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Lexikon: Predigten :: Hochfeste :: Dreifaltigkeitssonntag - LJ A - 2

PREDIGT zum Dreifaltigkeitssonntag - LJ A - 2

"Gottes unbegreifliches Wesen" (Joh 3,16-18)

Liebe Schwestern und Brüder,

unser Glaube an den dreifaltigen Gott sagt weniger darüber aus, wer, was oder wie Gott in Wirklichkeit ist. Aber er weist uns darauf hin, was Gott nicht ist. Der Glaube an den dreifaltigen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, befreit uns von unseren falschen Gottesbildern. Gott ist dreifaltig einer, das heißt: Gott ist kein Richtergott, sondern der barmherzige und liebende Gott. Das heißt: Gott ist kein Gott des Todes, sondern des Lebens. Er ist auch kein Polizisten- oder Buchhaltergott, der kleinlichst unsere Fehler und Schwächen notiert, sondern er ist der gute Hirte. Gott ist schließlich kein Leistungsgott, der den Menschen nur dann achtet, wenn dieser auch die entsprechende Leistung bringt, sondern er ist ein Gott, der auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann und das unvollendete, das der Mensch begonnen hat, vollendet.

Wenn der hl. Franz von Sales über Gott spricht oder schreibt, dann kommt er dabei so richtig ins Schwärmen. Er überschlägt sich geradezu in Superlativen. Gott ist der Schönste, Größte, Beste, Vollkommenste, Sensationellste, Wunderbarste ... und dennoch weiß Franz von Sales, dass all diese Superlative trotzdem nicht auszudrücken vermögen, wie Gott tatsächlich ist.

„Wir Menschen sind daher gezwungen“, so sagt Franz von Sales, „wenn wir von Gott sprechen wollen, dass wir dafür eine Vielzahl an Worten verwenden müssen. Wir sagen: Gott ist gütig, weise, allmächtig, wahrhaftig, gerecht, heilig, unendlich, unsterblich, unsichtbar. Das ist auch richtig, denn Gott ist all das, aber er ist noch viel mehr als das; das heißt, er ist es auf eine so reine, so unverstellbar erhabene Weise, dass er in der höchst einfachen Vollkommenheit seines göttlichen Wesens die Machtfülle, Kraft und Erhabenheit aller Vollkommenheit besitzt.“ (DASal 3,99)

Wir müssen das, was Franz von Sales da geschrieben hat, nicht verstehen, wichtig ist nur, was er uns damit klar machen möchte, nämlich: Auch wenn ich in noch so großer Erhabenheit von Gott rede, so werde ich das wahre Wesen Gottes dennoch nie voll und ganz beschreiben können. Der Sprache des Menschen fehlen dafür einfach die Worte. „O Abgrund göttlicher Vollkommenheiten, wie wunderbar bist du!“, schreibt Franz von Sales weiter: „In einer einzigen Vollkommenheit besitzt du die Erhabenheit aller Vollkommenheiten auf eine so einzigartige Weise, dass niemand dies erfassen kann, außer du selbst.“ (DASal 3,100). „Gott ist daher nur eine einzige und zwar erhabenst einzige und allereinzigst erhabene Vollkommenheit.“ (DASal 3,101) Der Sonntag der Dreifaltigkeit weißt uns auf genau das Gleiche hin: Worte und Bilder können Gott nie ganz erfassen. Gott bleibt in seinem Wesen unbeschreiblich und auch unverständlich. Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist, er ist ein Gott in drei Personen, eins in drei und drei in eins, Vielfalt und Einheit als eine einzige Vielheit. ... Was das alles genau bedeutet, wissen wir nicht ... das wissen nicht einmal die größten oder Theologen. Und für uns ist es auch nicht wichtig, dass wir das wirklich verstehen, was die Lehre von der Dreifaltigkeit genau meint. Wichtig ist nur, dass wir wissen, dass das Wesen Gottes alle Grenzen unseres Verstandes übersteigt.

Gott lässt sich nicht in Worte fassen, und auch nicht in Bilder. Aber eines wird uns bei all diesen Worten und Bildern dennoch sehr deutlich ... und vielleicht ist das die wichtigste Botschaft des heutigen Festes der Dreifaltigkeit. All diese Worte und Bilder, die Gott darzustellen versuchen, sind positiv. Das heißt: sie machen uns nicht Angst, sondern wollen uns für Gott gewinnen. Und das heutige Evangelium geht natürlich in die gleiche Richtung, wenn der Evangelist Johannes uns heute sagt: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ So ist der dreifaltige Gott, an den wir glauben: Er richtet nicht, sondern rettet, weil er die Welt liebt. Mehr müssen wir eigentlich von Gott nicht wissen: Er liebt uns und wir brauchen vor ihm keine Angst zu haben, auch wenn wir seine ganze Größe und Vollkommenheit weder beschreiben noch verstehen können. Wir sollen nur in seiner Liebe bleiben. Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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