Übermäßige Furcht, den guten Ruf zu verlieren, bezeugt ein großes Misstrauen gegen seine Grundlagen, die in einem wirklich guten Leben bestehen. In Städten, wo Holzbrücken über die ’’’Flüsse’’’ führen, muss man bei jedem Hochwasser fürchten, dass sie fortgerissen werden; bei Steinbrücken dagegen braucht man nur außergewöhnlich schwere Überschwemmungen zu fürchten. So fürchtet auch eine recht christliche Seele für gewöhnlich nicht den Redeschwall böser Zungen; wer aber seinen Ruf schwach begründet weiß, dem bereitet alles Unruhe. Wer einen guten Ruf bei allen haben will, der verliert ihn bei allen; und wer auch bei lasterhaften und gewissenlosen Menschen gut angesehen sein will, verdient es, seinen ehrlichen Ruf zu verlieren. (DASal 1, Seite 127)
Kommentiert: Wer sich nichts vorzuwerfen weiß, braucht nicht um seinen Ruf zu fürchten.
’’’Flüsse’’’, die in der Ebene ruhig dahinfließen, tragen große Schiffe mit reicher Fracht; ein Regen, der sanft auf das Feld nieder rieselt, macht es fruchtbar. Tosende Wildbäche dagegen und reißende Ströme überschwemmen das Land und sind für den Schiffsverkehr ungeeignet, wie auch Platzregen und Wolkenbrüche Wiesen und Felder verwüsten. Nie ward gut getan, was mit Hast und Ungestüm verrichtet wurde. … Wir arbeiten rasch genug, wenn wir gut arbeiten. Die Hummeln machen mehr Lärm und gebärden sich geschäftiger als die Bienen, aber sie erzeugen weder Wachs noch Honig. So arbeitet weder viel noch gut, wer sich überhastet. Die Fliegen sind eine Plage nicht wegen ihrer Stärke, sondern wegen ihrer Menge; deswegen verwirren uns große Aufgaben weniger als eine große Zahl kleiner Geschäfte. Nimm sie alle in Ruhe hin, wie sie kommen. Bemühe dich, sie der Reihe nach zu erledigen, eins nach dem anderen. Wolltest du sie alle auf einmal ohne rechte Ordnung bewältigen, dann übernimmst du dich, ermüdest deinen Geist und wirst unter der Last erliegen, ohne etwas erreicht zu haben. (DASal 1, Seite 135)
Kommentiert: Es arbeitet weder viel noch gut, wer sich überhastet.
Wenn wir die Gnade der göttlichen Liebe nicht zurückweisen, so breitet sie sich in unserer Seele immer mehr aus, bis diese ganz umgewandelt ist. Sie gleicht großen Flüssen, die sich in eine frei vor ihnen liegende Ebene ergießen und darin sich immer mehr und mehr ausbreiten. (DASal 3, Seite 156)
Kommentiert: Die Liebe Gottes nimmt in uns zu, wenn wir sie nicht daran hindern.
Es ist so, wie wenn mehrere Bäche sich vereinigen und einen Fluss bilden, der größere Lasten zu tragen vermag als die Menge der gleichen Bäche, solange sie getrennt sind. Nachdem wir durch die vielen Erwägungen, aus denen die Betrachtung besteht, eine große Anzahl verschiedenartiger frommer Liebesregungen hervorgebracht haben, fassen wir zum Schluss die Kraft all dieser Liebesregungen zusammen: Aus dem Ineinanderströmen und der Verbindung ihrer Kräfte entsteht ein Affekt, der gleichsam der Inbegriff des Affektes ist, tätiger und mächtiger als all die Affekte, aus denen er hervorging, da er, obwohl nur einer, doch die Kraft und Eigenart aller anderen in sich schließt. Man nennt ihn "beschauliche Liebesregung", kontemplativer Affekt. (DASal 3, Seite 285)
Kommentiert: Während der Betrachtung bündeln sich die verschiedenen Affekte zu einem.
Je weiter das Wasser sich von seinem Ursprung entfernt, desto mehr verteilt es sich und zerfließt in mehrere Rinnsale, wenn es nicht mit großer Sorgfalt in einem Flussbett zusammengehalten wird. - Alle Vollkommenheiten kommen von Gott. Je mehr sie sich von Gott, ihrem Ursprung entfernen, desto mehr teilen und verzetteln sie sich. Wenn sie sich aber Gott nähern, dann vereinigen sie sich wieder. (DASal 3, Seite 286)
Kommentiert: Die Ausrichtung auf Gott bündelt unsere Fähigkeiten zum Guten hin.
Ist die Seele so in ihrem Inneren in Gott oder vor Gott gesammelt, so merkt sie zuweilen so still und ruhig auf die Güte ihres Geliebten, dass ihr scheint, als wäre ihr Aufmerken fast kein Aufmerken, so einfach und zart geht es vor sich. So gibt es ja auch Flüsse, die einen dermaßen sanften, gleichmäßigen Lauf haben, dass es denen, die sie anschauen oder darauf fahren, vorkommt, als sähen oder fühlten sie keinerlei Bewegung, weil man nirgends einen Wellengang noch ein Fließen wahrnimmt. (DASal 3, Seite 293)
Kommentiert: Innere Sammlung geschieht fast unmerklich leise.
Man sagt, es gebe in Böotien einen Fluss, in dem alle Fische ganz goldfarben sind. Sobald man sie aber aus diesem Wasser und damit aus ihrem Ursprungsort herausnehme, hätten sie die gewöhnliche Farbe der Fische (s. Plin.H.n. 2,103). So ähnlich ist es mit den Leiden. Betrachten wir sie außerhalb des göttlichen Willens, so haben sie ihre natürliche Bitterkeit. Wer sie aber in diesem ewigen Wohlgefallen betrachtet, sieht sie ganz wie von Gold, liebenswert und kostbar, mehr als man sagen kann. (DASal 4, Seite 123)
Kommentiert: Der Blick auf den Willen Gottes lässt Leid leichter ertragen.
Meine guten Damen, Ihr müsst Euer Haus von all diesen Mängeln reinigen, die gewiss der Vollkommenheit des Ordenslebens widersprechen. Ihr solltet ohne Fehler und Makel sein. Sind aber die soeben aufgezeigten Mängel und großen Verfehlungen nicht recht schwarze und offenkundige Mängel, besonders in einem solchen Haus? Sie müssen also behoben werden. Ihr sollt sie, so scheint es mir, auch deswegen beheben, weil sie noch klein sind und man sie daher bekämpfen soll, solange sie es noch sind; denn wenn Ihr wartet, bis sie wachsen, werdet Ihr sie nicht leicht heilen können. Es ist leicht, die Flüsse an ihrem Ursprung abzuleiten, wo sie noch schwach sind; später lassen sie sich nicht mehr bezähmen. (DASal 7, Seite 183)
Kommentiert: Den Anfängen wehren.
Ich halte dafür, dass es nicht schwieriger ist, dass sich ein Fluss ins Meer ergießt, ohne salzig zu werden, als am Hof zu leben, ohne dort verdorbene Sitten kennen zu lernen und zu üben. (DASal 12, Seite 260)
Kommentiert: Das Umfeld, in dem man lebt, färbt leicht ab.