Salesianische Zweimonatsschrift
"Licht" November / Dezember 2009 |
Salesianische Zweimonatsschrift "Licht" 2006 Eine Anleitung
zum Philothea-Lesen
Vor 400 Jahren erschien erstmals die Philothea des hl. Franz von Sales. Aus diesem Grund bringen wir hier ihre Geschichte. „Diese Schrift steckt voller Wunder und Segnungen. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum so viele Menschen sie immer wieder zur Hand nehmen? Das wunderbare an diesem Buch ist: Je mehr sie darin lesen, desto mehr wollen sie lesen. Die meisten Bücher liest man/frau nur einmal. Aber dieses Buch wird nie langweilig. Es ist ein gewaltiges Werk und unsere Sprache reicht nicht aus, um seine Fülle für unser menschliches Verständnis auszudrücken.“ Spirituelles Meisterwerk Wenn jemand für den Koran so schwärmen kann, dann können wir das über die Philothea ebenso. Und das gilt eben für jedes spirituelle Meisterwerk, für die Bibel natürlich genauso wie für jedes andere Buch. Ja, es ist geradezu ein Markenzeichen eines „spirituellen Klassikers“, dass man es jederzeit wieder zur Hand nehmen, und dabei immer wieder etwas Neues, Überraschendes entdecken kann. Das macht die „zeitlose“ Gültigkeit und Größe solcher Bücher aus. Schritte des „Philothea“-Lesens 1. Versetzen in Gottes Gegenwart: Ich lese die Philothea nicht zum bloßen Vergnügen, zur Erholung, zum Zeitvertreib, sondern als „geistliches Wort“, in dem Gott mir etwas mitteilen möchte. Daher mache ich mir am Beginn des Lesens bewusst, dass Gott bei mir ist und seine Gegenwart mich umgibt. 2. Lesen: Ich lese ein Kapitel langsam durch. Besonderes Augenmerk lege ich dabei auf jene Sätze und Wörter, die mich positiv ansprechen. Das, was mich nicht anspricht, ich nicht verstehe oder vielleicht sogar ärgert, übergehe ich. Ich denke nicht länger darüber nach, sondern lese einfach weiter. Nicht das Negative soll mich beeinflussen, sondern das Positive. Das, was mich positiv anspricht, ist das, was Gott mir heute, hier und jetzt beim Lesen der Philothea sagen möchte. 3. Verweilen: Ich verweile bei den Sätzen, die mich angesprochen haben und denke darüber nach, was sie für mich in meinem konkreten Leben hier und jetzt bedeuten können. Ich erspüre die Gefühle, die sich bei mir regen: Freude, Vertrauen, Überraschung, Trost und so weiter. Ich lasse mich davon tragen und danke Gott für das Gute, das er mir hier mitteilt. 4. Entschlüsse: Philothea-Lesen geschieht nicht zum Selbstzweck. Meine Erkenntnisse sollen in mein konkretes Leben hinein wirken und nachwirken. Ich denke also darüber nach, wie ich das Gelesene in meinen Alltag hineinnehmen kann und fasse einen Entschluss, welche Botschaft ich mitnehmen und in meinem Leben umsetzten möchte. Dabei soll ich mich nicht überfordern, indem ich mir zuviel vornehme. Es soll ein Entschluss sein, den ich auch tatsächlich verwirklichen kann – und zwar nur für heute: „Nur für heute will ich ... das und das tun.“ 5. Geistlicher Blumenstrauß: Ich nehme mir einen Gedanken aus dem Text mit in den Tag. Ich kann diesen auch auf einen Zettel schreiben, damit ich ihn im Laufe des Tages immer wieder einmal hervorholen und nachlesen kann. Im Laufe der Zeit entsteht durch das tägliche Lesen der Philothea eine ganze Blumenwiese guter Philothea-Gedanken. Mehr Herz, weniger Kopf Ein Grundsatz ist immer wichtig: Ich lese die Philothea mehr mit dem Herzen als mit dem Kopf. Selbstverständlich kann ich mich auch einmal wissenschaftlich mit diesem Buch beschäftigen, es analysieren und mit anderen spirituellen Klassikern vergleichen. Beim betrachtenden Philothea-Lesen aber geht es vor allem um das Herz. Ein Wort oder einen Satz, der mir gefällt, soll in meinem Herzen aufgenommen werden. Vielleicht lerne ich diesen sogar auswendig oder ich formuliere damit für mich ein Gebet – ein kurzes Herzensgebet – mit dem ich mich den Tag hindurch an Gott wende. P. Herbert Winklehner ist Oblate des hl. Franz von Sales, Leiter des Franz Sales Verlages und Chefredakteur der Zeitschrift LICHT Zehn Klassiker Die Bibel – Altes und Neues Testament
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