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Zum Fest der Darstellung Marias

Annecy, 21. November 1619 (OEA IX,231-239; DASal 9,294-300)

Das Evangelium (Lk 11,27f), das uns die heilige Kirche am heutigen Fest vorlegt, setzt sich aus zwei Teilen zusammen, die beide auf das Lob der hochheiligen Jungfrau hinauskommen, deren Darstellung im Tempel wir feiern. Der erste berichtet: Während Unser Herr predigt, ruft eine Frau ganz laut und sagt zu ihm: Selig ist der Schoß, der dich getragen, und die Brüste, die dich genährt haben. Er antwortet ihr darauf: Selig sind jene, die das Wort Gottes hören, es anhören und es befolgen. Das ist der zweite Teil; bei ihm will ich vor allem verweilen, weil er mehr zum Ruhm der seligsten Jungfrau beiträgt.

Das gibt unser göttlicher Meister uns zu verstehen durch die Antwort, die er jener Frau gab; denn wenn auch der erste Lobspruch vom Heiligen Geist eingegeben war, wurde er doch von einem Menschen ausgesprochen. Da aber der Heiland das Lob, das man seiner hochheiligen Mutter spendete, nicht mindern sondern steigern wollte, setzte er das Loblied fort, das von der hl. Marcella zu Ehren Unserer lieben Frau angestimmt wurde, und sagte: Das ist wahr, aber noch seliger ist sie, weil sie das Wort meines Vaters gehört und es befolgt hat. Ohne Zweifel ist es eine große Ehre, daß sie mich in ihrem Schoß getragen und mit der Milch genährt hat, die ihren Brüsten entquoll, mich, der ich die Nahrung der Engel und der Menschen in der himm- lischen Glorie bin. Dennoch war das nicht die Grundlage ihrer Glückseligkeit, sondern daß sie stets gehorsam gegen den Willen meines Vaters war. Die Seligkeit ist nicht an die Würde gebunden und wird nicht nach deren Maß verliehen, sondern nach dem Maß unserer Einheit mit dem göttlichen Willen. Wenn man also die Würde der Mutter Gottes von der vollkommenen Unterwerfung der allerseligsten Jungfrau unter seinen heiligen Willen trennen könnte, hätte sie doch den gleichen Grad der Glorie und die gleiche Glückseligkeit besessen, die sie jetzt im Himmel hat. Nun, das sei nebenbei gesagt.

Unsere liebe Frau hatte drei große Vorzüge vor allen bloßen Geschöpfen: 1. war sie dem Willen Gottes, d. h. seinem Wort stets ganz gehorsam, und das vom Augenblick ihrer Empfängnis an, ohne jemals auch nur einen Augenblick zu schwanken oder abzuweichen. Sie war nie einer Versuchung ausgesetzt und konnte sich nie lösen von jener Vereinigung und Verbindung ihres Willens mit dem Willen Gottes, die sie damals einging. Dieser Vorzug wurde keinem anderen Geschöpf zuteil, nicht einmal den Engeln; sie konnten sich ja ändern und sich der Gnade begeben, die sie von der göttlichen Majestät bei ihrer Erschaffung empfangen hatten. Das zeigt der Sturz Luzifers und seines Anhangs zur Genüge. Und was die Menschen betrifft, wer könnte Mensch sein und nicht wissen, daß er dem Wechsel und der Veränderung unterworfen ist? Diese Erfahrung machen wir an uns selbst jeden Tag. Wo ist einer, der stets in der gleichen Stimmung wäre? Zur Stunde wollen wir dies, gleich darauf wollen wir es nicht mehr, sondern möchten etwas anderes; innerhalb kurzer Zeit sind wir fröhlich, dann traurig; kurz, es ist ein ständiger Wechsel.

Unsere liebe Frau kann nie von der ersten Gnade abweichen, die sie von der erhabenen Majestät empfangen hat, da sie immer in Abhängigkeit vom göttlichen Willen blieb, so daß sie unaufhörlich neue Gnaden verdiente. Und je mehr sie empfing, um so mehr wurde ihre Seele fähig, Gott anzuhangen, so daß sie sich mehr denn je mit ihm vereinigte und ihre erste Verbindung mit ihm festigte. Wenn man also eine Veränderung in der seligsten Jungfrau feststellen kann, dann die, daß sie sich noch mehr vereinigte und, soviel sie konnte, in jeder Art von Tugend zunahm, um ihren Entschluß, Gott ganz zu gehören, unveränderlich zu machen. Deshalb wollte sie sich in den Tempel zurückziehen, nicht weil es für sie notwendig gewesen wäre, sondern um uns, die wir dem Wandel unterworfen sind, zu lehren, daß wir uns aller möglichen Mittel bedienen müssen, um unsere inneren und äußeren guten Vorsätze recht zu bestärken und zu bewahren. Für sie genügte es, um in ihrem guten Vorsatz zu beharren, daß sie sich vom ersten Augenblick ihres Lebens an Gott hingegeben hat, ohne daß sie deswegen das Haus ihres Vaters hätte verlassen müssen. Sie brauchte nicht zu fürchten, daß äußere Dinge sie je ablenken könnten; aber als gute Mutter wollte sie uns lehren, daß wir nichts unterlassen dürfen, um unsere Berufung recht zu sichern, wie der hl. Petrus uns mahnt (2 Petr 1,10). Die heilige Jungfrau besaß den Gebrauch der Vernunft vom Augenblick ihrer Empfängnis an und sah im selben Augenblick, wie die göttliche Güte sie vor dem Abgrund der Erbsünde bewahrte, in den sie gestürzt wäre, hätte sie nicht seine allmächtige Hand zurückgehalten. Aus Dankbarkeit für diese Gnade übergab und weihte sie sich so unbedingt seinem Dienst, daß das Wort, das sie der göttlichen Majestät gab, unwiderruflich war. Dessen ungeachtet aber hielt sie drei Jahre lang ihren Entschluß verschlossen und verborgen unter der Gestalt des Kindseins. Ich sage, unter dem äußeren Anschein, denn in Wirklichkeit war sie kein Kind, sondern führte ein rein beschauliches Leben, da sie den Gebrauch der Vernunft besaß. Sie war ein so weises Kind, wie man sich keines vorstellen kann, das ihr je gleichkäme, abgesehen von ihrem vielgeliebten Sohn. Als sie drei Jahre alt war, wurde sie einen Teil des Weges von Nazaret nach Jerusalem getragen, den anderen Teil legte sie mit ihren kleinen Füßen zurück. Es wird berichtet, wie schön es anzusehen war, als sie freudig die fünfzehn Stufen des Tempels hinaufstieg.

Damit sind wir schon beim zweiten Teil unserer Predigt. Der hl. Joachim und die hl. Anna trugen sie tatsächlich, um das Gelübde zu erfüllen, das sie Gott gemacht hatten, sie ihm in seinem Tempel darzubringen. Das gebenedeite Kind kam aber auch, gedrängt von seinem eigenen Willen; und obwohl es sich an die Grenzen der Kindheit hielt und diesen Willen nicht offen zeigte, wurde ihm doch die Zeit lang, bis es sich vollkommen dem Dienst der göttlichen Majestät geweiht sah. Sie kam mit unvergleichlichem Verlangen, sich Gott ohne Rückhalt hinzugeben. Hätte sie es gewagt, dann hätte sie offenbar zu den frommen Frauen, die die Mädchen erzogen, die man im Tempel dem Herrn weihte, gern gesagt: Ich bin in euren Händen wie eine Wachskugel; macht mit mir alles, was ihr wollt, ich werde keinen Widerstand leisten. Sie war auch so gefügig und unterwürfig, daß sie sich von jeder Hand leiten ließ, ohne jemals irgendeinen Wunsch nach dem oder jenem zu äußern. Sie zeigte sich so fügsam, daß sie Bewunderung erweckte.

Von da an begann sie ihren Sohn nachzuahmen, der sich dem Willen jedes einzelnen so unterwerfen sollte, daß er sich dem nie widersetzen wollte, obwohl es in seiner Macht lag, allen zu widerstehen. Am Beginn seines Leidens zeigte er seine Allmacht, da er als Löwe aus dem Stamm Juda (Offb 5,5) das Wort brüllte: Ego sum; ich bin es. Als die Juden ihn suchten, fragte er sie: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazaret. Er sagte: Ich bin es, und mit diesem Wort warf er alle seine Feinde zu Boden (Joh 18,4-6). Doch gleich darauf hieß er sie wieder aufstehen und verbarg seine Allmacht von neuem unter dem Mantel einer heiligen Sanftmut und Milde. Vom Augenblick an, da sie ihn gefangennahmen und zum Tod führten, fanden sie bei ihm nicht den geringsten Widerstand. Er erlaubte ihnen nicht nur, ihn zu scheren wie ein sanftes Lämmlein (Jes 53,7; Jer 11,19), sondern ihn auch bis auf die Haut zu entblößen. Die heilige Jungfrau sah das alles voraus, unterwarf sich ohne jeden Vorbehalt, ergab sich und lieferte sich vollkommen der Hand des göttlichen Willens aus.

Das ist der zweite Vorzug, den sie vor allen Geschöpfen besaß, denn keines übergab sich je so vollkommen und bedingungslos wie sie der göttlichen Majestät. Sie gehorchte vollkommener dem Wort Gottes als irgendjemand und schenkte sich ihm bedingungsloser als alle. Wer alles gibt, behält nichts zurück. Aber ich bitte euch, was heißt das, uns Gott ganz schenken? Das heißt, nichts für sich behalten, was nicht Gott wäre, nicht einmal eine einzige unserer Neigungen oder einen Wunsch. Verlangt das Gott von uns? Hört bitte den heiligen Erlöser unserer Seelen: Mein Kind, schenk mir dein Herz (Spr 23,26), wiederholt er für jeden von uns.

Aber, wird man mir sagen, wie kann das geschehen, daß ich Gott mein Herz schenke, das voll von Sünden und Unvollkommenheiten ist? Wie könnte es ihm wohlgefällig sein, da es ganz erfüllt ist von Ungehorsam gegen seinen heiligen Willen? Armer Mensch, worüber regst du dich auf? Warum weigerst du dich, es ihm so zu schenken, wie es ist? Begreifst du nicht, daß er nicht sagt: Gib mir ein Herz wie das der Engel oder Unserer lieben Frau, sondern: schenk mir dein Herz? Es ist dein eigenes Herz, das er verlangt; schenk es ihm so, wie es ist. Denn ach, wissen wir denn nicht, daß alles zum Guten gewendet wird, was in seine heiligen Hände gelegt wird (Röm 8,28)? Ist dein Herz auch aus Erde, Schlamm oder Schmutz, fürchte dennoch nicht, es in die Hände Gottes zu legen. Als er Adam erschuf, nahm er wohl ein wenig von der Erde, dann schuf er daraus ein lebendes Wesen (Gen 2,7). Hast du ein gutes Herz? Schenk es ihm so, wie es ist, denn das ist es, was die göttliche Güte verlangt. Er will nichts, als was wir sind und was wir haben.

Im Alten Bund hatte Gott angeordnet, daß jeder seinen Tempel besuche; er verbot aber, daß einer mit leeren Händen komme (Ex 23,15; Dtn 16,16), ob arm oder reich. Dennoch wollte er nicht, daß alle das gleiche Opfer darbrachten, sondern wollte, daß die Reichen als Wohlhabende entsprechend ihrem Reichtum opferten, die Armen entsprechend ihrer Armut (Ex 12,8; Lk 2,24). Folglich war er nicht zufrieden, wenn die Reichen Gaben darbrachten, die denen der Armen entsprachen, weil das Geiz verriet. Ebensowenig war er einverstanden, daß die Armen die Gabe der Reichen darbrachten, weil das Anmaßung wäre. Wenn die Weltleute der göttlichen Majestät ihren Wunsch und Willen darbringen, seinen Geboten zu folgen, wird Gott sich damit begnügen und sie werden recht glücklich sein; denn wenn sie diese beobachten, werden sie gerettet (Mt 19,17). Aber die Seelen, die reich an heiligen Vorsätzen sind, große Dinge für Gott zu tun, dürfen nicht die Gabe der Armen darbringen, denn damit wird er sich nicht begnügen. Der Herr hat euch reich mit seiner Gnade beschenkt; er will, daß ihr ihm bringt, was ihr habt.

Unsere liebe Frau bringt heute eine Gabe dar, wie Gott sie wünscht; denn abgesehen von der Würde ihrer Person, die alle anderen außer ihrem Sohn übertrifft, opfert sie alles, was sie ist und was sie hat; das ist es, was Gott verlangt. Wie glücklich sind wir also. Durch die Gelübde, die wir gemacht haben, haben wir ihm alles geweiht: unseren Leib, unser Herz und unseren Besitz. Auf Reichtümer haben wir verzichtet durch das Gelübde der Armut, auf die Freuden des Fleisches durch das der Keuschheit und auf unseren Eigenwillen durch das des Gehorsams. Ihr Weltleute, erfreut euch eures Besitzes, wenn es euch gutdünkt, soweit ihr niemand unrecht tut; genießt die erlaubten und von der heiligen Kirche gebilligten Freuden; tut euren Willen bei so vielen Gelegenheiten; Gott erlaubt euch das alles. Wir aber müssen sehr darauf achten, nichts zurückzubehalten, denn Gott will keinen Vorbehalt, er will alles. Und wie er sich uns in seinem göttlichen Sakrament ganz schenkt, ebenso will er uns ganz. Beachten wir, daß er nicht getäuscht werden kann (Gal 6,7). Wenn wir sagen, daß wir alles geben wollen, müssen wir es ganz tun, auf die Gefahr hin, wie Hananias und seine Frau Saphira bestraft zu werden, die den Heiligen Geist belogen (Apg 5,1-10).

Bei uns ist es aber nicht wie bei Unserer lieben Frau. Sie hatte es nicht nötig, ihre Opfergabe von neuem zu bekräftigen, nachdem sie diese einmal dargebracht hatte; denn sie hörte nie auch nur einen Augenblick auf, ganz Gott zu gehören, dem göttlichen Willen verhaftet und verbunden zu sein. Für uns dagegen ist es wegen der Unbeständigkeit und Wandelbarkeit unserer Neigungen und Launen notwendig, daß wir jede Stunde, jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr das Versprechen und das Wort, das wir gegeben haben, ganz Gott zu gehören, wieder bekräftigen und erneuern. Deshalb hat man nicht nur im Neuen Bund, sondern selbst im Alten Bund stets daran festgehalten, bestimmte Zeiten und bestimmte Tage hervorzuheben, um die Menschen zu ermutigen, ihre guten Entschlüsse zu erneuern.

Die Israeliten, die das Volk Gottes waren, machten ihre Erneuerung an jedem Neumond, und um dazu jeden einzuladen, begingen sie feierliche Feste und bliesen die Hörner (Lev 23,24; Num 10,10; 29,1; Ps 81,4), um den Geist anzuregen, nicht zu Prahlerei oder Nichtigkeit, sondern zu den ewigen Dingen. Die heilige Kirche als weise Mutter bietet uns das ganze Jahr hindurch von Zeit zu Zeit besondere Feste, um uns zu ermutigen, unsere guten Vorsätze zu erneuern. Denn ich bitte euch, wer wollte sich am hohen Osterfest nicht ganz erneuern durch heilige Affekte und Entschlüsse, es besser zu machen, wenn er Unseren Herrn in seiner Auferstehung ganz erneuert sieht? Welcher Christ erneuerte nicht sein Herz am Pfingstfest, wenn er bedenkt, daß Gott vom Himmel einen neuen Geist auf jene herabsendet, die ihn lieben (Ps 1,12; Ez 18,31; Apg 2,17); und am Fest aller Heiligen, an dem uns die heilige Kirche die Glorie und Glückseligkeit der seligen Geister vor Augen stellt, nach der wir uns sehnen und die wir erhoffen? Wer könnte schließlich so wenig Mut haben, daß er sich am Weihnachtsfest nicht zu erneuern trachtete, an dem man den Erlöser unserer Seelen ein überaus liebenswürdiges Kindlein werden sieht, das uns loszukaufen kommt?

Doch über alle diese Feste hinaus ist es Brauch bei allen, die sich in besonderer Weise Gott geweiht haben wie die Ordensmänner und Ordensfrauen, einen bestimmten Tag zu wählen, um ihre Gelübde zu bekräftigen, damit sie den Rat des großen Apostels (2 Petr 1,10) besser befolgen, unsere Berufung recht zu festigen. Wie könnten wir das besser tun als durch die neue Bekräftigung unseres Vorsatzes und der Wahl, die wir getroffen haben? Ihr, meine Lieben, habt also heute einen neuen Nagel auf eure Berufung gesetzt durch die Erneuerung eurer Gelübde in Gegenwart der göttlichen Majestät. Sie erwartet das von euch als Anerkennung für die heilige Gabe, die sie euch gleichzeitig durch sich selbst geschenkt hat.

Zum dritten Vorzug der glorreichen Jungfrau kann ich nicht mehr kommen. Fügen wir trotzdem noch das Wort hinzu, daß sie der göttlichen Majestät gehorsam war, nicht nur ihren Geboten, sondern auch ihren Wünschen und Eingebungen. Sie darin möglichst genau nachzuahmen, darauf müssen wir bedacht sein, meine Lieben. Das sage ich deswegen, weil sich sehr wenige finden, die das getreu tun, und viele, die erklären, es tun zu wollen. Dem Willen Gottes gehorchen heißt, seinem Wort folgen. Fragt doch einen Christen, ob er das Wort Gottes nicht befolgen will: O, das will ich gewiß. Doch hört Unseren Herrn, der (Mt 5,3f) sagt: Selig sind die Armen im Geiste. Trotzdem gibt es so wenige, die nicht reich sein möchten! Ich mache mir nichts daraus, reich zu sein, ja ich liebe die Armut. Ja, wenn euch nichts mangelt. Und wer wird dem Wort des Erlösers: Selig sind die Sanftmütigen, gerecht? Ich komme eben aus der Welt und ich kann euch versichern, daß es sehr wenige gibt, die das verwirklichen. Wenn man ihnen Sanftmut predigt, weil Unser Herr gesagt hat: Lernt von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen (Mt 11,29), gibt es wenige, die nicht erwidern: Aber die Sanften fürchtet man nicht genügend. O Gott, wenn ihr gefürchtet sein wollt, werdet ihr nicht demütig sein, denn nichts ist der Demut mehr entgegengesetzt. Beachtet, daß unser göttlicher Meister nicht gefürchtet werden wollte, außer einmal in seinem Leben, wie ich schon erwähnt habe, als er im Ölgarten zu denen, die ihn ergreifen wollten, sagte: Ich bin es. Es gibt noch weniger, die an das Wort glauben wollen: Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen (Mt 5,10).

Bei diesem Gehorsam darf es ebensowenig eine Ausnahme geben wie bei der Hingabe unserer selbst, die Gott von uns will. Unsere liebe Frau wäre der göttlichen Majestät nicht wohlgefällig gewesen ohne diesen bedingungslosen Gehorsam. Das zeigt Unser Herr durch das Lob, das er ihr nach jenem der begnadeten Frau spendete, von dem unser Evangelium berichtet. Um so weniger werden wir es sein. Meine lieben Schwestern, wenn auch keine andere als die seligste Jungfrau die Ehre haben konnte, tatsächlich die Mutter Unseres Herrn zu sein, müssen wir dennoch danach trachten, diesen Namen zu verdienen durch den Gehorsam gegen den Willen Gottes. Ihr wißt ja, daß Unser Herr eines Tages im Tempel Worte des ewigen Lebens (Joh 6,69) sprach, während Unsere liebe Frau draußen stand. Da sagte ihm jemand, daß seine Mutter und seine Brüder nach ihm verlangten (es gab nämlich einige Verwandte, die er seine Brüder nannte). Darauf antwortete er: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Das sind jene, die den Willen meines Vaters im Himmel tun (Mt 12,46-50). – – –


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