Es gibt andere noch unvollkommenere Wünsche, bei denen die Bewegung des Willens zum Guten hin nicht durch die Unmöglichkeit oder übermäßige Schwierigkeit aufgehalten wird, sondern nur durch ihre Unverträglichkeit mit einem anderen stärkeren Wunsch oder Willen. Ein Kranker z. B. wünscht Kürbisse oder Melonen zu essen; sie stehen ihm zur Verfügung; er will sie aber doch nicht essen, weil er eine Verschlechterung der Krankheit befürchtet. Man sieht, dass er zwei Wünsche hat: den, Kürbis zu essen, und den, gesund zu werden. Weil aber der Wunsch, gesund zu werden, stärker ist, erstickt und überwindet er den anderen, so dass er wirkungslos bleibt. (DASal 3, Seite 67)
Kommentiert: Sich widersprechende Wünsche
Die innere Beziehung also, die Ursache der Liebe ist, besteht nicht immer in der Ähnlichkeit, sondern vielmehr darin, dass der Liebende zum geliebten Wesen in einem bestimmten Verhältnis steht, dass sie einander in gewisser Hinsicht entsprechen, miteinander irgendwie übereinstimmen. So ist nicht Ähnlichkeit zwischen dem Arzt und dem Kranken Ursache, dass der Kranke den Arzt lieb hat, sondern seine Not, der das Können des Arztes entspricht. Der eine braucht Hilfe, der andere kann sie leisten. Aus demselben Grund liebt auch umgekehrt der Arzt den Kranken und der Gelehrte seinen Schüler, weil sie an ihnen ihre Fähigkeiten anwenden können. (DASal 3, Seite 69)
Kommentiert: Innere Beziehung ist Quelle der Liebe
Thema: Einwilligung, Gnade, Freiheit
In diesem Sinn ermahnt uns der hl. Paulus, die Gnaden Gottes nicht vergeblich zu empfangen (2.Kor 6,1). Ein Kranker würde eine Arznei nehmen und doch nicht nehmen, das heißt, sie unnützer- und unfruchtbarerweise empfangen, nähme er sie nur in die Hand, ohne sie einzunehmen. So empfangen auch wir die Gnade Gottes vergeblich, wenn wir sie nur bis zur Pforte des Herzens gelangen, aber nicht zur Einwilligung des Herzens einlassen. Auf diese Weise empfangen wir sie, ohne sie zu empfangen, d. h. fruchtlos, da es ja nichts ist, eine göttliche Gnadenregung nur zu empfinden, ihr aber nicht zuzustimmen. Hätte ein Kranker die Arznei nicht nur in der Hand gehalten, sondern sie auch eingenommen, aber nur zum Teil, so könnte sie auch nicht ihr ganze Wirkung in ihm hervorbringen. So ist es auch, wenn Gott uns eine starke und mächtige Einsprechung sendet, damit wir uns seiner heiligen Liebe hingeben, wir aber nicht vollständig einwilligen. Sie wird uns nur in dem Maße nützen, als wir die Einwilligung geben. (DASal 3, Seite126)
Kommentiert: Es ist unser freier Wille, die Gnade Gottes in uns wirken zu lassen.
Durch die Sünde erkrankt der Geist und kann daher keine großen, starken Werke vollbringen; kleine aber kann er tun, denn nicht alle Handlungen eines Kranken sind selbst auch krankhaft. Der Kranke kann noch sprechen, sehen, hören, trinken. (DASal 4, Seite 226)
Kommentiert: Obwohl wir Sünder sind, können wir Gutes tun.
Der von Widerwillen erfüllte Kranke hat keinen Appetit, aber er wünscht es, ihn zu haben; er hat kein Verlangen nach Fleisch, aber er möchte dieses Verlangen haben. Theotimus, es liegt nicht in unserer Macht zu wissen, ob wir Gott über alles lieben, wenn Gott es uns nicht selbst offenbart. Wir können aber wohl wissen, ob wir darnach verlangen, ihn zu lieben. Fühlen wir in uns das Verlangen nach der heiligen Liebe, so wissen wir, dass wir zu lieben beginnen. (DASal 4, Seite 297)
Kommentiert: Wer lieben möchte, liebt bereits.