Salesianische Zweimonatsschrift
"Licht" Mai / Juni 2007 |
ianische Zweimonatsschrift "Licht" So unterschiedlich wie die Menschen, so unterschiedlich sind deren Gebetsformen und Gebetsorte. Als ich kürzlich mit meinem Kinderwagen spazieren ging, hielt ein PKW auf der Straße an. Der Fahrer, ein nicht Ortskundiger, wollte den Ort wissen, wo sich jährlich die Druiden im Wald treffen. Ich hielt die Frage für einen Faschingsscherz und gab ihm leicht süffisant lächelnd den Ort an, an dem das diesjährige närrische Faschingstreiben stattfand. Verärgert über diese Auskunft fuhr er weg und ich hörte ihn noch so etwas Ähnliches wie „ignoranter Bauerntrampel“ murmeln. Da wollte doch tatsächlich jemand zu einem Druidentreffen wie bei Asterix und Obelix fahren. Und noch verrückter: Dieses Treffen fand wirklich statt, wie ich später erfuhr!!!!! So genannte Kraft- oder Energieorte erfreuen sich in
unseren Breiten eines regen Zuspruchs. Man pilgert zu Steinen, Steinkreisen,
mythologischen Waldlichtungen, zu „Wegen der Erkenntnis und der
Erleuchtung“, Quellen, Aussichtspunkten, in Höhlen, zu Wasserfällen
(dort sei die göttliche Kraft am ursprünglichsten, heißt
es, noch unverbraucht!), zu Tümpeln, Weihern, alten Bäumen, … Ich bete, wann und wo immer es passt. Und das passt
genau dann, wenn ich meine Gedanken zu etwas Anderem erhebe, zu etwas
Anderem hinwende, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Das Argument meiner Kinder stimmt. Man braucht keine
riesigen sakralen Räume und weihrauchgeschwängerten Kirchen,
um beten zu können, auch keine Räucherstäbchen und Steinkreise,
keine Tümpel und Bäume. Wenn ich Gott nicht fühlen kann
und will, helfen einem auch die mystischsten Orte nichts, man wird Gott
nicht an Orten finden, man trägt ihn ja in sich. Egal an welchem
Ort. Logisch und einfach? Und doch so kompliziert. Orte können vielleicht
helfen, zur Ruhe zu finden, um leichter, weil stiller in sich hinein
zu hören. Franz von Sales meinte darüber
einmal: „Gott
soll in deinem Herzen eine Wohnung finden.“ (Wörtlich: „Schenken
Sie ihm ihr Herz, auf dass es Seine Wohnung werde“ DASal 12,199).
Wir haben ihm millionenfach Wohnungen gebaut, Kirchen, riesige Kathedralen,
alles aus Stein. Unbedacht der Möglichkeit, dass er ja eigentlich
in uns leben und wohnen wollte. Tief in unseren Herzen und in unseren
Gedanken. Wir schwitzen und mühen uns ab beim Erhalt dieser gigantischen
Vermögenswerte, schauen sorgenvoll in die Zukunft, um effizienter
die alten Bilder aufrecht zu erhalten, suchen ihn als möglichen
Druiden in entlegenen Wäldern, an Orten, wo er gar nicht ist. Er
lebt in jedem Menschen, in jedem Ausdruck menschlicher Nähe und
Liebe. In jedem von uns. Katharina
Grabner-Hayden ist Unternehmensberaterin. Sie ist verheiratet und |