Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Mai / Juni 2004
Grüß Gott!
Nummer 3 der „salesianischen Lebens-Wegweiser“, denen dieser
LICHT-Jahrgang gewidmet ist, fordert uns auf: „Lebe in der Gegenwart“.
Dahinter steckt die bekannte Aussage des hl. Franz von Sales: „Meine
Vergangenheit kümmert mich nicht mehr, sie gehört dem göttlichen
Erbarmen. Meine Zukunft kümmert mich noch nicht, sie gehört
der göttlichen Vorsehung. Was mich kümmert und fordert, ist
das Heute. Das aber gehört der Gnade Gottes und der Hingabe meines
guten Willens.“ Wohl zu unterscheiden ist dieses salesianische Leben
in der Gegenwart von jenem Lebensmotto, das sich heute wieder viele Menschen
gerne wählen: „Carpe diem“ oder „Nütze den
Tag“.
Diese Lebenseinstellung entstand etwa zur gleichen Zeit, als Franz von
Sales lebte. Erfunden wurde sie durch jenen „heidnischen“
Humanismus, der den Menschen in den Mittelpunkt stellte und Gott dabei
an den Rand drängte. „Nütze den Tag“ meint dabei:
Nütze jede Chance, die dir der Tag bietet, um das Leben zu genießen,
so lange es noch möglich ist. Von göttlichem Erbarmen aber,
oder von göttlicher Vorsehung oder gar Gnade und Hingabe ist dabei
nicht die Rede. Wenn Franz von Sales vom Leben im Jetzt, im Hier und Heute
spricht, dann klammert er Gott nicht aus, sondern bindet ihn vielmehr
in jede Sekunde seines Lebens ein. Leben in der Gegenwart heißt
für ihn daher zuallererst Leben in der Gegenwart Gottes.
Gott ist da, so wie die Luft, die ich atme. Mein Leben ist in seiner gütigen
Hand geborgen, egal was immer der Tag bringt. Gott weiß, wie ich
gelebt habe, und er weiß um meine Zukunft, die noch vor mir liegt.
Den Auftrag, den Gott dem Menschen gibt, betrifft das Heute. Diese Gegenwart,
in der Gott da ist, ist meine Herausforderung, um die ich mich zu kümmern
habe.
Die Gedanken dieser LICHT-Ausgabe mögen Ihnen helfen, jeden Tag wirklich
als großes Gottesgeschenk zu betrachten und dieses Geschenk in seiner
Gegenwart gut zu nützen. An jedem Morgen, empfiehlt Franz von Sales,
sollen wir Gott danken, dass er uns einen neuen Tag geschenkt hat, an
dem wir seinen Auftrag in dieser Welt erfüllen können.
„Jetzt ist die Zeit“, heißt es in einem Lied, „jetzt
ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt,
wenn Er kommt.“ Genau darum geht es beim Leben in der Gegenwart:
Dass ich jetzt die Zeit nutze, im Bewusstsein, dass mir genau diese Sekunde
von Gott geschenkt ist, um seinen Willen zu erfüllen.
Es grüßt Sie herzlich
P. Herbert Winklehner OSFS
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