Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Mai / Juni 2005
Grüß Gott!
Welche Freude Gott hat, einen Menschen, der verloren gegangen ist, zu
suchen und wieder zu finden, beschreibt Jesus sehr plastisch in mehreren
Gleichnissen: Der Schatz auf dem Acker, die Perle (Mt 13,44-46), die verlorene
Drachme oder das verlorene Schaf (Lk 15,1-10). Wie groß ist die
Freude Gottes im Himmel! Gottes Suchaktion geht sogar so weit, dass er
die 99, die nicht verschwunden sind, zurücklässt, und sich auf
den Weg macht, um den einen oder die eine zu suchen, die abhanden gekommen
ist.Lass dich von Gott finden! Das Thema der vorliegenden LICHT-Ausgabe
mag ein wenig überraschen. Normalerweise ist es ja umgekehrt. Der
Mensch macht sich auf die Suche nach Gott, den er nicht sieht und den
er ein Leben lang sucht, bis sein Herz Ruhe findet in der göttlichen
Allgeborgenheit.
Auf die Idee, dass es Gott ähnlich ergehen könnte, dass sich
auch er auf die Suche nach dem Menschen macht, weil dieser abhanden gekommen
ist, kommen wir eigentlich erst in einem zweiten Schritt.
Und dennoch ist es so. Die Geschichte Gottes mit den Menschen, wie sie
uns von der Bibel erzählt wird, ist letztlich nichts anderes als
die Geschichte der ständigen Suche Gottes nach dem Menschen, der
ja immer wieder davon läuft, in die Irre geht und von Gott wieder
gefunden werden muss.
Die Menschwerdung Gottes, sein Kommen in diese Welt, ist der Höhepunkt
dieser Suche. Gott wird Mensch, um den Menschen zu suchen und zu finden
und zur Umkehr zu bewegen. Gott tut dies in einer derart intensiven Weise,
dass er dafür sogar in den Tod geht, um den Menschen zu erlösen.Mit
der Sehnsucht Gottes nach den Menschen beschäftigt sich Franz von
Sales sehr ausführlich in seinem Buch „Abhandlung über
die Gottesliebe“ oder „Theotimus“. Seitenweise beschreibt
er, wie sich Gott danach sehnt, den Menschen „zu locken“,
„an sich zu ziehen“ – ohne jedoch dessen Freiheit zu
verletzen. Ursache dieses Suchens Gottes nach den Menschen ist seine Liebe,
die ihn drängt, sich aufzumachen und den Menschen zu suchen, selbst
wenn dieser zum x-ten Mal verschwunden ist.
Für Franz von Sales kann die Antwort des Menschen auf diese Liebessuche
Gottes nach uns nur eine sein: sich von Gott finden lassen – und
wenn er dich gefunden hat, ihn nicht mehr loszulassen. Ich hoffe, dass
Sie aus dieser Licht-Ausgabe einige Tipps mitnehmen können, wie Sie
sich jeden Tag neu von Gott finden lassen können. Es tut nämlich
gut, so intensiv gesucht zu werden.
Mit herzlichen GrüßenP. Herbert Winklehner OSFS
Mit herzlichen Grüßen
P. Herbert Winklehner OSFS
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