From Franz von Sales

Lexikon: Predigten :: Franz von Sales :: Nur das Werkzeug

PREDIGT zum Franz von Sales Fest

"Nur das Werkzeug" (Mk 1,21-28)

Liebe Schwestern und Brüder,

wir Oblaten des hl. Franz von Sales feiern heute das Fest unseres Ordenspatrons, das Fest des hl. Franz von Sales. Er ist unser großes Vorbild, unser Lehrer, und es ist die besondere Aufgabe unserer Ordensgemeinschaft, ihn und sein Werk nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, auch wenn es schon vierhundert Jahre her ist, dass dieser Heilige gelebt hat. Ich möchte Euch daher heute ein wenig von ihm erzählen, auch deshalb, weil mich das Evangelium, das wir heute gehört haben, sofort an einen Abschnitt im Leben des hl. Franz von Sales erinnert hat.

Als Neupriester, also kurz nach seiner Priesterweihe, wurde Franz von Sales von seinem Bischof beauftragt, in ein Gebiet zu gehen, das vom katholischen Glauben abgefallen war. Sein Auftrag lautete: Predige den Leuten von der wahren Lehre der Kirche, so dass sie umkehren und wieder auf den rechten Weg gelangen. Franz von Sales wurde bei dieser Aufgabe von seinem Cousin, der auch Priester war begleitet. Die Bedingungen waren aber so hart, dass dieser Cousin schon nach wenigen Wochen aufgab und nach Hause zurückkehrte. Franz von Sales war also allein auf sich gestellt und sah sich wirklich einer schier unlösbaren Aufgabe gegenübergestellt. Sein schwierigstes Problem war, dass die politischen Machthaber dieser Region den Menschen unter Androhung der Kerkerstrafe verboten, die Predigten des hl. Franz von Sales auch nur anzuhören. Wer in einer Kirche erwischt wird, in der Franz predigte, musste also damit rechnen, sofort eingesperrt zu werden. Außerdem verstanden es die Herrscher, den Menschen vor Franz von Sales Angst zu machen. Er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, sagten sie. Er ist von Dämonen besessen und wer ihm zu nahe kommt, der fährt geradewegs zur Hölle. Wenn wir die Briefe des Heiligen aus dieser Zeit lesen, dann berichtet er auch von all diesen Schwierigkeiten, die ihn verständlicherweise sehr belasteten. „Gestern habe ich gepredigt“, schrieb er zum Beispiel, „aber ich konnte nicht mehr als fünf Zuhörer zählen. Alle haben sie Angst vor mir und natürlich auch vor der Strafe, die ihnen angedroht wurde.“ Was also tun? Nicht aufgeben ..., so meinte Franz von Sales. Irgendwann werden die Menschen schon erkennen, was die Wahrheit ist. Auch wenn sie mich jetzt mit dem Tode bedrohen - ein paar Leute versuchten nämlich, ihn zu töten -, so wird dennoch Gott dafür sorgen, dass alles gut gehen wird.

Franz von Sales predigte also weiter, versuchte mit allen Mitteln mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Wenn sie nicht zu ihm kommen können, dann muss es eben umgekehrt gehen. Er verfasste also seine Predigten schriftlich und schlug diese an den öffentlichen Plätzen an, so dass sie von allen gelesen werden konnten. Und diese Flugblattaktion hatte auch Erfolg. Denn die Menschen begannen zu spüren: Was der sagt und schreibt, hat einen Sinn. Der kann nicht mit dem Teufel im Bunde stehen, im Gegenteil: Er redet und schreibt wie einer der göttliche Vollmacht hat. Seine Lehre macht uns betroffen.

Und es war wirklich so ähnlich, wie damals in der Synagoge von Karfarnaum bei Jesus. Immer mehr Leute kamen zu den Predigten und Gottesdienstes des Franz von Sales und missachteten dadurch das Verbot der Gesetzgeber, zuerst aus Neugierde und dann aus der Überzeugung, dass hier eine Lehre verkündet wird, die wahr ist und der man daher mehr gehorchen muss als den Gesetzen der Welt. Nach zwei Jahren schaffte er es dann, sogar einen der Ratsherren für sich zu gewinnen, die die politische Macht in dieser Region inne hatten. Die Reaktion der Leute war wie in Karfarnaum: „Was hat das zu bedeuten? Jetzt gehorcht ihm sogar einer, der ihn zuvor am liebsten umgebracht hätte.“ Damit war das Eis gebrochen. Die Menschen ließen sich nicht mehr einschüchtern, sondern strömten von überall her zu ihm und fanden zur katholischen Kirche zurück.

Fast 20 Jahre später, Franz von Sales war damals schon Bischof, musste er über diese Zeit einen Bericht schreiben. In diesem heißt es: „Ich war nur das Werkzeug, Gott selbst hat mich benutzt, damit ich sein Werk vollbringe. Mein Verdienst war es nur, dass ich tat, was Gottes Wille ist. Alles andere geschah durch ihn.“

Ich meine, genau das ist es, was wir heute von Franz von Sales lernen können und was uns auch das Evangelium der Dämonenaustreibung in der Synagoge von Karfarnaum beibringen möchte: Die Macht, die Vollmacht, der sogar die Dämonen gehorchen, kommt von Gott.“ Die Aufgabe von uns Menschen ist es, zu dem Ja zu sagen, was wir auch im Vater unser jedes Mal beten: nämlich: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden.“ So wird alles was wir tun, letztendlich bei allen Schwierigkeiten auch Erfolg haben. Zum Schluss noch ein origineller Gedanken eines anderen Heiligen, den Franz von Sales bei seinem Besuch in Rom kennenlernte, nämlich von Philip Neri. Er empfahl einmal seinen Zuhörern bei einer Predigt, immer wieder einmal folgendes Gebet zu sprechen, nämlich: „Herr, ich danke dir, dass die Dinge nicht immer so gingen, wie ich sie haben wollte.“ Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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