Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
September / Oktober 2010

 

Liebe Leserinnen und Leser

Das Herz spielt in der Lehre des heiligen Franz von Sales eine wesentliche Rolle – und damit auch in der Ordensgemeinschaft der Schwestern der Heimsuchung Mariens, die vor 400 Jahren von Franz von Sales und Johanna Franziska von Chantal gegründet wurden, und in der salesianischen Spiritualität im Allgemeinen.
Wenn Franz von Sales von „Herz“ spricht oder schreibt, dann tut er das nicht als Mediziner oder Biologe, der sich mit einem wichtigen Körperorgan und dessen lebenserhaltenden Funktionen beschäftigt. Für ihn ist „Herz“ ein anderes Wort für die Wesensmitte des Menschen, es ist jener Ort, wo die Seele des Menschen zuhause ist. Und genau dort, im Herzen, spielt sich dann auch alles ab, was für den Menschen wirklich von Bedeutung ist: seine Entschlüsse und Entscheidungen, sein Kämpfe und Auseinandersetzungen.
Wenn der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupèry davon schreibt, dass man nur mit dem Herzen gut sieht, weil das Wesentliche für das Auge unsichtbar bleibt, dann trifft er damit genau das, was auch Franz von Sales sagen will.

Auf das Herz kommt es also an. Was im Herzen geschieht ist wesentlich. Gott möchte daher nicht nur beim Menschen sein, sondern noch mehr, er möchte im Herzen des Menschen Wohnung nehmen. Damit wir Menschen Gott unser Herz öffnen, hat sich Jesus Christus im Tod durch den Hauptmann sein Herz öffnen lassen, damit auch wir im Herzen Gottes Wohnung nehmen können. Gottesliebe ist für Franz von Sales also der Austausch der geschenkten Herzen: Gott schenkt uns sein Herz, damit wir ihm unser Herz schenken.
Es ist daher kein Zufall, dass die Herz Jesu Verehrung durch eine Schwester der Heimsuchung, nämlich durch die Herz-Jesu-Visionen der heiligen Margareta Maria Alacoque in der Welt verbreitet wurde.

Wir wollen uns in dieser LICHT-Ausgabe zum Thema „Das HERZ suchen“ auf die Spuren der Herzensspiritualität und der Herzensmystik des heiligen Franz von Sales machen. Franz von Sales schreibt in der Philothea:
„Ja, wahrhaftig, wer Jesus in seinem Herzen trägt, gleicht ihm bald auch in all seinen äußeren Handlungen. Darum möchte ich vor allem das erhabene und heilige Wort ‚Es lebe Jesus!‘ in dein Herz schreiben. lch bin sicher, dann wird dein Leben, das aus dem Herzen sprießt, wie der Mandelbaum aus dem Kern, als Früchte nur Handlungen hervorbringen, denen dieses Heilswort aufgeprägt und eingegraben ist. Wie der geliebte Jesus in deinem Herzen lebt, so wird er auch in deinen Handlungen lebendig sein, wird sein Name geschrieben stehen auf deinen Augen, auf deinem Mund, auf deinen Händen, ja, auf deinen Haaren“ (DASal 1,164).

Es grüßt Sie ganz herzlich
P. Herbert Winklehner OSFS

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