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PREDIGT zum Herz-Jesu-Fest - LJ A

"Ein herzlicher Gott" (Mt 7,21-27)

Liebe Schwestern und Brüder,

auf der Beerdigung einer 86-jährigen Frau, einer Mutter von zwölf Kindern sagte der Pfarrer einen Satz, den ich mir von dieser Beerdigung merkte. Er meinte: „Für die Verstorbene war ihr ganzes Leben lang Haushalt, Familie, Beten, Kirche und der Empfang der Sakramente keine Routine, sondern eine Herzensangelegenheit.“

Ich glaube, ein größeres Kompliment kann man einem Menschenleben kaum noch machen: All ihr alltägliches Tun - im Leben wie im Glauben – war nicht Routine, sondern eine Herzensangelegenheit.

Wieder zuhause, dachte ich mir dann, das ist eigentlich genau das, worauf uns auch das Herz-Jesu-Fest aufmerksam machen möchte, das wir heute feiern: Gott will, dass wir das Herz Jesu Fest feiern, damit wir begreifen, dass all sein Tun, seine Schöpfung, jeder einzelne Mensch und jede einzelne Sekunde in diesem zeitlichen Dasein wie jedes Sein in der Ewigkeit für Gott nicht Routine ist, sondern seine Herzensangelegenheit.

Gott ist ein zutiefst herzlicher Gott, durch und durch. Um das deutlich zu machen, sandte er seinen Sohn in die Welt, damit die Menschen hautnah spüren und erkennen können, dass unser Gott ein Gott des menschlichen Herzens ist, dass er ein Herz für die Menschen und für seine Schöpfung hat, dass er nicht gekommen ist, um die Menschen zu richten, sondern zu retten. Er ist nicht zum Strafen da, sondern zum Erlösen. Er ist kein erbarmungsloser Gott, sondern ein barmherziger Gott.

Der größte Beweis dieser Herzlichkeit Gottes ereignete sich auf Golgotha, als Jesus Christus am Kreuz starb und sich sein Herz für alle Menschen öffnen ließ. Das heißt:

Und aus diesem Herzen strömten Blut und Wasser heraus, die Geburtsstunde der Sakramente, die von nun an die Herzlichkeit Gottes über alle Welt und in allen Zeiten verströmen. Jedes Sakrament, egal welches, ist ein Geschenk der Herzlichkeit Gottes. Aus Sicht dieser Herzlichkeit Gottes gibt es daher bei keinem Sakrament ein Müssen, sondern nur ein herzliches Angebot an die Menschen. Es steht ihnen frei, dieses Geschenk anzunehmen oder abzulehnen, denn der herzliche Gott will nicht, dass wir nur aus Angst, aus reiner Pflichterfüllung oder Routine Ja zu ihm sagen, sondern aus Liebe, aus ganzem Herzen, und das ist nur in Freiheit möglich.

Durch das Herz Jesu Fest sagt also Gott zu uns: Begreift endlich, dass ich ein herzlicher Gott bin, für den die ganze Schöpfung eine Herzensangelegenheit ist. Und er möchte, dass wir von dieser Herzlichkeit Gottes lernen und sie durch unser Tun weitergeben. „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist,“ sagt uns Jesus in seiner Bergpredigt. Und am Ende dieser Bergpredigt weist er uns noch einmal darauf hin, dass Routine letztlich zu wenig ist. Wir haben diesen Schluss der Bergpredigt im heutigen Evangelium gehört: „Nicht jeder, der zu mir sagt, Herr, Herr, wird in das Himmelreich kommen.“

Der Routine-Christ, der keine Herzlichkeit kennt, dem Glaube und Leben keine Herzensangelegenheit ist, der nur Dienst nach Vorschrift macht – oder nicht einmal das, der Gott nicht in sein Herz hineinlässt, der läuft Gefahr, sein Leben auf Sand zu bauen, so dass dieses beim ersten kleinen Windstoß zusammenbricht.

Der geschichtlichen Ursprung der Herz Jesu Verehrung geht zurück auf den heiligen Franz von Sales. Dass wir heute in aller Welt das Herz Jesu Fest feiern und jeden ersten Freitag im Monat den Herz-Jesu-Freitag, das verdanken wir der Theologie dieses Kirchenlehrers. 50 Jahre nach seinem Tod hat Jesus Christus in einer Salesianerin, der Heimsuchungsschwester Margareta Maria Alacoque die spirituelle Grundlage dafür gefunden, um die Verehrung der Herzlichkeit Gottes verkünden und in der ganzen Welt verbreiten zu können. Für die Heilige Margareta Maria Alacoque war das, was Jesus ihr sagte, nichts Neues, denn sie kannte es bereits durch die Schriften des hl. Franz von Sales.

Aus der Fülle an Worten des hl. Franz von Sales über das Herz und die Herzlichkeit Gottes, möchte ich nun einen sehr schönen Satz zum Abschluss vorlesen: Franz von Sales schreibt im Theotimus, seiner Abhandlung über die Gottesliebe:

„Das Herz Gottes ist so überfließend reich an Liebe, das Gute in ihm ist derart unendlich, dass alle es besitzen können, ohne dass der einzelne dadurch weniger besitzt. Diese Unendlichkeit an Güte kann nicht ausgeschöpft werden, wenn sie auch alle Geister des Weltalls erfüllt. ... Die Sonne ergießt ihr Licht auf eine Rose und auf tausend Millionen andere Blumen, dennoch ist es nicht anders, als würde sie nur allein auf diese eine Rose scheinen. Gott ergießt seine Liebe auf eine Seele nicht weniger, als liebte er nur sie allein, obwohl es viele Millionen anderer Seelen auch noch gibt, die er mit der gleichen Liebe liebt. Die Kraft seiner Liebe nimmt nicht ab durch die Menge der Strahlen, die sie aussendet, sondern sie bleibt immer voll von ihrer Unermesslichkeit.“ (DASal 4,207)

Genau um diese unermessliche Liebe Gottes zu uns Menschen geht es, wenn wir das Herz Jesu Fest feiern und die Herzlichkeit Gottes verehren. Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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