Man bemüht sich also besser, ohne Zorn auszukommen, als selbst mäßigen und berechtigten Zorn zu dulden. Werden wir einmal aus Schwäche und Unvollkommenheit davon überrascht, dann ist es besser, ihn rasch niederzuschlagen, als mit ihm zu unterhandeln; denn sowenig Freiheit man ihm auch zugesteht, er macht sich doch schnell zum Herrn der Lage, der Schlange gleich, die leicht ihren ganzen Leib nachzieht, wo sie einmal den Kopf durchstecken konnte. (DASal 1, Seite 131)
Kommentiert: Emotionen sind gut, wenn sie nicht über dich herrschen.
Thema: Liebloses Reden, Rufmord
Die üble Nachrede ist eine Art Mord. Wir haben drei Leben: das geistliche, das in der Gnade Gottes besteht, das körperliche, das seinen Sitz in der Seele hat, und das bürgerliche, das im guten Ruf liegt. Die Sünde nimmt uns das erste, der Tod das zweite, die üble Nachrede das dritte. Mit einer einzigen Verleumdung begeht der Ehrabschneider drei Morde: er tötet seine eigene Seele und die Seele seines Zuhörers, indem er das geistliche Leben beider vernichtet, außerdem das bürgerliche Leben dessen, über den er Schlechtes aussagt. Nach dem hl. Bernhard hat sowohl jener, der Schlechtes aussagt, wie jeder, der es anhört, den Teufel in sich: "der eine auf der Zunge, der andere im Ohr.'' David sagt von den Lästerern: "Sie haben ihre Zunge gespitzt wie die Schlangen“ (Ps 140,4). Die Schlange hat eine gegabelte Zunge mit zwei Spitzen, wie Aristoteles sagt. So ist auch die Lästerung beschaffen: mit einem einzigen Züngeln trifft sie das Ohr des Zuhörers und den guten Ruf ihres Opfers und vergiftet beide. (DASal 1, Seite 179)
Kommentiert: Das Wort hat die Macht, zum Leben zu verhelfen und zu töten.
Thema: Entscheidung, Klugheit, Loslassen
Wir können die Worte des Heilandes: "Seid klug wie die Schlangen" auch in diesem Sinne verstehen: Seid klug, wie die Schlange es ist, die den Leib preisgibt, wenn sie angegriffen wird, um den Kopf zu retten. Wir sollen es auch so machen, wir sollen, wenn nötig, alles preisgeben, damit wir den Heiland in uns retten, d. h. die Liebe zu ihm, die gleichsam das Haupt unserer Seele ist, denn Christus ist "unser Haupt" und wir sind "seine Glieder" (Eph 4,15; Kol 1,18; 1.Kor 6,15). (DASal 2, Seite 185)
Kommentiert: Dein Innerstes – die Liebe zu Gott, soll niemand dir nehmen.
Die in ländlichen Dingen Bewanderten bewundern die frische Unberührtheit und Reinheit der Erdbeeren; denn obwohl sie auf der Erde liegen und beständig von Schlangen, Eidechsen und anderen giftigen Tieren niedergedrückt werden, nehmen sie nicht die geringste Wirkung des Giftes, noch irgendeine schädliche Eigenschaft an; ein Zeichen, dass sie gar keine Anfälligkeit dafür haben. Von dieser Art sind auch die menschlichen Tugenden, Theotimus. Halten sie sich auch in einem niederen, irdisch gesinnten und von der Sünde sehr eingenommenen Herzen auf, so werden sie doch in keiner Weise von dessen Bosheit angesteckt. Sie sind von so echter und lauterer Natur, dass diese durch das Beisammensein mit dem Laster nicht verdorben werden kann. Hat doch Aristoteles selbst gesagt, die Tugend sei eine Fertigkeit, mit der niemand Missbrauch treiben könne (s. X,15). (DASal 4, Seite 227)
Kommentiert: Was Gott in dich hineingelegt hat, kann verschüttet werden, aber es geht nicht verloren.
Thema: Leidenschaften, Unvollkommenheit
Genau so soll die göttliche Liebe, wenn sie eine Leidenschaft oder natürliche Zuneigung in uns entstehen sieht, sie sogleich beim Fuße fassen und sich dienstbar machen. Was heißt das aber, sie beim Fuße fassen? Das heißt, sie binden und sie dem Dienste Gottes unterwerfen. Siehst du nicht, wie Moses die Schlange dadurch in einen Stab verwandelte, dass er sie beim Schwanz packte? (2.Mos 4,4). So werden unsere Leidenschaften zu Tugenden, wenn wir ihnen ein gutes Ziel setzen. (DASal 4, Seite 287)
Kommentiert: Für eine gute Sache eingesetzt, bringen auch meine Schattenseiten Früchte.
Ich weiß nicht, ob Sie mich gut kennen; ich denke es wohl für viele Bereiche meines Herzens. Ich bin kaum klug, und das ist eine Tugend, die ich nicht allzu sehr liebe. Nur notgedrungen liebe ich sie, weil sie notwendig, ja ich sage, sehr notwendig ist, und daraufhin gehe ich in aller Ruhe voran im Schutze der Vorsehung Gottes. Nein, wahrhaftig, ich bin keineswegs einfach, aber ich liebe überaus die Einfachheit. Um die Wahrheit zu sagen, gefallen mir die armen, kleinen und weißen Täubchen viel besser als die Schlangen: und wenn man die Eigenschaften der einen zu denen der anderen gesellen soll, so möchte ich keineswegs die Einfachheit der Taube der Schlange geben, denn die Schlange würde nicht aufhören, Schlange zu sein; aber ich würde die Klugheit der Schlange der Taube schenken, denn diese würde dadurch nicht aufhören, schön zu sein. (DASal 5, Seite 150)
Kommentiert: Klugheit hebt die Einfachheit nicht auf, sondern ergänzt sie.
Es ist schon so, dass sich die Schlange mit Gewalt in den harten Stein hineinzwängen muss, um ihre alte Haut abzustreifen und sich glücklich zu verjüngen. Gott sei gepriesen, meine sehr liebe Tochter, dass Sie die Kindeswehen gelitten haben, als Sie sich selbst Jesus, dem Christus gebaren! Gehen Sie jetzt heilig und sorgsam Ihren Weg in dieser Neuheit des Geistes (Röm 6,4; 7,6); hüten Sie sich, zurückzuschauen, denn das wäre äußerst gefährlich, und preisen Sie die göttliche Vorsehung, die Ihnen eine so liebenswerte Nährmutter vorbereitet hatte. (DASal 7, Seite 173)
Kommentiert: Das Entstehen neuen, kostbaren Lebens kostet manche Geburtswehen.
Wunderbar ist die Vorsehung für die Schlangen. Mit Fenchel reinigen sie die Augen, sie streifen die Haut ab und erneuern ihre Jugend, und wie die meisten glauben, heilen sie Wunden mit wildem Thymian. Und für uns sollte nicht sorgen, der für die Schlangen sorgt? Die Schlange frisst Staub und entbehrt nicht der Nahrung; das Herz des Menschen nährt sich vom Himmel; sollte der Himmel ihm fehlen? Die Schlange verliert das Gift, wenn sie trinkt; sollte der Mensch nicht das Gift der Leidenschaften verlieren, wenn er mit Himmlischem erquickt wird? Wie sollte Gott, der die treulose Schlange nicht im Stich lässt, den Menschen im Stich lassen, der ihm treu folgt? Das gestrige Evangelium von der Vorsehung Gottes (Jo 6,1-12). (DASal 9, Seite 152)
Kommentiert: Nichts kann dich trennen von der Liebe Gottes.