen kann, weder durch schönes Gerede noch durch harsche Kritik. Im Angesicht Gottes fallen eben alle Masken, die schönen ebenso wie die hässlichen.
Für Franz von Sales war dies eine sehr beruhigende Erkenntnis, denn es machte ihn unabhängig vom Urteil anderer. Im Wissen darum, dass Gott mich so annimmt wie ich bin, erfuhr er ein besonderes Stück Freiheit mit sich selbst und im Umgang mit anderen Menschen.

Zur Anregung:
* Wie fühle ich mich, wenn ich gelobt oder kritisiert werde?
* Kenne ich meine Stärken und meine Schwächen?
* Ist mir bewusst, dass ich vor allem das bin und sein darf, was ich vor Gott gelte?
* Fühle ich mich von Gott in allem angenommen?
* Wie urteile ich über andere?

Mein Herzensgebet durch den Tag:

Es lebe Jesus,
der meine Stärken und meine Schwächen kennt.


Franz von Sales legt vor Papst Clemens VIII. in Rom die Bischofsprüfung ab.
(Gemälde in St. Madeleine, Frankreich)

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