Erwägungen. Denke an eine schöne, helle Nacht. Wie herrlich ist der Himmel mit seinen funkelnden Sternen! Zu dieser Pracht füge die eines strahlenden Tages, aber so, daß der Glanz der Sonne nicht den der Sterne und des Mondes überstrahle. Und dann sage kühn: Alle diese Schönheit zusammengenommen ist nichts gegen die Herrlichkeit des Himmels. Wie begehrenswert, wie liebenswert ist doch dieser Ort, wie kostbar diese Stätte! (DASal 1, Seite 55)
Kommentiert: Die Herrlichkeit des Himmels übersteigt jede Vorstellung.
Die Kometen erscheinen dem Auge größer als die Sterne, sind aber unvergleichlich kleiner und geringer; sie erscheinen aber größer, weil sie uns näher sind. So gibt es auch gewisse Tugenden, die uns näher liegen und deshalb augenfälliger, sozusagen greifbar erscheinen; daher werden sie gewöhnlich höher eingeschätzt. So zieht man meist eine Geldspende einem geistlichen Almosen vor; den Bußgürtel, das Fasten, die Geißel, Kasteiungen des Leibes der Sanftmut, Güte, Bescheidenheit und den Überwindungen des Herzens, die zweifellos wertvoller sind. - Wähle also die wichtigen Tugenden, nicht die beliebten, die vorzüglichen, nicht die auffallenden, die besseren, nicht die glänzenden. (DASal 1, Seite 108)
Kommentiert: Den Weg der kleinen Tugenden gehen.
Ihr wisst ja, wenn es auf einem See ganz windstill geworden ist und kein Lüftchen die Wellen kräuselt, dann spiegelt sich in einer wolkenlosen Nacht der ganze Sternenhimmel so schön klar darin ab, dass es scheint, als sähet ihr die Pracht über euch nun zu euren Füßen: so vermag auch die Seele das Bild Unseres Herrn in sich aufzunehmen, wenn es in ihr windstill geworden, d. h. wenn keine unnütze Sorge, keine Laune, keine Verstimmung sie stört und beunruhigt. Doch wenn die Stürme der Leidenschaft sie verwirren, trüben und aufwühlen, wenn sich die Seele von ihnen beherrschen und nicht die Vernunft Herr sein lässt, - dann wird die Seele niemals der glatte Spiegel sein können, auf dem das so schöne und so liebenswürdige Antlitz unseres gekreuzigten Herrn und all seine herrlichen Tugenden erscheinen, und niemals wird sie sein Brautgemach werden. (DASal 2, Seite 63)
Kommentiert: Lass deine Seele ruhig werden.
Thema: Liebe, Unvollkommenheit
Gewiss ist auch diese unvollkommene Liebe an und für sich gut; ja, als Geschöpf der heiligen Liebe und weil zu ihrem Gefolge gehörend kann sie nicht anders als gut sein. Tatsächlich hat sie ja der Gottesliebe treu gedient, solang diese in der Seele weilte. Sie ist auch stets bereit, ihr wieder zu dienen, falls sie in die Seele zurückkehren sollte. Vermag sie auch nicht Taten vollkommener Liebe zu vollbringen, so darf man sie deshalb nicht verachten, denn das ist eben ihr Wesen. - Die Sterne, verglichen mit der Sonne, haben nur matten Glanz, an und für sich betrachtet aber sind sie von großer Schönheit; in Gegenwart der Sonne haben sie keine Bedeutung, wohl aber in ihrer Abwesenheit. (DASal 3, Seite 229)
Kommentiert: Liebe darf wachsen.
Thema: Ewiges Leben, Vereinigung mit Gott
Die in Gott eingeströmte Seele stirbt nicht. Wie könnte sie auch sterben, wenn sie ins Leben versunken ist? Aber sie lebt, ohne in sich selbst zu leben. Denn so wie die Sterne, ohne ihr Licht zu verlieren, nicht leuchten, wenn die Sonne scheint, sondern die Sonne in ihnen leuchtet und sie im Lichte der Sonne verborgen sind, so lebt auch die Seele nicht, wenn sie in Gott eingegangen ist; sie verliert aber ihr Leben nicht, sondern Gott lebt in ihr. (DASal 3, Seite 306)
Kommentiert: Nicht mehr ich lebe, sondern Gott lebt in mir.
Thema: Heilige, Unbeständigkeit, Unvollkommenheit
Die Sterne sind wunderschön anzusehen, sie strahlen eine angenehme Helle aus; hast du sie aber genauer betrachtet, so wirst du gemerkt haben, dass sie diese Strahlen durch Glitzern, Funkeln und Aufflammen hervorbringen, wie wenn sie das Licht mühevoll in wiederholten Anstrengungen gebären. Vielleicht kommt das daher, dass ihr Licht wegen seiner Schwäche nicht ständig und gleichmäßig ausstrahlen kann, vielleicht auch daher, dass unsere Augen zu schwach sind und die Entfernung der Sterne zu groß ist, um sie ständig und gleichmäßig sehen zu können. So erfuhren auch die Heiligen, die den Liebestod starben, eine große Mannigfaltigkeit von Liebesanfällen und Liebesleiden, bevor es zu ihrem Hinscheiden kam ... Ursache war die Schwäche ihrer Liebe, die noch nicht ganz vollkommen war, ihr Werk nicht mit gleichmäßiger Festigkeit vollbringen konnte. (DASal 4, Seite 71)
Kommentiert: Niemand wird als Heiliger geboren.
Thema: Wille Gottes, Vereinigung mit Gott, Identität
Was geschieht mit dem Licht der Sterne, wenn die Sonne auf unserem Horizont erscheint? Es verlischt sicher nicht, sondern es wird durch das stärkere Licht der Sonne. mit dem es sich vermengt und verbindet, weggewischt und aufgesogen. Und was geschieht mit dem menschlichen Willen, wenn er dem göttlichen Wohlgefallen ganz und gar hingegeben ist? Er stirbt nicht völlig, aber er ist so versunken im Willen Gottes und so mit ihm vermengt. dass er gar nicht mehr in Erscheinung tritt, kein vom Willen Gottes getrenntes Wollen mehr hat. (DASal 4, Seite 154)
Kommentiert: Hingabe heißt nicht, die eigene Identität aufgeben.
Thema: Berufung, Verschiedenheit
Es gibt zwar bei denen, die Gott wahrhaftig lieben, verschiedene Grade der Liebe, aber doch nur ein einziges Liebesgebot, das allgemein und gleichmäßig jeden an ein und dieselbe ganz gleiche Verpflichtung bindet. Sie wird aber auf verschiedenerlei Weise mit einer unendlichen Vielfalt von Vollkommenheitsgraden erfüllt. Es gibt wohl nicht zwei Seelen auf Erden, noch Engel im Himmel, welche die ganz gleiche Liebe haben. So wie jeder Stern vom anderen im Glanz verschieden ist (1.Kor 15,41), so wird jeder Heilige nach der Auferstehung sich vom anderen unterscheiden. Jeder wird ein eigenes Lied der Glorie singen und "einen Namen erhalten, den niemand kennt außer jenem, der ihn empfangen hat" (Offb 2,17). (DASal 4, Seite 183)
Kommentiert: Liebe so wie du es kannst, so wie du bist.
Thema: Wille Gottes, Hinwendung zu Gott
Handeln wir gut, stimmen wir dem Willen Gottes bei; er sei der Stern, auf den sich unsere Augen während dieser Seereise heften; dann können wir nur gut ankommen. Ich bitte Gott, unseren Heiland, er möge in Ihnen und Sie in ihm leben und herrschen. (DASal 6, Seite 89)
Kommentiert: Gott sei der Leitstern unseres Lebens
Die seligste Jungfrau gebar ihren Sohn jungfräulich, wie die Sterne ihr Licht hervorbringen. Nun trägt Unsere liebe Frau in ihrem Namen die Bezeichnung Stern des Meeres oder Morgenstern. Der Stern des Meeres ist der Pol, auf den die Kompassnadel stets zeigt; durch ihn werden die Steuermänner auf See geführt und können erkennen, wohin ihre Reise geht. Jeder weiß, dass die frühen Kirchenväter, die Patriarchen und Propheten, alle nach diesem Polarstern ausschauten und ihre Seefahrt nach seiner Gunst lenkten. Die allerseligste Jungfrau ist auch der Morgenstern, der uns die liebliche Kunde vom Aufgang der wahren Sonne bringt (Lk 1,78). (DASal 9, Seite 208)
Kommentiert: Maria unser Vorbild
Der hl. Johannes hat (1. Jo 4,1) die Weisung gegeben, nicht jedem beliebigen Geist zu glauben. Wenn das jemals notwendig war, dann jetzt mehr denn je, da verschiedene einander widersprechende Geister mit gleicher Bestimmtheit unter Berufung auf das Wort Gottes in der Christenheit Glauben fordern. In ihrem Gefolge sieht man so viele Leute vom Weg abkommen, die einen dahin, die anderen dorthin, jeder nach seiner Laune. Der Ungebildete bewundert die Kometen und Irrlichter; er hält sie für echte Sterne und lebendige Planeten; besser Unterrichtete dagegen wissen wohl, dass sie nur Flammen sind, die sich in der Luft bewegen entlang bestimmter Dünste, die ihnen als Nahrung dienen. Sie haben mit den unvergänglichen Sternen nichts gemeinsam als diese große Helle, die sie sichtbar macht. Ebenso sah das bedauernswerte Volk unserer Tage bestimmte hitzige Köpfe im Gefolge irgendwelcher menschlicher Spitzfindigkeiten sich begeistern, die mit dem Buchstaben der Heiligen Schrift erklärt werden; es hielt sie für himmlische Wahrheiten und gab sich mit ihnen ab, obwohl rechtschaffene, urteilsfähige Leute versicherten, dass es nur irdische Erfindungen waren, die sich allmählich auflösen und keine andere Erinnerung an sie hinterlassen werden als das schmerzliche Bedauern über viele Übel, das gewöhnlich auf diese Scheingebilde folgt. (DASal 10, Seite 119)
Kommentiert: Prüfe, wes Geistes Kind sie sind.
Man muss zum Himmel aufsteigen, der unser Ziel und unsere letzte Heimat ist; die heiligen Dinge hier unten dienen uns als Leiter, um dorthin zu gelangen. Die Seeleute, die mit dem Blick auf die Sterne und unter ihrer Führung segeln, fahren deswegen nicht im Himmel, sondern auf Erden, sie schauen auch nur zum Himmel, um das Land zu suchen. Im Gegenteil, die Christen, die nur nach dem Himmel trachten, wo ihr Schatz und ihr sicherer Hafen ist, sehen sehr oft auf die Dinge hier unten, aber nicht um zur Erde zu gehen, sondern in den Himmel. (DASal 11, Seite 148)
Kommentiert: Verliere das Ziel nicht aus den Augen.