Thema: Versuchung, Schwachheit
Wenn ein Mensch ohnmächtig ist und kein Lebenszeichen mehr gibt, legt man ihm die Hand aufs Herz; spürt man, dass es noch ein wenig schlägt, so weiß man, dass noch Leben in ihm ist, dass man ihn durch Arzneien wieder zu Kraft und Besinnung bringen kann. Auch bei heftigen Versuchungen scheint die Seele zuweilen so schwach zu sein, dass Ohnmacht sie umfängt: kein geistliches Leben, keine Bewegung ist mehr in ihr. Wollen wir aber erkennen, wie es wirklich um sie steht, dann legen wir ihr die Hand aufs Herz, prüfen wir, ob Herz und Wille noch ihre geistliche Bewegungsfreiheit besitzen, d. h. ob sie noch ihre Aufgabe erfüllen und der Versuchung wie der Lust ihre Zustimmung verweigern. Solang sich noch diese Weigerung regt, haben wir die Gewissheit, dass die Liebe noch in der Seele lebendig ist, dass Jesus unser Heiland sich noch in unserer Seele aufhält, wenn auch unsichtbar verborgen; durch inständiges Beten, häufigen Empfang der heiligen Sakramente und Gottvertrauen wird unsere Kraft sich wieder erneuern und volles, freudiges Leben uns wieder beseelen. (DASal 1, Seite 218)
Kommentiert: Auch ein kleiner Funke an Liebe kann das Feuer wieder entfachen.
Theotimus, wir wollen ein Gleichnis zu Hilfe nehmen, da diese Lehrweise dem allerhöchsten Meister der Liebe, von der wir sprechen, so angenehm war. Ein edler und mächtiger König vermählt sich mit einer überaus liebenswürdigen jungen Fürstin und führt sie in ein einsames Gemach, um sich mit ihr vertraulich zu unterreden. Kaum hat er damit begonnen, da sieht er sie plötzlich bleich werden und in Ohnmacht fallen. Groß ist nun sein Schrecken und sein Schmerz! Da er seine junge Gattin mehr liebt als sein eigenes Leben, ist er selbst einer Ohnmacht nahe. Aber die gleiche Liebe, die sein Herz mit so tiefem Schmerz erfüllt, gibt ihm die Kraft, ihr zu helfen und alles ins Werk zu setzen, seine geliebte Gemahlin aus der Ohnmacht zu erwecken. Er öffnet rasch einen nahen Wandschrank, entnimmt ihm eine sehr kostbare herzstärkende Medizin, öffnet gewaltsam den geschlossenen Mund, flößt ihr die Medizin ein und besprengt überdies noch ihr Gesicht damit, reibt ihre Schläfen und Hände, bis es ihm endlich gelingt, sie zum Bewusstsein zu bringen. Nun hebt er sie liebevoll auf und hilft ihr durch abermalige Stärkung auf die Füße, so dass sie nun auf ihn gestützt gehen kann; ohne die Hilfe seines Armes ginge es noch nicht. Schließlich reicht er ihr ein so wirksames und wertvolles Herzmittel, dass sie ihre früheren Kräfte vollständig wiedererlangt. Nun geht sie wieder allein, ihr Gemahl braucht sie nicht mehr so fest zu stützen; er hält aber noch ihre Hand in der seinen und seinen Arm unter ihrem. So führt er sie, hilft ihr und erweist ihr noch weiter seine Liebe. Man kann hier vier Liebesdienste des jungen Fürsten unterscheiden: 1) Er zeigt sich liebevoll besorgt um seine Gemahlin; 2) er gibt ihr immer noch kleine Stärkungen; 3) er ist immer bereit, sie zu stützen, wenn sie wieder schwach werden sollte; 4) er hilft ihr über unebene und rauhe SteIlen des Weges hinweg und stützt sie, wenn es bergauf geht oder wenn sie schneller gehen will. Mit dieser zärtlichen Fürsorge umgibt er sie bis zum Anbruch der Nacht und verlässt sie erst, bis man sie zu Bett gebracht hat. ... Sieht nun der Herr eine Seele, die in die Sünde gefallen ist. so ist es zwar nicht mehr erforderlich, dass er aus Liebe zu uns erneut sterbe, aber er eilt herbei, der Seele zu helfen, und öffnet mit unbeschreiblicher Erbarmung die Pforten ihres Herzen durch Empfindungen und Mahnungen des Gewissens. (DASal 3, Seite 167)
Kommentiert: Der gute Hirte sucht das verirrte Schaf.
Es wird alles gut werden. Möge sich noch so oft Finsternis ausbreiten, wir sind doch nahe dem Licht; mögen wir noch so oft unsere Ohnmacht fühlen, wir sind doch zu Füßen des Allmächtigen. Es lebe Jesus! Mögen wir uns nie mehr von ihm trennen, weder im Dunkel noch im Licht! (Röm 8,35-39). (DASal 5, Seite 90)
Kommentiert: Gottes Gegenwart hilft unserer Schwachheit auf.
Thema: Trockenheit, Leere, Seelenfinsternis, Demut
Lieben Sie Ihre Erniedrigung. - Aber, so sagen Sie, was heißt das: seine Erniedrigung lieben? Denn mein Verstand ist dunkel und ohnmächtig für alles Gute. Nun, meine Tochter, das ist es: Wenn Sie demütig ruhig, sanftmütig vertrauend bleiben inmitten dieser Dunkelheit und Ohnmacht, wenn Sie nicht ungeduldig werden, wenn Sie sich nicht abhasten, wenn Sie wegen alldem nicht der Aufregung verfallen, sondern gerne (ich sage nicht " fröhlich", aber ehrlich und fest) dieses Kreuz umfassen und in diesen Dunkelheiten bleiben, dann lieben Sie Ihre Erniedrigung. Denn was heißt erniedrigt sein anderes, als in Dunkelheit und Ohnmacht sein? Lieben Sie sich so aus Liebe zu dem, der Sie so haben will, und Sie werden Ihre eigene Erniedrigung lieben. (DASal 5, Seite 125)
Kommentiert: „Die Finsternis ist für Dich nicht finster.“