Thema: Jesus, Erlösung, Hingabe
Doch hüte dich ja davor, Theotimus, zu sagen, dass dieser Liebestod des Erlösers sich in der Weise einer Entrückung vollzogen hat. Denn der Gegenstand, um dessentwillen ihn die Liebe dem Tode überantwortet hat, war keineswegs so liebenswürdig, dass er seine göttliche Seele hätte an sich reißen können. Sie verließ also in ekstatischer Weise seinen Körper, von der Überfülle und Kraft der Liebe getrieben und hinausgeschleudert, so wie die Myrrhe einzig nur durch ihren Überfluss ihre ersten Säfte ausstößt, ohne dass man sie presst oder den Saft irgendwie herauszieht. Darum sagte er ja selbst, wie wir schon oben bemerkt haben: "Niemand entreißt mir meine Seele, ich gebe sie freiwillig hin." O Gott! Theotimus, was ist das für ein Glutherd, uns zu entflammen, dass wir uns doch den Übungen der heiligen Liebe für unseren so guten Heiland hingeben, der sich ihnen für uns, die wir so böse sind, so liebreich hingegeben hat! Diese Liebe Jesu Christi drängt uns (2.Kor 5,14). (DASal 4, Seite 222)
Kommentiert: Liebende Hingabe geschieht aus freiem Willen
Gehen wir nun zur Hoffnung weiter, der zweiten Voraussetzung, die notwendig ist, um gut zu beten. Die Braut, die aus der Wüste kommt, steigt empor wie ein Schößling oder eine Säule duftenden Rauches, bestehend aus Myrrhe. Das ist ein Sinnbild der Hoffnung; denn obwohl die Myrrhe einen lieblichen Duft ausströmt, schmeckt sie dennoch bitter. So ist auch die Hoffnung süß, insofern sie uns verspricht, dass wir uns eines Tages dessen erfreuen dürfen, was wir ersehnen; sie ist aber bitter, weil wir noch nicht im beglückenden Besitz dessen sind, was wir lieben. (DASal 9, Seite 226)
Kommentiert: Schon und noch nicht