„Unser Schatz: Die Liebe Gottes“ (Mt 13,44-52)
Liebe Schwestern und Brüder,
in Holland gibt es diese Querstraße, in der eine Frau ohne Kopf lebt. Die Legende besagt, dass sie dazu verdammt ist, mit einem versteckten Schatz umherzuirren, so lange bis dieser unter den Armen verteilt ist. Eines Tages zeigte sie einem jungen Mann den Ort, an dem dieser Schatz versteckt ist. Wenn er den Schatz, ohne Geräusche zu machen, ausgraben könne, dann könne er ein Drittel des Schatzes erhalten. Er versuchte es. Aber genau in dem Moment, als er mit der Schaufel den Deckel der Schatzkiste berührte, konnte er es nicht mehr vermeiden und musste einen Schrei des Glücks ausstoßen. Daraufhin verschwand der Schatz noch tiefer in der Erde.
Einen verstecken Schatz entdecken, das ist sehr aufregend! Davon berichtet auch unser heutiges Evangelium. Es war jedoch nicht diese Art Schatz, wie er in der heutigen Zeit gewöhnlich aussieht. Das Evangelium spricht von einem noch viel aufregenderen und schöneren Schatz! Es ist ein Schatz, der Leben schenkt. Nicht aber einer, der bedrohlich ist oder gefangen macht. Nach dem Tod Jesu predigten die Apostel, ohne von IHM abzulenken. Ihre Predigten handelten von der Ankunft des Reiches Gottes und lehrten von Jesus Christus. Die Jünger wanderten von Stadt zu Stadt und verbreiteten auf diese Weise die Nachricht vom "versteckten" Schatz.
Der Schatz, von dem das Evangelium berichtet, ist nichts Materielles. Der Schatz ist auch nicht das Evangelium als Ganzes. Der Schatz ist eine Person: der Sohn Gottes.
Unser christliches Geschenk ist Jesus selbst, der von Gott Vater auf unsere Erde geschickt wurde, um die Saat des Gottesreiches zum Wachsen zu bringen. Dieses Reich ist so schön und so rein wie eine Perle. So ist es uns versprochen. Und dieses Versprechen wird sich erfüllen, wenn wir unser Herz öffnen und für diesen Schatz aufmerksam machen, wenn wir zwischen Gut und Böse zu unterscheiden wissen und uns für das Richtige entscheiden.
Für Gott ist das Wichtigste, zu lieben. Der Rest wird dann hinzugegeben. In einer westlichen Gesellschaft, in der sich täglich Überfluss und Vergeudung die Hand geben, ist das leichter gesagt als getan. Am 26. Juli 1618 sagte der heilige Franz von Sales in einer Predigt: "Die Liebe Gottes ist diese reine Perle, die diejenigen erhalten, die den Himmel suchen und finden ...". Er selbst, der sich der praktischen Schwierigkeiten bewusst war, wie das geht, alles liegen zu lassen, nur für diesen einen Schatz, gab dann den Zuhörern drei Überlegungen mit auf den Weg:
Er sagte: "Wenn ihr erstaunt seid über die Schwierigkeiten, dann gebe ich euch drei Überlegungen mit auf den Weg, die euch all das etwas einfacher machen wird ..."
Erstens: Derjenige, der euch dazu aufruft, diese reine Liebe zu erobern, ist stark genug, um euch dabei auch zu helfen.
Zweitens: Um euch Mut zu machen, euch für diese Perle zu entscheiden, sollt ihr immer an das Ziel denken, das ihr damit erreichen werdet. Alles wird größer, wenn ihr selbst kleiner werdet. Unser Größe besteht nämlich in unserer Kleinheit, Ergebung und Demut.
Drittens: Nicht nur Jesus Christus, sondern auch die Gottesmutter Maria begleitet und beschützt euch auf eurem Weg. Jene Mutter, die in den Stürmen des Meeres dieser Welt lebte, ohne auch nur von einem Tropfen Salzwasser berührt worden zu sein. (vgl. OEA IX, 174-176)
Gott hat uns entdecken lassen, dass der einzige Schatz, der wirklich wichtig ist, sein Sohn Jesus Christus ist. Ein Sohn, der möchte, dass wir alle glücklich werden. Die Frage ist, ob wir diesen Schatz auch wirklich haben und in unser Leben umsetzen wollen.
Dieser Sohn lebt im Herzen eines jeden unter uns. Wir brauchen uns eigentlich nicht nur ihm öffnen und schon haben wir den Schatz gefunden. Wichtig ist also, dass wir in unserem Alltag, der so viele Ablenkungen bereit hält, zum Wesentlichen zurückkehren, zum Herzen unseres Herzens, dort, wo es möglich ist, unseren Schatz zu entdecken.
Wie können wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Es ist sehr einfach. Wir brauchen eigentlich nur auf unseren Terminkalender schauen. Wenn Jesus wirklich der Schatz unseres Lebens ist, dann ist dort genug Zeit für Jesus reserviert. Denn: "Wo unser Schatz ist, da ist auch unser Herz." Amen.
P. Valdir Formentini OSFS
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