From Franz von Sales

Lexikon: Symbole :: Schwalbe

Schwalbe

Thema: Frömmigkeit, Leichtigkeit

flickr:Schwalbe

Der Strauß fliegt nie; die Hühner können wohl fliegen, aber nur schwerfällig, selten und nicht hoch; der Adler aber, die Tauben und Schwalben fliegen oft, mit Leichtigkeit und erheben sich hoch in die Lüfte. So schwingt sich auch der Sünder nie zu Göttlichem auf; er lebt nur auf der Erde und für die Erde. Gute Menschen erheben sich, ehe sie die Frömmigkeit erreicht haben, wohl zu Gott durch gute Handlungen, aber selten, langsam und schwerfällig. Fromme Menschen dagegen schwingen sich zu stolzen Höhen empor, sie tun es gern, häufig und schnell. Mit einem Wort: Frömmigkeit ist nichts anderes als Gewandtheit und Lebendigkeit im geistlichen Leben. Sie lässt die Liebe in uns oder uns in der Liebe tätig werden mit rascher Bereitschaft und Freude. Die Liebe bewirkt, dass wir alle Gebote Gottes beobachten; die Frömmigkeit; dass wir sie hurtig und bis ins kleinste erfüllen. Wer also nicht alle Gebote Gottes erfüllt, kann weder als gut noch als fromm bezeichnet werden; denn um gut zu sein, muss man die Gottesliebe besitzen; um fromm zu sein, außer der Gottesliebe noch eine große Behendigkeit und rasche Bereitschaft zu ihren Werken. (DASal 1, Seite 34)

Kommentiert: Frömmigkeit ist die Veredelung der Gottesliebe.


Thema: Besitz, Reichtum

"Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich'' (Mt 5,3); unglücklich also die Reichen im Geiste, denn das Elend der Hölle harrt ihrer. Reich im Geiste ist, wer die Reichtümer in seinem Geist oder den Geist immer in seinen Reichtümern hat. Arm im Geist dagegen ist, wer keine Reichtümer in seinem Geist und seinen Geist nicht in den Reichtümern hat. Die Seeschwalben bauen ihr Nest kugelförmig und lassen nur oben eine kleine Öffnung; auf die Wellen des Meeres gesetzt, ist dieses Nest so fest und so dicht, dass kein Wasser eindringen kann, so hoch die Wogen auch gehen mögen, die dagegen anstürmen; sie halten sich mitten in der Brandung über Wasser und beherrschen das Meer. So muss auch dein Herz sein: offen nur dem Himmel, unzugänglich für vergänglichen Reichtum. Hast du Besitz, so halte dein Herz frei von der Liebe dafür; es soll immer über den Reichtümern stehen und sie beherrschen, inmitten der Reichtümer arm sein. Nein, stecke diesen himmlischen Geist nicht in irdische Güter, handle so, dass er ihnen immer überlegen bleibt, dass er über ihnen steht, nicht in ihnen steckt. (DASal 1, Seite 143)

Kommentiert: Dein Herz gehört dem, dem du es öffnest.


Thema: Gebetsformen

In einem wunderbaren Gleichnis spricht sich Gottes Wort darüber aus, worin die Betrachtung besteht. Ezechias will in seinem Gesang die Gedanken beschreiben, die er sich über seine Krankheit machte, und sagt: "Wie ein Schwalbenjunges schreie ich und gleich einer Taube sinne ich nach" (Is 38,14). Hast du je beobachtet, Theotimus, wie die jungen Schwalben ihre Schnäbel weit aufsperren, wenn sie schreien, und wie im Gegensatz dazu die Tauben unter allen Vögeln die einzigen sind, die mit geschlossenem Schnabel gurren? Sie lassen ihre Stimme in ihrer Kehle und Brust gleichsam rollen, so dass der Schall nur als Widerhall nach außen dringt - und dieses leise Gurren dient ihnen dazu, ihren Schmerz, wie ihre Liebe zu äußern. Um nun zu zeigen, dass er mitten in seinem Ungemach oft mündliche Gebete verrichte, sagt Ezechias: "Ich schreie wie ein Schwalbenjunges;" ich öffne meinen Mund, um Klagetöne vor Gott auszustoßen. Um aber anderseits auch zu sagen, dass er das innerliche Gebet übe, fügt er hinzu: "Ich sinne nach wie eine Taube," indem ich meine Gedanken in meinem Herzen durch aufmerksame Erwägung hin- und herwende, um mich anzuspornen, die über alles erhabene Barmherzigkeit Gottes zu loben und zu preisen, die mich den Pforten des Todes entrissen hat (Is 38, 10) und Mitleid hatte mit meinem Elend. (DASal 3, Seite 276)

Kommentiert: Verschiedene Lebenssituationen brauchen verschiedene Gebetsformen.


Thema: Halt, Verankert

flickr:Seeschwalbe

Neulich erwog ich, was einige Schriftsteller über die Seeschwalben erzählen, jene kleinen Vögelchen, die am Gestade des Meeres brüten; sie bauen ihre Nester ganz kugelförmig und so dicht, dass das Meerwasser niemals einzudringen vermag; und nur oben haben diese Nester eine kleine Öffnung, durch die sie aus- und einatmen können. Dahinein legen sie ihre Jungen, damit sie, wenn das Meer sie überfällt, sicher schwimmen und auf den Wellen treiben können, ohne mit Wasser vollzulaufen und unterzusinken. Die Luft, die durch die kleine Öffnung eindringt, dient als Gegengewicht, sodass sie niemals umkippen. - O meine Tochter, wie sehr wünsche ich doch, dass unsere Herzen ebenso wären, so völlig fest, überall abgedichtet, damit die dagegen anprallenden Stürme und Unruhen der Welt nicht einzudringen vermögen, und dass unsere Herzen nirgendshin offen stehen als gegen den Himmel zu, um ganz für unseren Heiland zu leben und zu atmen. Und wofür ist dieses Nest gemacht, meine liebe Tochter? Wohl für die kleinen Küken dessen, der das Nest gebaut hat: also für die Liebe zu Gott, für die göttlichen und himmlischen Liebesregungen. Während aber die Seeschwalben ihre Nester bauen und ihre Jungen noch zu zart sind, um dem Ansturm der Wogen trotzen zu können, da sorgt Gott für sie und erbarmt sich ihrer und verhindert, dass das Meer sie erfasst und mit sich reißt. O Gott, meine Tochter, so wird denn diese höchste Güte das Nest unserer Herzen zugunsten seiner Liebe gegen alle Anstürme der Welt sichern, von denen wir gewiss überfallen werden. Ach, wie liebe ich diese Vögel! Rings vom Wasser umgeben, leben sie nur von der Luft, sind im Meer verborgen und sehen nur den Himmel! Sie schwimmen wie Fische und singen wie Vögel: und am meisten gefällt mir, dass der Anker, der ihnen Halt geben soll vor den Wogen, nach oben ausgeworfen ist und nicht nach unten. - O meine Schwester, meine Tochter, möge uns der gütige Jesus so werden lassen, dass wir inmitten der Welt und des Fleisches vom Geiste leben; dass wir inmitten der Eitelkeiten der Erde immer nur auf den Himmel schauen; dass wir, inmitten von Menschen lebend, ihn mit den Engeln preisen und dass unsere Hoffnungen stets nach obenhin und im Paradies verankert seien (Hebr 6,18 f). (DASal 9, Seite 100)

Kommentiert: Verankert nach oben gibt Sicherheit in den Stürmen der Welt.

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