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Lexikon: A-Z :: Théodore de Bèze


Théodore de Bèze

Théodore de Bèze

Welche Rolle spielte für Franz von Sales Théodore de Bèze?

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  1. 1. Direkter Gegenspieler
  2. 2. Hoffnung auf Umkehr
  3. 3. Glaubensgespräche
  4. 4. Bestechung?
  5. 5. Messe für das Seelenheil

Théodore de Bèze (1519-1605) war der Nachfolger von Jean Calvin, dem Gründer der Calvinisten, in Genf. Er war also der direkte Gegenspieler des hl. Franz von Sales in seinem Versuch, die Calvinisten für die Katholische Kirche zurückzugewinnen.


1.  Direkter Gegenspieler

In seinen Kontroversschriften und apologetischen Predigten zur Verteidigung des katholischen Glaubens nannte Franz von Sales Jean Calvin und Théodore de Bèze meist im gleichen Atemzug, wobei für Franz von Sales Bèze die calvinische Häresie noch verschärfte. In einem seiner berühmten Flugblätter aus der Zeit der Chablais-Mission schrieb er etwa: „Calvin wollte sich wohl absichern mit einer Unterscheidung, indem er sagte, die Kirche könne irren in Dingen, die nicht zum Heil notwendig sind, nicht aber in notwendigen. Beza dagegen erklärt offen, sie habe so sehr geirrt, dass sie nicht mehr Kirche sei.“ (DASal 10,69)


2.  Hoffnung auf Umkehr

Franz von Sales musste jedoch auch Informationen darüber erhalten haben, dass es begründete Hoffnungen gäbe, Bèze zur Rückkehr in die Katholischen Kirche bewegen zu können. So schrieb er 1596 in einem Brief an Papst Clemens VIII., den er P. Esprit de Beaume, seinem Mitstreiter im Chablais, nach Rom mitgab. In einem späteren Brief, den er 1597 nach Rom schickte, berichtet er darüber: „Im vergangenen Jahr haben P. Esprit de Beaume, ein Prediger aus dem Kapuzinerorden, und ich selbst, überzeugt durch gewichtige Aussagen vieler Leute, auf die Bekehrung Bezas, des Ersten unter den häretischen Calvinisten, und auf seine Rückkehr zur katholischen Kirche zu hoffen begonnen. Um für eine so wünschenswerte Sache es weder an unseren Bemühungen fehlen zu lassen noch Mittel zu vernachlässigen, sind wir übereingekommen, dass P. Esprit, der zum Generalkapitel seines Ordens nach Rom kommen sollte, die ganze Angelegenheit der Güte Eurer Heiligkeit unterbreiten und Sie bitten sollte, dass es dem Häresiarchen (wenn das Gerücht sich bestätigt) nicht an der apostolischen Fürsorge fehle.“ (DASal 10,339)


3.  Glaubensgespräche

Franz von Sales erhielt von Papst Clemens VIII. tatsächlich den Auftrag, mit Bèze Glaubensgespräche zu führen. Der Dompropst besuchte daher 1597 den Genfer Reformator drei Mal, um ihn davon zu überzeugen, dass die katholische Lehre richtig und die Lehre der Calviner falsch sei. Durch die Art und Weise wie Franz von Sales diese Gespräche führte – mit hoher Intelligenz und vor allem mit einer großen Achtung vor seinem Gegenüber – konnte sich der Dompropst tatsächlich begründete Hoffnungen machen, dass Bèze sich Schritt für Schritt der katholischen Kirche annähern könnte. „Nach meiner Ansicht“, so schreibt Franz von Sales nach dem ersten Gespräch (9. April 1597) an Papst Clemens VIII., „wäre es möglich, ihn zum Schafstall unseres Herrn zurückzubringen, wenn man sich häufiger und ungestörter mit ihm aussprechen könnte; das glaube ich mit allem Vorbehalt seinen Worten entnehmen zu können“ (DASal 10,340). Nach einem zweiten Gespräch (3. Juli 1597) meinte Théodore de Bèze, er sei bereit, seine Religion aufzugeben, falls man ihm eindeutig nachweisen könne, dass er im Irrtum sei; er bete zu Gott, dass er ihn dies erkennen lasse. Das genaue Datum des dritten Besuches ist nicht bekannt, es blieb jedoch das letzte Gespräch, in dem Bèze nicht mehr von seinen calvinischen Standpunkten abrücken wollte.


4.  Bestechung?

Etwas, das die calvinischen Gemüter bis heute erhitzt, darf von diesem dritten Gespräch nicht unerwähnt bleiben. Franz von Sales bot nämlich Théodore de Bèze bei diesem letzten Gespräch eine Rente von „4000 Goldtalern“ an, sollte er dem Calvinismus abschwören. Die Calviner werten dieses Angebot eindeutig als Bestechung. Franz von Sales seien eben die Argumente ausgegangen, daher versuchte er die Bekehrung Bèzes mit Geld zu erkaufen. Tatsache jedoch ist, dass Franz von Sales aufgrund anderer Bekehrungen ganz genau wusste, was mit einem Calviner geschah, der zur katholischen Kirche zurückkehrten. Er wurde von den Calvinern seines gesamten Besitzes beraubt. Er musste sein Haus verlassen und stand mittellos auf der Straße. Franz von Sales war nicht nur im Fall Bèzes bemüht, diesen sicheren materiellen Verlust auszugleichen. Er bemühte sich auch bei vielen anderen Calvinern, die bei einer eventuellen Bekehrung Angst um ihren Besitz und damit um ihre Zukunft hatten, einen finanziellen Ausgleich zu schaffen. So und nicht anders ist dieses Angebot an Bèze zu verstehen. Franz von Sales wollte Béze deutlich machen, dass er nach seiner Bekehrung nicht mittellos wäre, auch wenn er sein gesamtes Hab und Gut in Genf zurücklassen müsse.


5.  Messe für das Seelenheil

Eine Rückkehr Théodore de Bézes zur katholischen Kirche fand jedoch nicht statt. Der Genfer Reformator starb am 13. Oktober 1605 im Alter von 86 Jahren. Ein besonderes Zeichen dafür, wie Franz von Sales zu Andersgläubigen stand, selbst wenn diese zur Elite seiner Glaubensgegner gehörten, ist die Tatsache, dass er eine Heilige Messe für das Seelheil Bézes nach dessen Tod feierte.

Herbert Winklehner OSFS


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