Nehmen wir zum Vergleich das Verhalten des Eisens zum Magnet, das man als unbewusste Liebe bezeichnen könnte. Es ist ein gutes Bild der fühlbaren und bewussten Liebe, von der wir sprechen. Das Eisen hat eine so innige Beziehung zum Magnet, dass es sich ihm zuwendet, sobald es seine Kraft verspürt. Es regt sich, rührt sich in leisen Zuckungen, wie wenn es Gefallen am Magnet fände, bewegt sich zum Magnet hin, strebt ihm zu und scheint alle Mittel anwenden zu wollen, um sich ihm zu vereinigen. (DASal 3, Seite 64)
Kommentiert: Liebe drängt zur Vereinigung
Kraft welcher Ähnlichkeit strebt denn Eisen zum Magnet hin? Hat ein Magnet nicht größere Ähnlichkeit mit einem anderen Magnet oder mit einem anderen Stein als mit Eisen, das von ganz anderer Art ist? Jene, die behaupten, dass jede Zusammengehörigkeit auf Ähnlichkeit zurückzuführen ist, versichern zwar, dass Eisen von Eisen und Magnet von Magnet angezogen wird, aber sie können nicht erklären, warum der Magnet das Eisen kräftiger anzieht, als Eisen das Eisen. Überdies, welche Ähnlichkeit besteht wohl zwischen Kalk und Wasser oder zwischen Wasser und einem Schwamm? Dennoch nehmen beide das Wasser äußerst begierig auf und offenbaren damit sozusagen eine zwar nicht gefühlte, aber doch außerordentlich starke Liebe zu diesem. Ebenso verhält es sich mit der menschlichen Liebe. Oft ist die Liebe zweier Menschen verschiedener Wesensart zueinander viel stärker als die Liebe solcher, die einander sehr ähnlich sind. (DASal 3, Seite 68)
Kommentiert: Gegensätze ziehen sich an
Sag mir, bitte, ist es nicht dem Magnet eigen, Eisen anzuziehen und sich ihm anzuschmiegen? Dabei sehen wir aber, dass auch das Eisen anderes Eisen anzuziehen vermag, wenn es vorher mit dem Magnet bestrichen wurde. Ohne also selbst Magnet zu sein, noch auch dessen Natur empfangen zu haben, hat das Eisen dessen Kraft und Eigenart; es vermag, wie der Magnet anzuziehen und an sich haften zu lassen. So besitzt auch die vollkommene Reue zwar nicht die eigentliche Tätigkeit der Liebe, aber wenn sie vom Liebesmotiv berührt wird, hat sie deren Kraft und Eigenart, nämlich den Antrieb zur Vereinigung, die unsere Herzen zum göttlichen Willen hinführt und an ihn heftet. (DASal 3, Seite 153)
Kommentiert: Reue führt unsere Herzen zur Vereinigung mit Gott
Wenn eine Menge lässlicher Sünden, einer Asche gleich, das Feuer der heiligen Liebe bedeckt und seine Flamme erstickt, so ist es doch nicht ganz erloschen. - Der Diamant hindert durch seine Nähe den Magnet, das Eisen anzuziehen, ohne ihm aber diese Kraft selbst zu nehmen, die sich dann wieder auswirkt, sobald das Hindernis entfernt ist. So nimmt auch die lässliche Sünde der Liebe nicht ihre Stärke und Wirkkraft, lähmt sie aber gewissermaßen und beraubt sie des Gebrauches ihrer Kraft, so dass sie untätig und unfruchtbar wird. (DASal 3, Seite 205)
Kommentiert: Die Sünde nimmt der Liebe die Kraft
Legt jemand einen Magnet zwischen mehrere Nadeln, so sieht er, dass sie plötzlich alle ihre Spitzen ihm zuwenden und sich an ihn hängen. So ist es auch, wenn der Herr inmitten unserer Seele seine beseligende, erfreuende Gegenwart fühlbar macht; es kehren dann alle unsere Fähigkeiten ihre Spitzen nach dieser Richtung hin, um sich mit dieser unvergleichlichen Güte zu vereinigen. (DASal 3, Seite 291)
Kommentiert: Gott zieht uns an sich.
Wenn Schiffer, die Eisen als Fracht mithaben, bei schwachen Winden ihre Schiffe mächtig ausholen sehen, so wissen sie, dass Magnetgebirge in der Nähe sind, die sie unmerklich anziehen. Ihre wohl erkenntliche und spürbare rasche Fahrt hat also eine unbekannte und unverspürbare Ursache. Ähnlich müssen auch wir urteilen, wenn wir sehen, dass unser Geist sich unter den kleinen Bemühungen unseres Willens mehr und mehr mit Gott vereinigt. Wir stellen fest, dass die Kraft unseres Windes nicht stark genug ist, diese rasche Fahrt zu ermöglichen, und schließen daraus, dass wohl der göttliche Liebhaber unserer Seelen uns durch geheime Einflüsse seiner Gnade zieht. Er will, dass wir sie nicht verspüren, damit wir sie umso mehr bewundern, uns nicht damit abgeben, diese Antriebe zu fühlen, sondern mit größerer Lauterkeit und Einfachheit bemüht seien, uns mit seiner Güte zu vereinigen. (DASal 4, Seite 37)
Kommentiert: Gott wirbt um uns und zieht uns an sich
Und dann geschieht es, dass der Wille, einem vom Magnet angezogenen Zeiger gleich, seine natürliche Unbeweglichkeit aufgibt und sich zum Pol wendet und bewegt. So schwingt und bewegt sich auch der von der himmlischen Liebe berührte Wille in Gott hinein. (DASal 4, Seite 48)
Kommentiert: Dein Wille geschehe
Ein Magnet zieht, wie jedermann weiß, das Eisen durch eine geheimnisvolle, wunderbare Kraft an sich. Es gibt aber doch fünf Dinge, die diese Wirkung behindern: 1. die zu große Entfernung, die zwischen ihnen liegt, 2. die Anwesenheit eines Diamanten zwischen ihnen, 3. wenn das Eisen eingefettet ist, 4. wenn es mit Knoblauch eingerieben ist, 5. wenn das Eisen zu schwer ist. Unser Herz ist für Gott geschaffen, der es ständig an sich lockt und nicht aufhört, in das Herz die Reize seiner himmlischen Liebe zu werfen. Fünf Dinge aber gibt es, die diese Reize hindern, sich auszuwirken: 1. die Sünde, die uns von Gott entfernt, 2. die Liebe zum Reichtum, 3. die sinnlichen Gelüste, 4. Stolz und Eitelkeit, 5. die Eigenliebe mit den ungezählten Leidenschaften, die sie hervorbringt und die eine uns niederdrückende, schwere Last sind. ... Wären alle Hindernisse und sogar die Schwere weg, so würde Eisen zwar kräftig, aber auch ruhig und gleichmäßig vom Magnet angezogen, und diese Anziehungskraft würde um so tatkräftiger und stärker, je näher sie einander wären und je mehr die Bewegung des Eisens ihrem Ziel zuginge. (DASal 4, Seite 74)
Kommentiert: Was hindert uns auf Gott hin zu leben?
Mag unser Lebensschifflein auch treiben, wohin es mag; mag es auch die Magnetnadel hierhin und dorthin ziehen, so kann es doch nicht daran gehindert werden, sich zu bewegen und sich nach seinem schönen Stern zu richten. (DASal 5, Seite 379)
Kommentiert: Unser Ziel ist Gott
Der Magnet zieht das Eisen an, der Amber Stroh und Heu; ob wir nun Eisen sind durch unsere Härte oder Stroh durch unsere Schwäche, wir müssen zu diesem allerhöchsten kleinen Kindchen finden, das die Herzen so an sich zieht. (DASal 7, Seite 243)
Kommentiert: Kommt alle zu mir ...
Thema: Seelenspitze, Versuchungen
Die Schiffe auf dem Meer haben alle einen Kompass, dessen Nadel, vom Magnet angezogen, stets auf den Polarstern zeigt. Selbst wenn das Schiff nach Süden fährt, zeigt die Kompassnadel dennoch unablässig nach dem Nordpol. So scheint es auch manchmal, als ob sich die Seele ganz nach der Sünde wende, so sehr ist sie von Zerstreuungen beunruhigt; die feine Spitze der Seele aber schaut unablässig auf Gott, der ihr Pol ist. Selbst die fortgeschrittensten Menschen haben manchmal so große Versuchungen, selbst gegen den Glauben, dass es ihnen scheint, die ganze Seele stimme zu, so verwirrt ist sie. Sie haben nur noch diese feine Spitze, die widersteht; und dieser Teil unserer Seele ist es, der das Geistesgebet vollzieht, denn obwohl alle anderen Fähigkeiten und Kräfte der Seele von Zerstreuungen erfasst sind, betet der Geist in seiner feinen Spitze. (DASal 9, Seite 236)
Kommentiert: Trotz aller Irrfahrten: Das Ziel ist Gott.