Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Januar / Februar 2004
Sorge für Leib und Leben
P. Peter Lüftenegger OSFS
„Die Liebe Gottes verpflichtet uns, wie der heilige Augustinus sagt,
auch dazu, unseren Leib richtig zu lieben, da wir ihn zur Ausübung
guter Werke brauchen, er außerdem zu unserer Person gehört
und einst Anteil an der ewigen Seligkeit haben wird. – Jeder Christ
soll seinen Leib lieben als ein lebendiges Ebenbild des Leibes des fleischgewordenen
Erlösers, dem selben Stamm entsprossen wie er und daher mit ihm durch
die Bande der Verwandtschaft, ja Blutsbrüderschaft verbunden –
noch dazu und besonders, nachdem wir diese Verbundenheit erneuert haben
durch den wirklichen Empfang des göttlichen Leibes unseres Erlösers
im heiligsten Altarsakrament und wir uns durch Taufe, Firmung und andere
Sakramente der göttlichen Güte hingegeben und geweiht haben.“
(Franz von Sales in DASal 3,183)
Die Liebe Gottes ist es, die uns verpflichtet,
eine heile, d.h. geheiligte Seele und einen unversehrt wiederhergestellten
Leib nach Hause zu bringen ins Vaterhaus des Himmels.
Der Leib als Genosse der Seele wird Anteil erhalten an deren Freude. Darum
wird er wieder hergestellt werden müssen aus allen Un- und Umfällen
dieser Erdenzeit. Er wird aus dem Siechtum des Alterns einem Jungbrunnen
zugeführt und wird trinken aus dem Quell lebendigen Wassers. So wird
er in der von seinem Schöpfer von Anfang an zugedachten Schönheit
erscheinen.
Wo ist der Beweis dafür? In 1 Kor 15,40 ff wird der Leib mit dem
Glanz der Gestirne verglichen und der Unterschied des irdischen und himmlischen
Erscheinungsbildes herausgestellt: „So ist es mit der Auferstehung
der Toten: Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich.
Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was
gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark“ (1
Kor 15,42f). Dabei scheint es uns doch, dass ein junger, jugendlicher
Leib, sowohl Mann wie Frau, eine Schönheit und eine Kraft ist.
Aber der Auferstehungsleib wird noch viel mehr Herrlichkeit an sich zeigen,
da der himmlische Leib sich nicht nur „an sich“ sondern „in
sich“ offenbaren wird, als eine jetzt noch nicht offenbare Verheißung
– wie Johannes es ausdrückt, wenn er schreibt: Was wir sein
werden, ist noch nicht offenbar. Jetzt wissen wir, dass wir Kinder Gottes
sind. Wir werden Ihn sehen, wie er ist (vgl. 1 Joh 3,2).
Ja, das von Gott mit Wohlgefallen Angeschaut-werden, wird uns Würde
verleihen. Bedeutet doch das deutsche Wort „Ansehen geben“
soviel wie „Würde verleihen“. Dies geschieht jedoch nicht
nach unseren armseligen menschlichen Maßstäben von Geltung,
sondern nach den göttlichen: Wir erhalten für immer und ewig
ein Höchstmaß an Anerkennung und Ruhm, entsprechend unserer
inneren Gediegenheit , also unseres Heilsein und unserer Heiligkeit.
Dazu dürfen wir die Aussagen vom Anfang
hinzufügen, die sich gleichsam im Vorzimmer des Himmels abspielen.
Wir haben den wirklichen Empfang des göttlichen Leibes unseres Erlösers
im heiligsten Altarsakrament, dazu Taufe, Firmung und andere Sakramente,
beispielsweise das Priestertum, das der Person wie die Taufe nicht bloß
eine gradmäßige, sondern eine wesenhafte Veränderung beibringt.
Die Unterschiede werden drüben himmelhoch sein. Geringschätzung
wird es deswegen keine geben. Ich hoffe, dass die Nächstenliebe viele
rettet.
Die Gerechtigkeit jedenfalls verlangt, dass
Unreines verschwindet, Unheiliges ausgebrannt wird.
„Die Keuschheit ist die Lilie unter den Tugenden, sie macht die
Menschen fast den Engeln gleich. Nichts ist ohne Reinheit schön und
die Reinheit des Menschen ist die Keuschheit. Man nennt die Keuschheit
Ehrbarkeit und ihren Besitz Ehre; sie wird auch Unversehrtheit genannt
und ihr Gegenteil Verdorbenheit. Kurz gesagt, sie hat den ihr allein zukommenden
Ruhm, die schöne und weiß leuchtende Tugend der Seele und des
Leibes zu sein.
Es ist niemals erlaubt, seinen Leib zu irgend einem unkeuschen Vergnügen
zu missbrauchen. Nur in der rechtmäßigen Ehe ist der sinnlichen
Lust Platz gegeben; ihre Heiligkeit vermag das seelische Hinabgleiten
auszugleichen, das durch die sinnliche Freude verursacht ist“, schreibt
Franz von Sales
(DASal 1,138) über die Notwendigkeit der Keuschheit. Lüstlinge
sind nicht im Himmel zu finden.
Buße und Abtötung sind nur so weit
sinnvoll, als sie die Herrschaft über die Sinne bringen
Die Selbstbeherrschung ist eine kostbare Frucht des Geistes, die wir im
Kampf mit der Begierde erlernen. Sonst fällt ja die Person um. Billiger
geht es nicht. Ihr Triumph trägt uns in die Himmelshöhen. Nicht
umsonst ist uns da der Gekreuzigte mit den Malen der Geißelung an
seinem Leib vor Augen.
Der Herr ist in dieser Hinsicht besonders geduldig mit uns, doch erlassen
kann uns dieses Ringen um die Selbstverwirklichung nicht werden. Zucht
gegen Sucht ist gefordert, aber ohne Übertreibung. Theresia von Avila
sagte, man müsse dem Leib viel Gutes tun, damit die Seele Lust habe,
darin zu wohnen. Nicht dass sie ihm später schmeicheln müssen,
weil sie ihn vorher ruiniert haben (Franz von Sales). Die Gesundheit ist
zu erhalten, soweit das möglich ist.
Da haben wir nun das Ziel vor uns und erkennen
leicht die Aufgabe für Seele und Leib.
Hehr und erhaben ist die Verheißung und unabdingbar der Auftrag.
Doch wo ist die Erkenntnis dafür in unserer Zeit geblieben?? Der
Leib, ein Misthaufen der Leidenschaften. Du darfst von Keuschheit gar
nicht öffentlich reden, ohne Ärgernis zu erregen. – Schau
nur, was Franz von Sales in seiner Philothea darüber sagt und wie
es in einer Welt ohne Zucht aussieht. Ruinierte Ehen und Familien.
Trotzdem wird man ihm bescheinigen, dass er nicht mehr in unsere Zeit
passt. Gott aber wird ihm und allen, die darum gerungen haben, Recht geben
und keinen Millimeter von der Heiligung auch des Leibes hergeben, weil
sie eine Herrlichkeit verheißt.
P. Peter Lüftenegger ist Oblate des
hl. Franz von Sales und arbeitet als Seelsorger in der Pfarrei Franz von
Sales in Wien, Österreich
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