From Franz von Sales

Lexikon: Predigten :: Sonntage im Kirchenjahr :: 16 Sonntag im Jahreskreis - LJ A

PREDIGT zum 16. Sonntag i. Jk. - LJ A

"Das Unkraut im Weizen" (Mt 13,24-30)

Liebe Schwestern und Brüder,

manchmal braucht es im Leben auch ein wenig Humor und Gelassenheit – und ich glaube, Jesus Christus hat uns das gerade in seinem Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen mitteilen und deutlich machen wollen. Es ist ja wirklich gemein: da sät ein Mann sehr guten Weizen aus und dann kommt über Nacht irgendjemand und streut Unkraut darunter. Und dann hat man die Bescherung: alles ist vermischt, guter Weizen, schlechtes Unkraut. Zur Zeit Jesu gab es noch keine genetisch ausgeklügelten Düngemittel, so wie heute, die es möglich machen, das Unkraut zu vernichten, ohne dabei gleichzeitig den Weizen zu zerstören. Damals gab es eben nur die Ausreißmethode, aber die war eben nicht besonders zielführend. Die Gefahr, dass mit dem Unkraut auch der Weizen ausgerissen wird, war einfach zu groß. Welchen Rat gibt Jesus? Eben Humor und Gelassenheit: Lass einfach beides wachsen – und am Ende, bei der Ernte, wird dann das Unkraut vom Weizen geschieden.

Natürlich möchte eine jede und ein jeder von uns immer perfekt sein. Wer will schon zugeben, dass in seinem Leben nicht nur guter Weizen vorhanden ist, also die erfolgreichen, gelungenen, schönen und guten Dinge des Lebens, Stärken, Fähigkeiten und Talente, sondern eben auch Misslungenes, Schwächen und Fehler, also das Unkraut des Lebens, das eben auch vorhanden ist, bei jedem Menschen, selbst bei den Heiligsten. Und wir kämpfen natürlich dagegen an und versuchen diese Fehler und Schwächen auszureißen … jeden Tag von Neuem und immer wieder, aber es gelingt uns einfach nicht: über Nacht ist das Unkraut plötzlich wieder nachgewachsen.

Jesus Christus sagt uns nun mit seinem heutigen Gleichnis: Nimm’s mit Humor und Gelassenheit. Das Unkraut ist zwar Unkraut, aber es gehört eben zum Leben dazu – pausenlos versuchen, es auszureißen, kann eben auch dazu führen, dass man das Gute gleich mit ausreißt. Vertraue einfach darauf, dass am Ende, bei der Ernte beides schon getrennt wird und der gute Weizen die Oberhand behält. Mit den Worten der heutigen Lesung gesprochen, heißt das: Es gibt ja auch noch den Heiligen Geist, der unser Leben begleitet, und dieser Geist, so wird berichtet, nimmt sich eben unserer Schwachheit an. Wichtig ist, glaube ich, nur, dass wir das Unkraut auch tatsächlich als Unkraut erkennen und betrachten, und den Weizen als Weizen, und dass wir nicht meinen, unsere Schwächen und Fehler wären plötzlich keine mehr, weil wir überzeugt sind, sowieso immer und überall die besten zu sein.

Mein Ordensheiliger Franz von Sales hat die Menschen immer vor zwei Übertreibungen gewarnt, die gut zum heutigen Evangelium passen: die erste Übertreibung ist zu meinen, man wäre bereits vollkommen und es gibt bei mir gar keine Fehler. Damit würde man nur hochmütig werden und irgendwann dann eben auch einmal ganz tief fallen. Die andere Übertreibung ist das genaue Gegenteil: man glaubt, dass man nur noch aus Unkraut besteht und überhaupt keine Chance mehr hat, sich zu bessern, und daher einfach aufgibt. Diesen Menschen gibt er wie Jesus den Rat, Humor, Gelassenheit und Geduld mit sich selbst und seinen Schwächen zu haben. „Wenn du wieder einmal hingefallen bist, liebe Seele“, so schreibt er, „dann reg dich nicht zu lange darüber auf, sondern fasse neuen Mut, steh wieder auf und fange neu an. Gott wird deinem Bemühen die nötige Kraft zum Weitergehen geben.“

Und das ist überhaupt das Wichtigste: dass wir bei allem eben unseren Blick auf Gott und seine Begleitung nicht verlieren. Solange wir Gott einen zentralen Platz in unserem Herzen geben, ihn in unserem Leben dabeihaben wollen, mit ihm in Beziehung stehen - durch das Gebet zum Beispiel, solange brauchen wir wirklich nichts zu befürchten, sondern können sehr wohl darauf vertrauen, dass er sowohl unseren Weizen, als auch unser Unkraut in Griff hat.

Und Übrigens: Die Gelassenheit und Geduld mit dem eigenen Unkraut setzt natürlich selbstverständlich voraus, dass wir ähnliche Geduld auch mit dem Unkraut des anderen haben.

Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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