"Umkehr: Die Mücken sind gefährlicher" (LK 16,1-10)
Liebe Schwestern und Brüder,
über den hl. Johannes Don Bosco gibt es viele Anekdoten, manche sind recht lustig, alle haben aber einen sehr tiefen Sinn. Eine dieser Geschichten beginnt damit, dass Don Bosco von einem Mitbruder dabei beobachtet wurde, wie er mir einer Schar Kinder Fußball spielte. Dieser Mitbruder fragte nun den Heiligen, was er denn tun würde, wenn er jetzt erfährt, dass er noch genau 10 Minuten zu leben habe und dann sterben würde. Don Bosco überlegte mit seiner Antwort nicht lange: "Ich würde zurück zu den Kindern gehen und weiter mit ihnen Fußball spielen!"
Soweit diese Geschichte. Was würde jetzt ich antworten, wenn mit jemand diese Frage stellte? Wie würde ich darauf reagieren, wenn ich erfahre, dass ich in kurzer Zeit vor Gott stehen werde und über mein Leben Rechenschaft ablegen muss. Don Bosco hatte ein ruhiges Gewissen und brauchte in seinem Leben nichts mehr in Ordnung bringen, er brauchte sich nicht mehr zu ändern. Aber wie schaut es in meinem Leben aus? Kann ich ebenso beruhigt einfach damit weitermachen, was ich gerade tue oder sollte ich nicht doch lieber noch schnell einiges in Ordnung bringen?
In diesem Zusammenhang wird auch das Gleichnis verständlich, dass uns Jesus im heutigen Evangelium erzählte, die Geschichte vom ungerechten Verwalter, einem Betrüger, der das Vermögen seines Herrn verschleudert. Als er Rechenschaft ablegen muss vor seinem Herrn, ändert er sich, kehrt um, versucht das Unrecht, das er in seinem Leben angestellt hat wieder gut zu machen. Jesus lobt ihn dafür. Jesus lobt nicht seine Unehrlichkeit, seine Betrügereien, sondern seine Bereitschaft zur Umkehr. Dieses Gleichnis sollte uns Anlass zum Nachdenken sein. Wie schaut es in meinem Leben aus? Mit meinen Betrügereien, mit meiner Unehrlichkeit? Die Frage, die man an Don Bosco stellte, kann uns dabei helfen: Was würde ich tun, wenn ich schon bald vor Gott Rechenschaft ablegen müsste über mein Leben?
Bevor wir jedoch vorschnell eine Antwort geben, sollten wir jedoch noch eines bedenken: Große Verfehlungen, große Sünden und Schwächen sind zwar leicht festzustellen, aber eher selten. Viel öfter kommen die kleinen Sünden vor, die aber nicht so leicht erkennbar sind. Darum sagt Jesus am Ende seines Gleichnisses auch ganz deutlich: "Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen." Auf meine kleinen Fehler und Schwächen kommt es also an, wenn ich darüber nachdenke, was in meinem Leben noch nicht so ganz richtig läuft.
Der hl. Franz von Sales hat das einmal in ein anschauliches Bild gebracht. Er sagte: "Wenn ein gefährliches Raubtier auf mich zukommt, dann sehe ich es schon von weitem. Es ist zwar sehr gefährlich, aber es ist nicht schwer die Gefahr zu erkennen und mich vor dieser Gefahr zu schützen. Viel schwieriger ist das aber bei den kleinen Mücken, die um mich herum schwirren. Ich muss genau schauen, um sie zu entdecken. Und wenn ich mich vor einer Mücke gerettet habe, dann ist schon die nächste da, die mich stechen will. Die kleinen Mücken stiften also in meinem Leben viel mehr Unruhe, als große Raubtiere." Franz von Sales folgert daraus: "Ebenso ist es mit unseren Sünden. Große Fehler, sind eher selten und wenn, dann leicht zu erkennen. Viel häufiger sind die kleinen Schwächen in unserem Leben, die aber sehr lästig werden können, wenn wir sie zu lange als gewähren lassen, weil sie uns als zu unbedeutend erscheinen."
Jesus lobt also jene, die ihre Fehler erkennen und umkehren. Ihm kommt es dabei nicht nur auf die großen Fehler an, sondern ganz besonders auf die kleinen, denn so sagt er: "Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Amen.
Herbert Winklehner OSFS
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