Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Mai / Juni 2005
Oblaten aktuell - süddeutsche Provinz
Blitzlichter aus Indien
P. Konrad Eßer OSFS
Im Januar 2005 flogen P. Franz Aregger aus der Schweiz und P. Konrad Eßer
aus Deutschland zum Treffen des Generalrates nach Indien. Zum ersten Mal
in der Geschichte unseres Ordens fand ein solches Treffen in Indien statt.
Wir waren ein paar Tage vor dem Treffen angereist, um Gelegenheit zu haben,
Land und Leute ein wenig kennen zu lernen. Hier ein paar Eindrücke
von dieser Reise: Blitzlichter aus einer anderen Welt!
Eine andere Welt
Kurz nach Mitternacht landeten wir in Bangalore. Wir waren in einer anderen
Welt! Die Straßen waren voll von Menschen, Autos, Lärm, Kühen,
Staub und Gerüchen verschiedenster Art. Es schien großes Chaos
zu herrschen, ein System war für uns nicht zu erkennen. Aber es ging
voran, und wir kamen zu unserem Haus Samarpanaram, dem ersten Haus der
Oblaten in Indien, in einem Vorort von Bangalore.
Am Morgen wurden wir durch frischen, frohen Gesang geweckt: unsere jungen
indischen Mitbrüder, knapp 30 (!) an der Zahl, sangen in der Kapelle
das Morgenlob. Es blieb auch in den nächsten Tagen immer wieder ein
erhebender Eindruck, so viele junge, frohe Menschen zu sehen, die von
ihnen gestalteten Gottesdienste zu feiern und mit ihnen ins Gespräch
zu kommen.
Reich und arm und auf der Suche nach Gott
Nach drei Tagen brachen wir zu einer Rundfahrt in den äußersten
Süden bis hin zur Südspitze Indiens auf. Überall die gleichen
Erfahrungen: Besuch von Hindu-Tempeln, Hara-Krishna-Tempeln, Buddha-Tempeln,
alten Königspalästen, Kathedralen, Kirchen und Klöstern.
In ungeheurer Dichte stoßen hier Kulturen und Religionen aufeinander.
In Mysore wurden Erinnerungen an die Märchen von „Tausend und
eine Nacht“ lebendig: Der alte Königspalast erstrahlte, von
86.000 Lampen erleuchtet, in unbeschreiblicher Pracht. Zuvor hatten wir
einen christlichen Aschram besucht. Ein Aschram ist ein Ort, der grundsätzlich
offen ist für Menschen, die Gott suchen. Ein Guru (hier in Mysore
ist es ein katholischer Priester) hilft den Menschen durch Vorträge
und persönliche Gespräche, Gott zu finden. Großer Friede
liegt über einem Aschram.
An der Südspitze Indiens begegneten wir den letzten Spuren der großen
Flutkatastrophe: zerborstene Fischerboote am Strand, Überreste von
einfachen Häusern, Wasserspuren an den Hauswänden und immer
wieder Zeltdörfer auf den Feldern neben der Straße, wo jetzt
die Menschen leben, die alles verloren haben. Und immer wieder Menschen,
die um Almosen bettelten, zum Teil auch orientalisch, das heißt
sehr aufdringlich. Einmal wurden wir auch beschimpft, weil die Hilfsgelder
angeblich in falschen Kanäle geflossen seien.
In Chennai standen wir am Grab des Apostels Thomas, der vor fast 2000
Jahren schon den Glauben an Jesus Christus nach Indien gebracht und dort
seinen Glauben mit dem Martertod besiegelt hatte.
Blühendes Ordensleben
In Salespuram in Kerala besuchten wir das zweite Haus der Oblaten in Indien.
Hier leben zur Zeit etwa 30 junge Inder, die noch die Schule besuchen,
aber schon den Entschluss gefasst haben, in unsere Gemeinschaft einzutreten.
Auch hier feierten wir einen unvergesslichen Gottesdienst zum Fest unseres
Ordensvaters.
Am Fest des hl. Franz von Sales selbst waren wir wieder in Samarpanaram,
wo ein junger Mitbruder in den ewigen Gelübden sein endgültiges
Ja zu Christus und seiner Kirche und zu unserer Ordensgemeinschaft sagte.
Mit klarer und fester Stimme gab er die Antworten auf die Fragen unseres
Generaloberen und sprach dann die Gelübdeformel. Viele Freunde, Verwandte
und Bekannte waren gekommen, um diesen Gottesdienst mit uns zu feiern.
Im Anschluss daran fand im Innenhof des Hauses ein richtiges „Volksfest“
statt.
Ein wenig Wehmut lag über diesem wunderbaren Fest: Es hieß,
Abschied zu nehmen. P. Josef Költringer aus Österreich, der
in den vergangenen Jahren ganz entscheidend den Aufbau der Oblaten-Gemeinschaft
in Indien geprägt hat, verließ Indien, um im Auftrag des Generaloberen
auf den Philippinen eine neue Gründung zu beginnen. Abschied nehmen
hieß es auch für uns. Drei Wochen lagen hinter uns, die tiefe
Eindrücke in unserem Leben hinterlassen haben. Ein wenig müde
waren wir schon, als wir um 2.00 Uhr in der Nacht das Flugzeug nach Frankfurt
bestiegen. Aber unser Herz war voll Freude und Dankbarkeit. Wir waren
nicht nur einer fremden Kultur begegnet, sondern auch jungen Mitbrüdern,
die voller Begeisterung in die Zukunft schauen und sich anschicken, die
Geschichte unserer Ordensgemeinschaft entscheiden zu prägen.
P. Konrad Eßer OSFS
Hoher Besuch
Generaloberer P. Lewis F. Fiorelli OSFS auf Visitation
in Bayern und Österreich
Der Generalobere der Oblaten des hl. Franz von Sales besuchte Anfang März
2005 die Mitbrüder in Bayern und Österreich. Anlass ist die
Wahl des Provinzials. Die Amtszeit des derzeitigen Provinzials P. Konrad
Haußner endet Ende Juni dieses Jahres. Ab 1. Juli muss seine Amtszeit
verlängert oder ein neuer Provinzial in sein Amt eingeführt
werden. Die Mitbrüder der österreichisch-süddeutschen Provinz
wurden nun vom General-oberen dazu einzeln befragt. Das Ergebnis dieser
Befragung, bzw. wie der Provinzial am 1. Juli heißen wird, steht
derzeit noch nicht fest. In der nächsten LICHT-Ausgabe wissen wir
vielleicht mehr.
Eine deutschsprachige Provinz?
Am 16. März 2005 fand im Zuge dieser Visitation ein Treffen mit dem
Generaloberen im bayerischen Sulzbach-Rosenberg statt. Dabei wurden einige
wichtige Informationen ausgetauscht und besprochen.
Die Österreichisch-Süddeutsche Provinz und die Deutsche Provinz
der Sales-Oblaten haben Gespräche darüber begonnen, in wie weit
die Möglichkeit einer Vereinigung der beiden Provinzen besteht. Der
Generalobere ermutigte zu diesem Schritt, da es in Zeiten des mangelnden
Ordensnachwuchses besser sei, die Kräfte zu bündeln, um die
Aufgaben der Sales-Oblaten zu verwirklichen. Er betonte dabei, dass diese
Aufgabe vorwiegend darin bestehe, die Menschen mit der salesianischen
Spiritualität vertraut zu machen. Dazu sind die Sales-Oblaten gegründet
worden und diese salesianische Spiritualität ist für die Welt
etwas sehr Gutes und Wichtiges.
100 Jahre Provinz
Der Generalobere sagte außerdem sein Kommen zu den Jubiläumsfeierlichkeiten
im kommenden Jahr 2006 zu. In diesem Jahr werden es 100 Jahre, dass die
Österreichisch-Süddeutsche Provinz der Sales-Oblaten von Rom
offiziell anerkannt wurde. Anlässlich dieses 100. Jahrestages ist
unter anderem ein Festakt am „Geburtsort“ der Provinz, nämlich
in der Annakirche im Zentrum Wiens, geplant.
Philippinen
P. Lewis S. Fiorelli informierte auch über die Weltsituation der
Ordensgemeinschaft. Das starke Wachsen des Ordens in Indien habe zur Entscheidung
geführt, dass im Januar 2005 P. Josef Költringer OSFS, ein Sales-Oblate
der Österreichisch-Süddeutschen Provinz, auf die Philippinen
entsandt wurde, um dort einen Weg für eine Neugründung auf dem
Inselstaat zu finden. Er ist derzeit dabei, die dortige Landessprache
Tagalog zu lernen. In einer E-Mail schrieb P. Josef Költringer: „Seit
1. Februar 2005 wohne ich im Pfarrhaus der Bischofskirche von Lipa, ca.
80 km südlich von Manila. Ich habe begonnen Sprachunterricht zu nehmen
und hoffe, dass ich bereits in einigen Wochen ein wenig in dieser 70.000
(!) Katholiken zählenden Pfarrei mithelfen kann. Langfristig hoffe
ich, dass sich verschiedene konkrete Möglichkeiten bezüglich
eigenem Ausbildungshaus wie pastoraler Aufgaben für uns Oblaten auftun.“
Beim Generalkapitel 2006, der höchsten gesetzgebenden Versammlung
der Ordensgemeinschaft, soll über diese konkreten Möglichkeiten
gesprochen und entschieden werden.
Während des Treffens gab es auch die Gelegenheit, die St. Hedwigs-Kirche
des ehemaligen Klosters der Heimsuchung Mariens in Sulzbach-Rosenberg
zu besichtigen . 1755 bis 1804 lebten und wirkten hier die Salesianerinnen,
bis ihr Kloster in Folge der Säkularisation aufgehoben wurde. Das
Klostergebäude ist heute die Polizei, die Kirche wird von der Pfarrgemeinde
St. Marien in Sulzbach-Rosenberg betreut.
Wir bitten um Ihre Hilfe:
Die Vorbereitungen für den Weltjugendtag laufen überall auf
vollen Touren. Auch Jugendliche, junge Erwachsene und junge Mitbrüder
aus unseren Missionsgebieten in Indien, Afrika und Lateinamerika sind
zu diesem Treffen in Köln und zu dem vorbe-reiten-den Programm bei
uns in Haus Overbach eingeladen. Viele möchten gerne kommen, aber
sie haben nicht das nötige Geld, um vor allem die teure Flugreise
zu bezahlen. Die Missionsprokuren der Oblaten des hl. Franz von Sales
aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden haben
zwar dankenswerterweise Gelder für diesen Zweck zur Verfügung
gestellt, aber das reicht noch nicht aus, um die Wünsche aller Interessierten
zu erfüllen. Daher richten wir vertrauensvoll an unsere LICHT-Leserinnen
und -Leser die herzliche Bitte, durch eine Spende dieses wichtige Anliegen
zu unterstützen. Ihre Zuwendung erbitten wir auf das Konto:
Missionsprokur OSFS
Konto 1 700 889, Sparkasse Düren, BLZ 395 501 10
Verwendungszweck: Weltjugendtag 2005.
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