Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Januar / Februar 2010

 

Kranich, flieg!
Dachsberger Schüler hören die Geschichte von Sadako aus Hiroshima

Am 21. Oktober 2009 erlebten wir etwas ganz Besonderes: Masahiro Sasaki kam mit seiner Familie in unsere Schule, um eine Geschichte zu erzählen. Es war die Geschichte seiner Schwester Sadako, eine Geschichte, die die Welt verändert hat, die aber schön langsam in Vergessenheit gerät.

DIe Atombombenkrankheit
Sadako war ein Mädchen von ungefähr zwei Jahren, als die Atombombe auf Hiroshima fiel. Die Stadt brannte. Die Großmutter starb, sie konnte nicht schnell genug laufen. Der Rest der Familie Sasaki hatte Glück, vorerst, sie kamen mit dem Leben davon.
Zehn Jahre später ist Sadako ein fröhliches und aufgewecktes Mädchen. Sadako bedeutet, „dass dieses Kind immer gesund bleibe“. Sie ist die beste Läuferin der Schule, von allen gern gesehen und hat viele Freunde. Doch dann wird Sadako plötzlich krank.
Sie hat die „Atombombenkrankheit“, Leukämie. Die Familie ist arm, staatliche Hilfe gibt es nicht und sie können sich die Medikamente für Sadako kaum leisten. Aber Sadako kämpft. Sadako will nicht sterben, Sadako will leben, sie will ihre Freunde wieder sehen und ihrer Familie nicht zur Last fallen.

1000 Kraniche und keine Träne
Wer 1000 Kraniche faltet, wird wieder gesund. Sadako faltet 1000 Kraniche und bleibt krank, aber sie gibt nicht auf. „Ich muss schnell wieder gesund werden, morgen bin ich gesund“, so sagt sie Tag für Tag zu ihren Eltern. Weil sie denkt, dass sie sich nach 1000 Kranichen nicht genug angestrengt hat, faltet sie immer kleinere. Sadako kämpft gegen das Sterben an, sie hat einen Plan. Ihre Krankheit ist nicht unergründliches Schicksal, sondern Teil einer von Menschen verursachten Tragödie.
Bis zu ihrem Tod am 25. Oktober 1955 hat Sadako nur ein einziges Mal geweint. Sie hat die Hoffnung nie aufgegeben, sie hatte einen Plan.

Wie jemand von uns
Gemeinsam mit seinem Sohn Yuji und Ingrid und Christian Mitterecker erzählte Masahiro Sasaki in Form von Gedichten diese Geschichte. Trotz der fremden japanischen Sprache, hatte man das Gefühl zu verstehen, was Masahiro sagte. Bilder und Videos im Hintergrund, schauspielerische Elemente und Gesang berührten zusammen mit den Texten. „Wir weinten“, erzählt Masahiro und als Zuhörer stiegen einem Tränen in die Augen.
Durch dieses Beispiel, diese Geschichte von dem Mädchen Sadako, das so normal war, dass es genauso gut jemand von uns sein hätte können, bekam man zum ersten Mal ein Gefühl für die Bedeutung des Wortes „Atombombe“.
Dieser Vortrag war nicht nur eine Geschichte, er war Herzensbildung und jeder der Masahiro gehört hat, begreift plötzlich auf ganz neue Weise, was Krieg bedeutet. Krieg sind nicht nur Zahlen und Statistiken von Todesopfern, sondern hinter jeder Zahl verbergen sich Menschen, die nicht mehr wollten, als ein glückliches Leben zu führen.

Ein Plan ging auf
Zum Abschluss wurde dem Publikum in einem Glaskästchen ein winziger Kranich gezeigt. Es ist einer der letzten, den Sadako vor ihrem Tod gefaltet hat und die Familie Sasaki schenkt ihn Österreich stellvertretend für ganz Europa.
Sadakos Plan ging auf: Kraniche sind heute auf der ganzen Welt ein Symbol für Frieden, sie sollen die Menschen erinnern an das Schicksal von Sadako und dass ihr Tod nicht vergebens war und dass wir nie wieder zulassen, dass so etwas geschieht.

Kranich, flieg
Wir lassen die Kraniche fliegen,
keine Grenze gibt’s, die sie hält.
Sie tragen die Hoffnung
auf Frieden
in alle Länder der Welt.
Sie sollen die
Menschen warnen,
für Frieden setzt euch ein!
Wir wollen nicht
länger kämpfen,
es darf kein Krieg mehr sein.

An diesen Text eines Liedes aus meiner Kindheit wurde ich an diesem Tag wieder erinnert.

Dagmar Gigleitner

Der erste Hunderter!
P. Paul Lackner OSFS hat es geschafft. Seit seinem Geburtstag am 22. November 2009 ist er weltweit der erste Sales-Oblate seit Gründung der Kongregation, der seinen 100. Geburtstag feiern durfte.
P. Lackner wurde am 22. November 1909 in Wien geboren. Bei den Sales-Oblaten eingetreten ist er 1928. 1929 versprach er das erste Mal seine Ordensprofess, 1932 feierte er seine Ewigen Gelübde und 1933 wurde er in Eichstätt, Bayern zum Priester geweiht. Während seiner Kaplanszeit in Wien studierte er zusätzlich Latein und Griechisch für das Lehramt. Von 1939 bis 1948 war er Novizenmeister, Hausoberer und Stellvertreter des Provinzials in Eichstätt und war maßgeblich an der Gründung des Internates von Haßfurt und der Spätberufenenschule beteiligt, die zunächst in Eichstätt, dann in Hirschberg am Haarsee und schließlich in Fockenfeld angesiedelt ist. Von 1961 bis 1978 war P. Lackner in Fockenfeld auch als Lehrer und Hausoberer tätig. Von 1949 bis 1961 lenkte P. Lackner als 5. Provinzial die Geschicke der Österreichisch-Süddeutschen Provinz. Seit 1978 lebt er im Ruhestand bei den Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie in Mallersdorf.
Die LICHT-Redaktion wünscht ihm zu seinem 100. Geburtstag alles Gute und Gottes Segen.


Neues „Regelwerk“ verabschiedet

Seit 1. Juli 2009 ist die Deutschsprachige Provinz (Deutschland, Österreich und Schweiz) der Oblaten des hl. Franz von Sales in Kraft. Wenn eine neue Ordensprovinz gegründet wird, hat dies auch zur Folge, dass sich diese ein neues Regelwerk geben muss, die sogenannten Provinzstatuten. Dies geschah auf dem Provinzkapitel, dem höchsten gesetzgebenden Gremium, vom 12.–14. November 2009 in Fockenfeld, Bayern. Damit, so könnte man sagen, wurde der Prozess der Vereinigung der Österreichisch-Süddeutschen und der Deutschen Provinz zur Deutschsprachigen Provinz rechtlich und formell abgerundet.
Vor Beginn des Kapitels tagte ein weiteres Gremium zum ersten Mal: die Provinzkonferenz, der sechs Mitbrüder angehören. Sie sieht sich als beratendes Gremium des Provinzials, das an der Gestaltung der Provinz mitwirkt. Als Vorsitzender wurde P. Georg Dinauer gewählt, sein Stellvertreter ist P. Josef Prinz.

Franz von Sales und die Kirche
Auf der Studientagung der Arbeitsgemeinschaft für Salesianische Studien Ende Oktober 2009 in Eichstätt stellte P. Thomas Günther OSFS seine Doktorarbeit vor. Sie beschäftigt sich mit dem Kirchenverständnis des hl. Franz von Sales und weist nach, dass sich dieses im Laufe seines Lebens gewandelt hat. War Franz von Sales am Beginn seiner priesterlichen Tätigkeit noch ganz der Apologet, der die hierarchischen Strukturen gegenüber den Calvinern verteidigte, so entwickelte er sich als Bischof mehr und mehr zum Seelsorger und Hirten der Menschen, der jeden einzelnen als von Gott geliebtes Glied des Leibes Christi in der Kirche betrachtete.

P. Josef Költringer wieder „daheim“
P. Josef Költringer ist nach15-jähriger Tätigkeit als Missionar in Indien und auf den Philippinen wieder in seine Heimatprovinz zurückgekehrt. Seit November 2009 ist er der Hausoberer der Sales-Oblaten im Salesianum Rosental sowie der Verantwortliche für die Ordensausbildung in der deutschsprachigen Provinz. Die leitenden Aufgaben der Sales-Oblaten in Indien sind somit erstmals zur Gänze in der Hand indischer Sales-Oblaten. Oberer der Indien-Mission ist P. Baiju Puthussery OSFS.

Alt-Provinzial
P. Konrad Haußner in der Schweiz
Der ehemalige Provinzial der österreichisch-süddeutschen Provinz der Sales-Oblaten, P. Konrad Haußner, ist in seinem neuen Einsatzort in Düdingen (Kanton Freiburg, Schweiz) eingetroffen. Er leitet dort das Thaddäusheim. Zu seinen Tätigkeiten gehört auch die Herausgabe der Zeitschrift „Thaddäusbote“ – die salesianische Zeitschrift in der Schweiz – und des Franz von Sales-Bundes. Außerdem bietet P. Haußner Exerzitien an und steht für Aushilfen in den umliegenden Pfarrgemeinden zur Verfügung.

Niedernfels: Franz von Sales-Schule Neu
Die Franz-von-Sales-Heimvolksschule Schloss Niedernfels, Bayern, feierte am 16. Oktober 2009 die Einweihung ihres neuen Schulgebäudes.
Die Trägerschaft der Schule sowie der Gesamteinrichtung ging 1997 von den Schwestern der Heimsuchung Mariä auf die Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München über. 1955 hatten die Heimsuchungsschwestern die Schule gegründet. Seitdem wuchs die Zahl der Schüler beständig. Auf der Grundlage christlicher Werte und einer ganzheitlichen Pädagogik, für die auch der Namenspatron Franz von Sales steht, bietet Niedernfels gerade für Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf bzw. aus schwierigen Sozialisationsumfeldern eine liebevolle und umfassende Versorgung.

Jubiläumsfest bei den Oblatinnen
Im Oktober 2009 feierten die Schwestern Oblatinnen des hl. Franz von Sales ein großes Fest mit allen ihren Professjubilarinnen:
Sr. Therese-Leonie Dopler (St. Marienkirchen an der Polsenz) 70 Jahre Profess, Sr. Louise-Raphaele Riederer (Prambachkirchen) 60 Jahre, Sr. Maria-Viktoria Ebner (Münzbach) 50 Jahre, Sr. Johanna-Birgitta Knaus (Engelhartszell) und Sr. Maria-Monika Huber (Kematen) 25 Jahre.
In seiner Predigt wies Mag. Klaus Dopler, Pfarrer in Gallneukirchen und Neffe unserer ältesten Jubilarin, besonders auf das Gebot der Liebe hin, Liebe zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zu Gott, wesentliches Merkmal salesianischer Spiritualität.

Mut zum Leben
Buchpräsentation „Drei LEBEN“

Ein viel zu früh geborenes Kind kämpft um sein Leben. Die Mutter kämpft um das Leben des Kindes und die behandelnde Ärztin erkennt, dass ihr eigenes Leben auf dem Spiel steht. Im Hintergrund wirkt ein geheimnisvoller Begleiter namens François, der Mut zum Leben macht.
Was hier in aller Kürze beschrieben ist, ist der Inhalt des neuen Buches der langjährigen LICHT-Autorin Katharina Grabner-Hayden mit dem Titel „Drei Leben“ (siehe auch letzte Seite). Anfang November 2009 wurde dieses Buch in der Kirche St. Anna in Wien, Österreich, der Öffentlichkeit präsentiert. Rund 150 Gäste erlebten einen sehr stimmungsvollen Abend, in der von der Autorin selbst, ihrem Ehemann Gerhard Grabner und der Nichte Franziska sowie von P. Herbert Winklehner Teile des Buches, umrahmt von Orgelmusik, vorgelesen wurden. P. Winklehner, Leiter des Franz Sales Verlages, meinte in seiner Begrüßung: „Das Buch von Katharina Grabner-Hayden strahlt etwas vom salesianischen Optimismus aus. Allein der Satz: ‚Man entgeht dem Leid nicht, wenn man den Mut verliert‘ weist in diese Richtung. Der Franz-Sales-Verlag hofft, dass dieses Buch bei den Leserinnen und Lesern ankommen wird, weil es dazu beiträgt, den heiligen Franz von Sales bekannter zu machen, und zwar in seiner Facette als spirituellen Begleiter, der Mut macht zum Leben.”

Weiheerneuerung
Die Gemeinschaft des hl. Franz von Sales, Gruppe Österreich-Ost, feierte in Seckau (Steiermark) am 11. November 2009 die Weiheerneuerung, die alle sieben Jahre begangen wird. In einer festlichen Eucharistiefeier wurden die Weihekerzen vor den Altar gestellt und die Weihe-Formel neuerlich von allen gemeinsam gesprochen. Danach gab es eine Reflexion darüber, was diese Weihe für das konkrete Leben bedeutet, nämlich Vertiefung des Glaubens und eine Dynamisierung im Gebetsleben. Es gibt noch Platz genug für Frauen, die die Spiritualität der Liebe des heiligen Franz von Sales leben wollen.
Kontakt:
Brigitte Schwarz, Kleine Pfarrgasse 13/1, 1020 Wien, Österreich.
Weitere Informationen zur Gemeinschaft im Internet unter www.franz-von-sales.org


P. Isidor Fecher OSFS †

verstarb am 3. November 2009 im 86. Lebensjahr. P. Fecher wurde am 1. März 1924 in Niedernberg am Main im bayerischen Unterfranken geboren. Zunächst absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre, sodann besuchte er das Gymnasium – unterbrochen durch Arbeitsdienst, Militärzeit und Kriegsgefangenschaft. 1949, nach dem Abitur, beginnt er das Noviziat bei den Oblaten des hl. Franz von Sales in Eichstätt. Am 26. März 1955 empfängt P. Fecher die Priesterweihe. Die Ordensgemeinschaft sendet ihn 1956 als Kaplan in die Pfarre Krim, Wien XIX., eine Aufgabe, die er – nach einer kurzen Unterbrechung als Erzieher in Ried/Innkreis – bis 1973 erfüllt. Danach übernimmt er das Amt des Provinzials der Österreichisch-süddeutschen Ordensprovinz und übt es zwölf Jahre lang aus. Die Erzdiözese Wien anerkennt sein Wirken mit der Ernennung zum Erzbischöflichen Konsistorialrat. 1987 kehrt P. Fecher in seine „erste Liebe“, die Pfarrei Krim, zurück und leitet sie als Pfarrer bis 1992. Sein Humor und seine Altersweisheit lassen ihn weiterhin gelassen, aber immer noch engagiert, wieder als Kaplan den Dienst jüngerer Mitbrüder unterstützen. 2002 zieht P. Fecher als Beichtseelsorger in die Annakirche in Wien I. An einen Rollator gebunden, kommt er 2008 ein letztes Mal in die Krim. Sein Lebensmut und sein Optimismus überwinden alle Behinderungen. Der 85. Geburtstag wird zu einem großartigen Fest über die Grenzen der Pfarre Krim und der Ordensgemeinschaft hinaus. Wir danken Gott für seinen priesterlichen Dienst, seine Freundschaft und sein Lachen. Gott schenke ihm die bleibende Freude!

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