From Franz von Sales

Lexikon: Symbole :: Wein

Wein

Thema: Herzensgebete, geistliche Einkehr

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In solcher Weise übe die Stoßgebete, die der große hl. Augustinus so eindringlich der frommen Frau Proba empfahl. Wenn unser Geist ständig vertraulich und innig mit Gott verkehrt, dann wird er ganz vom Duft göttlicher Vollkommenheit durchdrungen werden. Diese Übung ist bestimmt nicht schwer. Man kann sie in alle Arbeiten und Beschäftigungen einflechten, ohne diesen irgendwie zu schaden; denn wie bei der geistlichen Einsamkeit wendet man sich bei diesen Stoßgebeten nur kurz von seiner Arbeit ab; sie wird dadurch nicht gestört, sondern vielmehr gefördert. Der Wanderer bleibt wohl einen Augenblick stehen, wenn er einen Schluck Wein nimmt, um Herz und Mund zu erfrischen; dadurch unterbricht er aber keineswegs seine Reise, sondern holt sich nur Kraft, um rascher und besser ausschreiten zu können.

Kommentiert: Herzensgebete schenken Kraft im Alltag


Thema: Entschlüsse, Tugenden, Fruchtbringen

Hast du deine Zustimmung gegeben, dann musst du mit großer Sorgfalt an die Verwirklichung und Ausführung der Einsprechungen gehen; das erst ist ja der Gipfel der echten Tugend, denn die Zustimmung im Herzen tragen, ohne sie zu verwirklichen, hieße einen Weinberg pflanzen, ohne zu wollen, dass er Frucht bringt. (DASal 1, Seite 96)

Kommentiert: Entschlüsse bringen erst Frucht, wenn sie ausgeführt werden


Thema: Liebloses Reden

Das Messer der üblen Nachrede wird unserer Ehre dienen, wie das Winzermesser dem Weinstock, der um so reichere Frucht trägt. (DASal 1, Seite 128)

Kommentiert: Oft wendet sich Schlechtes zum Guten


Thema: Liebloses Reden

Die witzige Lieblosigkeit ist die grausamste von allen. Der Schierling ist an sich kein gefährliches Gift; er wirkt sehr langsam und man kann leicht Gegenmittel anwenden. Mit Wein genommen ist er aber ein tödliches Gift, gegen das es keine Rettung gibt. So geht auch die üble Nachrede bei einem Ohr hinein, beim anderen hinaus, wie man sagt; sie bleibt aber im Gedächtnis der Zuhörer haften, wenn sie in geschickter, witziger Form gebracht wird. "Sie haben Natterngift auf ihren Lippen'', sagt David (Ps 12,5; 140,4). Der Biss der Natter ist fast unsichtbar, ihr Gift wirkt zuerst angenehm, so dass sich Herz und Gefäße erweitern und das Gift aufnehmen, gegen das es kein Heilmittel mehr gibt. (DASal 1, Seite 180)

Kommentiert: Lieblose Witze verletzen tief


Thema: Jesus, Erlösung

Man pflanzt einen Weinstock nur der Frucht wegen. Die Frucht ist also das Ersterwünschte und -erstrebte, wenngleich Blätter und Blüten ihr vorausgehen. So war auch der Heiland der Erste in Gottes heiligen Absichten und in der ewigen Planung, nach der die göttliche Vorsehung die Geschöpfe hervorbringen wollte. Dieser ersehnenswerten Frucht wegen wurde der Weinberg des Weltalls gepflanzt und die Folge der Geschlechter bestimmt, die gleich Blättern und Blüten ihm vorausgehen sollten als geeignete Vorläufer und Vorbereitung für jene Frucht, die die Braut im Hohenlied lobpreist und deren süßer Saft Gott und Menschen erfreut (HL 1,13, Richt 9,13). (DASal 3, Seite 111)

Kommentiert: Auf Jesus hin wurde die Welt erschaffen


Thema: Buße, Reue

Es ist bekannt, dass Wein sich durch Feuer in eine Flüssigkeit verwandelt, die in verschiedenen Sprachen "Lebenswasser" genannt wird. Man nennt sie auch "Branntwein", weil sie leicht entbrennt und den Brand nährt. In ähnlicher Weise bringt auch die liebende Betrachtung der beleidigten, über alles liebenswerten göttlichen Güte die Wasser heiliger Reue hervor und diesen Wassern entspringt wiederum das Feuer göttlicher Liebe. Man kann es als brennendes Lebenswasser bezeichnen - Wasser, weil die Buße ihrem Wesen nach nichts anderes ist als wahres Missfallen, wirklicher Schmerz und echte Reue - brennendes Wasser, weil es doch in sich die Kraft und Eigenart der Liebe trägt. Stammt es doch aus einem Liebesmotiv und vermag daher übernatürliches Leben zu spenden. (DASal 3, Seite 151)

Kommentiert: Schmerzende Reue ist ein Zeichen der Liebe


Thema: Versuchung, Gottesliebe

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Hast du schon diese merkwürdige Sache gesehen, die wohl jedermann kennt, aber nicht erklären kann? Sticht man ein vollgefülltes Weinfaß an, so fließt kein Wein aus, wenn man ihm nicht von oben her Luft macht. Sticht man aber ein schon zum Teil entleertes Faß an, so fließt es sofort aus. So ist es auch mit unserer Seele. Wenn sie in diesem sterblichen Leben auch die göttliche Liebe in reichem Maß besitzt, so ist sie dennoch nie so sehr davon erfüllt, dass sie nicht durch eine Versuchung sie verlieren könnte.

Wenn der Wein gereinigt und die Hefe entfernt ist, kann er leicht aufgehoben werden, ohne zu verderben; ist er aber noch mit Hefe vermengt, dann besteht große Gefahr, dass er trübe wird und verdirbt. Ähnlich ist es auch mit uns. Solange wir in diesem irdischen Leben sind, tragen wir immer die "Hefe" von tausenderlei Stimmungen und Armseligkeiten mit uns herum. Daher besteht große Gefahr, dass unsere Liebe ihren Gegenstand wechselt und trübe wird. (DASal 3, Seite 203)

Kommentiert: Hier auf Erden ist noch nichts vollkommen.


Thema: Gegenwart Gottes, Beschauung, innerer Friede

Man bedient sich des Honigweins nicht nur, um die Bienen in die Stöcke zurückzulocken, sondern auch, um sie zu beruhigen. Denn wenn unter ihnen ein Aufruhr oder eine Meuterei ausbricht, wenn sie sich gegenseitig umbringen und verletzen, kann der Imker kein besseres Mittel anwenden, als Honigwein mitten unter das kleine, wildgewordene Volk zu spritzen. Sobald die Bienen den süßen, lieblichen Geruch spüren, beruhigen sie sich, und indem sie sich dem Genuss dieser Süße hingeben, bleiben sie weiterhin friedlich und still. O ewiger Gott, wenn Du durch Deine süße Gegenwart unser Herz mit Wohlgerüchen erfüllst, die erquickender sind als der köstlichste Wein (HL 4,10) und als Honig, dann treten alle Kräfte unserer Seele in eine wohltuende Ruhe und in eine so vollkommene Stille ein, dass kein Empfinden mehr vorhanden ist als das des Willens. Und der Wille, gleichsam ein geistiger Geruchssinn, bleibt damit beschäftigt, die unvergleichliche Seligkeit der Gegenwart seines Gottes zu empfinden, ohne sich dessen bewusst zu sein. (DASal 3, Seite 297)

Kommentiert: In der Gegenwart Gottes sein lässt uns tiefen Frieden erfahren


Thema: Gottesliebe, Dankbarkeit

Die "gute Erde", die das Samenkorn aufgenommen, gibt es zu seiner Zeit hundertfach zurück. So kann auch das Herz, das an Gott Wohlgefallen gefunden, nicht umhin, Gott auch Wohlgefallen bereiten zu wollen. Keiner gefällt uns, dem nicht auch wir zu gefallen wünschen. Kühler Wein erfrischt zunächst den, der ihn trinkt. Aber sobald er vom Magen aufgenommen und dort erwärmt wurde, erwärmt er ihn wieder, und je mehr ihm der Magen Wärme mitteilt, desto mehr Wärme gibt er ihm zurück. Echte Liebe ist nie undankbar; sie trachtet denen zu gefallen, an denen sie Gefallen findet. (DASal 4, Siete 78)

Kommentiert: Dankbar antworten auf Gottes Liebe zu uns.


Thema: Tugenden

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Es gibt Tugenden, die auf Grund ihrer natürlichen Beziehung zur heiligen Liebe viel fähiger sind, ihren kostbaren Einfluss aufzunehmen und folglich auch an deren Würde und Wert teilzuhaben. So der Glaube und die Hoffnung, die gemeinsam mit der Liebe sich unmittelbar auf Gott beziehen, dann die Tugenden der Religion, der Buße und der Frömmigkeit, die sich für die Ehre seiner göttlichen Majestät verwenden. Diese Tugenden sind ihrer eigenen Beschaffenheit nach so stark auf Gott bezogen und so empfänglich für die Eindrücke der himmlischen Liebe, dass sie nur bei ihm, d. h. in einem gottliebenden Herzen sein müssen, um an ihrer Heiligkeit teilzunehmen. Will man den Trauben Olivengeschmack geben, so braucht man nur den Weinstock zwischen die Ölbäume zu pflanzen. Ohne dass sie sich gegenseitig berühren, durch die bloße Nachbarschaft, werden diese Pflanzen ihre Säfte und Eigenarten untereinander austauschen, so stark sind ihre Beziehungen und ihre Neigungen zueinander. (DASal 4, Seite 230)

Kommentiert: Die einzelnen Tugenden stehen in Beziehung zueinander


Thema: gute Werke, Kreuz

Aber wer kann denn diesen flüchtigen Augenblicken und diesen leichten Bedrängnissen solche Kraft geben? Scharlach, Purpur, ferner violetter Karmesin sind kostbare, königliche Stoffe, aber nicht der Wolle, sondern der Farbe wegen. Die Werke guter Christen haben so großen Wert, dass uns ihretwegen der Himmel geschenkt wird. Das geschieht aber nicht deswegen, Theotimus, weil sie von uns herrühren und Wolle unseres Herzens sind, sondern weil sie gefärbt sind mit dem Blute des Sohnes Gottes. Ich will damit sagen, dass der Heiland unsere Werke durch das Verdienst seines Blutes heiligt. Die mit dem Weinstock verbundene Rebe bringt nicht aus eigener Kraft Frucht, sondern durch die Kraft des Weinstockes. Wir aber sind durch die Liebe mit unserem Erlöser verbunden, wie die Glieder mit dem Haupte (Eph 4,15 f). Darum verdienen unsere Früchte und guten Werke das ewige Leben, weil sie aus Ihm ihren Wert schöpfen. (DASal 4, Seite 238)

Kommentiert: Aus Ihm leben wir.


Thema: Liebe, Tugenden

Es ist also wahr, Theotimus, wie wir schon anderswo gesagt haben (XI,3), dass der Ölbaum, der neben einen Weinstock gepflanzt ist, diesem seinen Geschmack verleiht. So teilt auch die Liebe den Tugenden, die sie antrifft, ihre Vollkommenheit mit. Pfropft man die Weinrebe aber auf einen Ölbaum, so spendet dieser ihr nicht bloß vollkommener seinen Geschmack, sondern er läßt sie auch an seinem Saft Anteil haben. Daher begnüge auch du dich nicht damit, die Liebe und mit ihr die Übung der Tugend zu haben, sondern sorge dafür, dass du die Tugenden aus Liebe und um der Liebe selbst willen übst, damit sie ihr gerechterweise zugeschrieben werden können. (DASal 4, Seite 305)

Kommentiert: Um der Liebe willen.


Thema: Wünsche

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Es ist gut, viel zu wünschen; aber man muss Ordnung in seine Wünsche hineinbringen und sie in die Tat umsetzen, jeden zu seiner Zeit und nach seinem Können. Man hindert Weinstöcke und Bäume daran, Blätter zu treiben, damit deren Feuchtigkeit und Saft nachher ausreiche, um Frucht hervorzubringen, und sich ihre natürliche Kraft nicht in einem zu reichlichen Sprießen von Blättern erschöpfe. Es ist daher gut, eine solche Vielfalt von Wünschen zu verhindern. Es wäre ja zu fürchten, dass unsere Seele damit herumspielt und die Sorge um die Verwirklichung dieser Wünsche fallen lässt, während doch gewöhnlich die geringste Ausführung derselben nützlicher ist als große Wünsche nach Dingen, für die wir nicht das Können besitzen. Gott wünscht doch von uns mehr Treue bei den kleinen Dingen, die er in unsere Macht legt, als Eifer für große Dinge, die nicht von uns abhängen. (DASal 6, Seite 36)

Kommentiert: Das tun, was möglich ist.


Thema: Schritt für Schritt, Geduld, Tugendstreben

Ja wirklich, gnädige Frau, wir müssen ganz ruhig darangehen, Überflüssiges und Weltliches aus unserem Leben zu streichen. Sehen Sie nicht, dass man die Weinstöcke nicht mit Beilen ausästet, sondern sie behutsam, Rebe um Rebe, mit dem Gartenmesser zurückschneidet? Ich habe einst ein Bildwerk gesehen, an dem der Meister zehn Jahre lang gearbeitet hat, bevor es vollendet war, und er hat nie aufgehört, mit Meißel und Stichel kleinweise alles von ihm wegzunehmen, was die richtige Proportion störte. Nein, es ist zweifellos nicht möglich, an einem Tag dahin zu kommen, wonach Sie streben: Sie müssen erst einmal diesen Punkt erreichen, morgen einen anderen. Nur Schritt für Schritt können wir Herr über uns selbst werden, was keine kleine Eroberung ist. (DASal 4, Seite 42)

Kommentiert: Behutsam mit sich umgehen.


Thema: Geistliche Freundschaft, Achtsamkeit

Mit diesem Brief erhielt ich den Bericht, den mir die gute Tochter, die Sie kennen, über den kleinen Zwischenfall geschickt hat, der ihr in der geistlichen Freundschaft mit der Person zugestoßen ist, zu der sie Vertrauen gefasst hatte. Weil Sie ihr besser zu sagen vermögen, als ich ihr schreiben kann, was ich darüber mitteilen möchte, will ich es Ihnen sagen. Sie soll doch über diese Schwierigkeit nicht erstaunt sein; denn das ist nur Schmutz und Rost, der sich gewöhnlich im menschlichen Herzen auf die reinsten und aufrichtigsten Neigungen legt, wenn man nicht aufpasst. Sieht man nicht, dass die Weinstöcke, die den besten Wein hervorbringen, am meisten Wucherungen ausgesetzt sind und mehr ausgeputzt und zurück geschnitten werden müssen? So auch die Freundschaft, selbst die geistliche. Aber das muss noch beachtet werden: Die Hand des Winzers, der die Rebe ausputzt, muss sehr feinfühlig sein, weil ja die auftretenden Wucherungen so winzig und fein sind, dass man sie zu Beginn fast nicht sieht, wenn man nicht recht geübte und offene Augen hat. Es nimmt daher nicht wunder, wenn man sich dabei oft täuscht. (DASal 6, Seite 101)

Kommentiert: Auch geistliche Freundschaft bedarf der Pflege und der Achtsamkeit


Thema: Tugenden, Leid

Meine liebe Mutter, die Tugenden, die im Wohlergehen wachsen, sind gewöhnlich zart und schwach, die aber in der Trübsal geboren werden, sind stark und fest, so wie man auch sagt, dass die besten Weine zwischen Steinen wachsen. (DASal 6, Seite 370)

Kommentiert: Tugend erhält ihre Festigkeit auch im Überstehen von Schwierigkeiten


Thema: Fehler, Toleranz

Ich finde, es gibt in dieser Welt nichts Gutes ohne Plage. ... Es gibt keinen Wein ohne Hefe auf dieser Welt. Wir müssen also abwägen: Ist es besser, dass es in unserem Garten auch Dornen gibt, damit wir einmal Rosen haben, oder dass wir lieber gar keine Rosen haben wollen, damit wir auch keine Dornen haben? Wenn dieses Mädchen mehr Gutes als Schlechtes mit sich bringt, wird es gut sein, sie aufzunehmen; wenn sie aber mehr Schlechtes als Gutes mit sich bringt, soll man sie nicht aufnehmen. (DASal 7, Seite 86)

Kommentiert: Nicht so sehr auf die Fehler achten, sondern auf das Gute.


Thema: Heilige, Verschiedenheit, Fruchtbringen

flickr:Traube

Um auf den ersten Punkt einzugehen: ihr wisst sicher alle, dass die Menschen auf dreierlei Weise zur Heiligkeit gelangt sind, d. h. dass sie in verschiedenem Alter und auf verschiedene Art Heilige wurden. Bei den einen gab es nichts als Heiliges, Sanftes und Wohlgefälliges. Sie begannen sehr eifrig, machten Fortschritte und fanden ein kostbares Ende. Alles war bei ihnen gut, die Blätter, die Blüten und die Früchte: ihre Kindheit, ihre Jugend und ihr weiteres Leben. Wie viele heilige Männer und Frauen haben sich seit ihrer Kindheit dem Dienst Gottes gewidmet und geweiht, die standhaft bis ans Ende ausharrten und sehr köstliche Früchte trugen. Unter ihnen ist der hl. Johannes der Täufer, dessen Enthauptung wir morgen feiern werden. Er war überaus bewundernswert in seinem ganzen Leben; an ihm gab es nichts, was nicht hervorragend war. Das gleiche könnt ihr von einer guten Zahl von Heiligen annehmen. Wir sehen manche Pflanzen, bei denen alles zu irgendetwas zu gebrauchen ist: die Blätter, die Blüten und die Früchte. Um mich kurz zu fassen, will ich nur von einer sprechen. Betrachtet den Weinstock. Seine Blüten sind nicht nur schön anzusehen, sie sind auch geeignet als Mittel gegen das Gift der Schlange; seine Frucht dient auch, solange sie noch nicht reif ist, zum Gebrauch des Menschen (denn aus ihr bereitet man einen Saft, der für die Gesundheit sehr nützlich ist). Sie wächst aber stets weiter, bis sie ihre Reife erreicht hat; dann liefert sie uns einen sehr bekömmlichen und köstlichen Wein. Es gibt andere Pflanzen, die wahrhaft gute und liebliche Früchte tragen, die aber keine Blüten haben. Von dieser Art sind die Feigenbäume. Ihr Stamm ist rau und hat nichts Angenehmes; ihre unreifen Früchte sind gewiss sehr herb; sie haben keinen Geschmack, schmecken im Gegenteil fad. Sind sie aber reif, so gibt es nichts so Süßes und Liebliches wie die Feige, die um so angenehmer im Geschmack ist, als sie am Anfang unschmackhaft war. Von dieser zweiten Art sind die Heiligen, zu denen der hl. Augustinus gehörte. So ist es nicht ohne geheimnisvolle Bedeutung, dass er sich ausgerechnet im Schatten eines Feigenbaumes bekehrte. Das sollte zeigen, dass die Früchte seines reifen Lebens, obwohl sein Anfang roh und schlecht war, doch sehr kostbar wurden. (DASal 9, Seite 390)

Kommentiert: Manches braucht seine Zeit – steht dann aber anderem in nichts nach.


Thema: Gebet, Gemeinschaft der Heiligen, Kirche

Aber ach, wir sind armselige Menschen! Unsere Gebete sind so kalt und schwach, nachlässig und lau. Zwischen den Gebeten der Seligen und den unseren besteht wahrhaftig ein Unterschied und ein Missverhältnis. O Gott, die glorreichen Heiligen beten ständig und unablässig, ihre Glückseligkeit ist es, immerwährend das Lob Gottes zu singen, aber mit solcher Glut, tiefer Demut, Liebe und Festigkeit, dass es von unvergleichlichem Wert ist. Wenn unser armseliges, geringes und unreines Gotteslob sich mit dem ihren verbindet, gewinnt es eine wunderbare Kraft und Wirksamkeit. Damit ist es so wie mit einem Tropfen Wasser, der in ein Fass Wein fällt: er hört auf zu sein, was er war, und verwandelt sich in Wein. Wenn unsere Gebete in Verbindung mit denen der glorreichen Heiligen vor die göttliche Majestät gelangen, verlieren sie ebenso ihre Schwäche und nehmen die Kraft, Stärke und Wirksamkeit der ihren an. Durch diese himmlische Verbindung werden sie kostbar vor Gott und verdienstvoll für uns und unseren Nächsten; denn die göttliche Güte und Liebe will nicht, dass man sich nur für sich bemüht, sondern auch für den Nächsten. (DASal 9, Seite 407)

Kommentiert: Mein persönliches Gebet ist gut aufgehoben im Gebet aller.


Thema: Kirche, Einheit

Wir sehen auch, dass aus vielen Trauben, die miteinander gepresst werden, nur ein Wein wird und dass man nicht mehr feststellen kann, welcher Wein von diesem Rebstock oder von dieser Beere stammt, sondern dass alles miteinander vermengt nur einen Wein ergibt, der von vielen Rebstöcken und Trauben gewonnen wird. Ebenso bildeten die Herzen der ersten Christen, in denen die heilige Liebe und Zuneigung herrschte, nur einen Wein, der aus vielen Herzen wie aus vielen Trauben zusammengesetzt war. Was aber eine so große Einheit unter ihnen bewirkte, meine Lieben, das war nichts anderes als die heilige Kommunion (Apg 2,42; 1. Kor 10,17). Als sie aufhörte oder seltener wurde, begann die Liebe bei den Christen im gleichen Maß zu erkalten und sie verlor sehr an Kraft und Anmut. (DASal 9, Seite 445)

Kommentiert: Ein Wein aus vielen Trauben


Thema: Wort Gottes, Übersetzungen

Es gibt nichts auf der Welt, das sich nicht ändert und seinen ursprünglichen Glanz verliert, wenn es durch viele Hände geht. Der Wein, den man oft ausgießt und umfüllt, wird schal und verliert seine Kraft; wenn das Wachs geknetet wird, ändert es die Farbe; die Münze verliert ihre Prägung. Glaubt mir, dass auch die Heilige Schrift, wenn sie durch so viele Übersetzer in so vielen Übersetzungen und Rückübersetzungen geht, sich verändern muss. (DASal 10, Seite 139)

Kommentiert: Übersetzungen müssen sehr achtsam geschehen

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