So schön die Ehre ist, wenn sie uns als Geschenk zufällt, so hässlich wird sie, wenn man sich um sie bemüht, nach ihr verlangt und sie fordert. Wenn der Pfau sein Rad schlägt und die Federn spreizt, enthüllt er zugleich das Niedrigste. (DASal 1, Seite 118)
Kommentiert: Lob und Ehre kann ich nur empfangen, nicht aber machen.
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Würde man nicht lachen über einen, dem es einfiele zu fragen, warum Gott die Melone größer als die Erdbeere, die Lilie größer als das Veilchen schuf? Warum der Rosmarinstrauch nicht eine Rose, die Nelke nicht eine Ringelblume ist, warum der Pfau schöner ist als die Fledermaus, warum die Feige süß, die Zitrone säuerlich ist? Würde man ihm nicht sagen: Du armer Mensch, die Schönheit der Welt erfordert ja gerade die Mannigfaltigkeit. Deshalb müssen die einzelnen Dinge mit verschiedenen und ungleichen Vollkommenheiten bedacht sein und keines darf dem anderen gleichen; es muss kleine und große, süße und sauere, schönere und minder schöne Dinge geben. (DASal 3, Seite 117)
Kommentiert: Viele Glieder bilden den einen Leib.
Der Zorn, Theotimus, ist sicher ein tüchtiger, tapferer und sehr unternehmender Diener, der vieles zu bewerkstelligen vermag. Aber er ist so hitzig, so unruhig, so unüberlegt und wild, dass er für gewöhnlich nichts Gutes tut, ohne gleichzeitig viel Übles anzurichten. Die Landwirte sagen, es sei nicht günstig, sich Pfaue im Hause zu halten, denn wenn sie auch Jagd auf Spinnen machen und die Wohnräume davon freihalten, so ruinieren sie doch dermaßen die Dächer, dass der Nutzen, den man von ihnen hat, weit übertroffen wird von dem Schaden, den sie anrichten. (DASal 4, Seite 210)
Kommentiert: Ruhe und Gelassenheit bringen mich sicherer an mein Ziel.
''Thema: Gute Meinung, Hingabe
Wenn die Pfauenweibchen an einem sehr hellen Platz ihre Eier ausbrüten, sind ihre Jungen auch ganz weiß. Und wenn unsere Absichten zur Zeit, da wir ein gutes Werk planen, oder einen Beruf er-greifen, in der Liebe Gottes begründet sind, so erhalten alle Handlungen, die daraus folgen, ihren Wert und ihren Adel von der Liebe, in der sie ihren Ursprung haben. Denn es ist doch klar, dass die Handlungen, die für meinen Beruf geeignet oder für meinen Plan erforderlich sind, von der ersten Wahl und dem ersten Entschluss abhängen, die ich getroffen habe. Doch darf man dabei nicht stehen bleiben, Theotimus, sondern um große Fortschritte in der Frömmigkeit zu machen, müssen wir nicht nur am Anfang unserer Bekehrung und dann jedes Jahr unser Leben und alle unsere Handlungen Gott weihen, wir müssen sie vielmehr alle Tage ihm opfern, wie ich es Philothea in der Morgenübung gelehrt habe. Denn durch diese tägliche Erneuerung unserer Hingabe durchdringen wir unsere Handlungen mit der Kraft und der Tugend der Liebe, indem wir unser Herz von neuem der Verherrlichung Gottes weihen, wodurch es immer mehr geheiligt wird. (DASal 4, Seite 307)
Kommentiert: Tägliche Hingabe heiligt.
Ich pflege zu sagen, dass zwischen einem schönen und einem gediegenen Geist der gleiche Unterschied besteht wie zwischen dem Pfau und dem Adler. Wie jeder weiß, ist der Pfau ein schöner Vogel und hat schöne Federn, aber er ist sehr eitel und stolz. Er macht ein Rad und spreizt sein Gefieder; was aber sind seine Werke? Er gibt sich nur mit Albernheiten ab; er nährt sich von Fliegen und Mücken; deshalb füttert ihn der Bauer nicht, da er außerdem unnütz in seinem Haus ist. Er verursacht Schaden, denn er steigt auf das Dach und deckt es ab, um Spinnen zu suchen. Die Adler dagegen, die kein so schönes Gefieder haben und nicht dieses schöne Äußere, verrichten trotzdem edlere Werke. Man sieht sie fast nie auf der Erde, sie schwingen sich vielmehr stets in die Lüfte. So sagen die Naturforscher, dass der Adler der König der Vögel ist, nicht wegen seiner Schönheit, sondern wegen seiner Hochherzigkeit. (DASal 9, Seite 355)
Kommentiert: Wahre Schönheit und Kraft entstehen im Herzen.