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Lexikon: Symbole :: Sperber

Sperber

Thema: Betrachtung, Vorstellungskraft, Sammlung

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Du willst z.B. Jesus am Kreuz betrachten; stelle dir also vor, du befindest dich auf dem Kalvarienberg, du sehest und hörest alles, was beim Leiden Christi geschah und gesagt wurde. Oder du stellst dir vor, dass die Kreuzigung sich an dem Ort vollziehe, wo du gerade bist, wenn es dir so lieber ist. - So kannst du es auch bei der Betrachtung über den Tod oder die Hölle machen, wie ich es angegeben habe, so auch bei ähnlichen Betrachtungen, bei denen es um Sichtbares und Sinnenfälliges geht. Denn bei anderen kann diese Art der Vorstellung nicht in Frage kommen, so bei der Betrachtung über die Größe Gottes, die Schönheit der Tugenden, unser Ziel usw. Man könnte wohl Ähnlichkeiten und Vergleiche heranziehen, die sind aber schwer beizuholen, und ich will mit dir ganz einfach verfahren, damit dein Geist sich nicht abplagen muss, um alles mögliche auszutüfteln. Durch die Vorstellung wird dein Geist in das Geheimnis eingeschlossen, das du betrachten willst, damit er nicht hin- und herflattere, so wie man einen Vogel in den Käfig sperrt oder den Sperber an die Leine legt, damit er auf der Faust sitzen bleibe. (DASal 1, Seite 76)

Kommentiert: Die Vorstellungskraft hilft dir, bei der Betrachtung gesammelt zu bleiben.


Thema: Gehorsam, Macht, Menschsein

Ruft man einen Sklaven, so kommt er; sagt man ihm, er solle stehen bleiben, so steht er. Einen solchen Gehorsam kann man aber nicht von einem Sperber oder Falken erwarten. Will man, dass er zurückfliege, so muss man ihm die Lockspeise zeigen; will man ihn beruhigen, so muss man ihm die Haube aufsetzen. - Man sagt dem Knecht: Geh nach rechts oder nach links, und er tut es; um aber ein Pferd dazu zu bewegen, muss man die Zügel gebrauchen. So können wir auch den Augen nicht das Sehen verbieten, noch den Ohren das Hören, noch den Händen das Fühlen, noch dem Magen die Verdauung, noch dem Leib das Wachsen und das Gebären. Alle diese Fähigkeiten haben keinen Verstand und können daher nicht gehorchen. Niemand kann seiner Größe auch nur eine Elle hinzufügen (Mt 6,27). Rachel wollte Kinder haben, es war ihr aber versagt (1.Mos 30,1). (DASal 3, Seite 52)

Kommentiert: Ich darf Mensch sein.


Thema: Eigenliebe, Stolz

Bisweilen sieht man Tauben sich voll Eitelkeit in kunstvollen Spiralen oder in schwebendem Gleitflug gefallen, um ihr buntes Gefieder zur Schau zu tragen. Sperber und Falken, die sie belauern, schießen dann auf sie herab und packen sie mit ihren Krallen, was sie nie zustandebrächten, wenn die Tauben geradeaus fliegen würden, da diese schneller fliegen als Raubvögel. Nein, Theotimus, wenn wir uns nicht mit eitlen, vergänglichen Genüssen vergnügten und uns besonders nicht in unserer Eigenliebe gefielen, sondern, einmal im Besitz der göttlichen Liebe, unseren Flug mit Sorgfalt geradeaus richteten, dorthin, wohin sie uns trägt, nein, niemals würden sich dann Einflüsse und Versuchungen unser bemächtigen. - Leider aber lassen wir uns durch Selbstüberschätzung verführen und täuschen, schauen gleich eitlen Tauben immer wieder auf uns selbst, haften zu sehr an Geschöpfen und fallen so unversehens den Krallen unserer Feinde zum Opfer, werden von ihnen erfasst und verschlungen. (DASal 3, Seite 208)

Kommentiert: Ein geradliniger Weg setzt mich weniger der Gefahr aus.


Thema: Sünde, Gebundensein, Befreiung

Der hungrige Sperber späht nach der schönen Beute aus, will sich im Flug auf sie stürzen und sie ergreifen, um seinen Hunger und seine Gier zu stillen. Wenn er sich beim ersten Aufschwung gefesselt fühlt, schlägt er zornig mit den Flügeln und zappelt mit den Füßen, um seine Fesseln zu sprengen. So ergeht es auch der Seele, die auf diesem grünen, freundlichen Hügel der Hoffnung angekommen ist: sie sieht das Paradies, das ihr zur Beute gegeben ist, und versucht sich zu erheben. Da fühlt sie sich durch die Sünde gefesselt, unfähig, es zu erreichen. Welches Leid! Ihr fehlen weder die Flügel noch der Mut. Lasst uns die Fesseln sprengen (Ps 2,3). Der Herr befreit die Gefesselten (Ps 145,7). Nun beginnt sie sich zu bewegen. Sie will einerseits die Hölle fliehen, anderseits die Beute erringen. So gerät sie in den heiligen und gerechten Zorn der Reue. Doch stellt euch vor, der Sperber könnte sprechen und hätte Verstand, oder vielmehr, einer könnte für ihn sprechen; würde er dann nicht dem Herrn sagen: Lass mich frei, ich bitte dich. Ich werde nicht mehr auf Abwege geraten; ich will stets zu dir zurückkehren. Wenn sich die fromme Seele, die ja Verstand besitzt, gefesselt fühlt, macht sie es nicht wie der Vogel, der nur um sich schlagen kann. Sie schaut vielmehr auf ihren Herrn und sagt: Herr, befreie mich. Herr, meine Tochter wird von einem bösen Geist geplagt (Mt 15,22). Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele; mein Gott, auf dich vertraue ich; nie werde ich zuschanden werden (Ps 24,1f). (DASal 9, Seite 44)

Kommentiert: Setze dein Vertrauen auf Gott, er wird dich befreien.


Thema: Kontemplatives Ordensleben

Nun müssen wir vom Zweck des Gebetes sprechen. Man muss vor allem wissen, dass alle Dinge für das Gebet geschaffen sind. Als Gott Engel und Menschen erschuf, geschah es mit dem Ziel, dass sie ihn ewig im Himmel loben sollten... Wenn ihr in das Zimmer eines Fürsten kommt, werdet ihr dort einen Vogelbauer mit verschiedenen kleinen Vögeln in einem bunten, schön ausgestatteten Käfig sehen. Wenn ihr wissen wollt, zu welchem Zweck man ihn dort hingestellt hat, so nur dazu, um ihrem Herrn Freude zu machen. Wenn ihr euch anderswo umseht, werdet ihr dort Sperber, Falken und Raubvögel mit einer Lederkappe sehen; sie sind da, um Rebhühner und andere Vögel als Leckerbissen für den Fürsten zu fangen. Gott aber gelüstet nicht nach Fleisch, er hält sich keine Raubvögel, sondern nur kleine Vögel, die im Käfig eingeschlossen sind, um ihn zu erfreuen. Als solche Vögel kann man sich die Ordensmänner und Ordensfrauen vorstellen. Sie haben sich freiwillig im Kloster eingeschlossen, um das Lob Gottes zu singen. So muss ihre vorzüglichste Übung das Gebet sein, um das Wort Unseres Herrn im Evangelium (Lk 18,1) zu befolgen: Betet ohne Unterlass. (DASal 9, Seite 222)

Kommentiert: Betend da sein vor Gott


Thema: Kirche, Hirtenamt, Seelsorger

In den Häusern der Großen gibt es zwei Arten von Vögeln: solche, die nicht singen, und solche, die singen. Die nicht singen, das sind die Sperber, die immer auf die Suche gehen, um ihrem Herrn irgendetwas zum Essen zu bringen. Sie versinnbilden die Bischöfe und Seelsorger, die über ihre Herde wachen. Sie sind unablässig tätig, um irgendeine Seele für Gott zu gewinnen; wie Wachsoldaten vollbringen sie nützliche Werke in der Kirche. Es gibt auch andere, die nur singen, aber so wohlklingend, dass Unser Herr daran seine Freude hat. (DASal 9, Seite 360)

Kommentiert: Seelen für Gott gewinnen

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