Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe Mai/Juni 2001
Oblaten aktuell
Deutsche Provinz
Der Dienst der Kirche an der Jugend war schon immer ein vorrangiges Anliegen
der Salesoblaten. So verwundert es nicht, dass die Ordensmänner der
Deutschen Provinz die Trägerschaft über eine Einrichtung für
Jugendliche in Heinsberg im Selfkant nördlich von Aachen inne haben.
Der Verein "Jugendhaus Altes Kloster Marienberg e. V.", dessen
Vorsitzender der langjährige Provinzobere der Deutschen Provinz und
jetzige Dechant im nahegelegenen Übach-Palenberg P. Josef Lienhard
ist, trägt das Jugendhaus, das nach Franz von Sales benannt ist.
Seit September 2000 gibt es hier nun auch eine Tagesgruppe mit einer ganz
bestimmten Zielsetzung. Vor allem Jungen und Mädchen aus Konfliktfamilien
soll dort geholfen werden ebenso Kindern von Alleinerziehenden.
Zielgruppe des Projektes sind dabei solche Jugendlichen, bei denen eine
stationäre Unterbringung nicht notwendig ist, wo aber dennoch die
Hilfe ambulanter Fachkräfte nicht ausreicht, um die Krisensituation
in den Griff zu bekommen. Dabei konzentrieren sich die Erzieher nicht
bloß auf die Kinder allein, sondern sie beziehen ganz bewusst das
gesamte familiäre Umfeld mit ein.
Folgende Ziele sollen mit dem Projekt
erreicht werden:
- Unterstützung des Schulbesuchs
- lAufbau eines konstruktiven Lern- und Arbeitsverhaltens
- Vermittlung eines altersge mäßen Freizeitverhaltens
- Erlernen von akzeptablem Konfliktverhalten
- Unterstützung bei sozialen und familiären Problemen
- Entlastung und Stärkung der Familie
- Verhindern einer Verschlechterung der momentanen Situation.
Insgesamt können neun Kinder in die Gruppe aufgenommen werden, die
vom Unterrichtsschluss bis gegen Abend von Montag bis Freitag leben lernen
dürfen. Dazu gehören gleichermaßen Unterrichtsvorbereitung
wie auch vielfältige Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung.
Drei pädagogisch geschulte Fachkräfte helfen den Jugendlichen
auf diesem Weg in eine hoffentlich stabilere Familiensituation. Längstens
zwei Jahre können die Jungen und Mädchen im Jugendhaus bleiben.
Ein eifriger und weltoffener Seelsorger
Einweihung der "Pater-Peters-Straße"
in Drove
Trotz nasskalten Wetters versammelte sich am Nachmittag des 17. Februar
2001 eine beträchtliche Anzahl von Dorfbewohnern am Ortseingang von
Drove, einer kleinen Gemeinde bei Kreuzau im Kreis Düren, wo die
neue Straße in das Neubaugebiet abzweigt. In einer kleinen Feierstunde
wurde das Straßenschild der Hauptstraße durch das Neubaugebiet
enthüllt. Die Straße trägt den Namen unseres Mitbruders:
Pater-Peters-Straße. Mehr als sechs Jahre nach seinem Tod wollte
die Gemeinde Drove ihrem beliebten Pfarrer ein Zeichen der Dankbarkeit
setzen und damit die Erinnerung an diesen eifrigen und weltoffenen Seelsorger
wach halten.
Wer war Pater Leo Peters? Leo Peters wurde am 2. Oktober 1916 in Speicher
(Kreis Bitburg) als jüngstes von sieben Kindern geboren. Ein Jahr
später starb der Vater, und die Mutter zog mit ihren sieben unmündigen
Kindern zu Verwandten in das nahe gelegene Preist, wo die letzte noch
lebende Schwester heute noch wohnt. Nach dem Besuch der Missionsschule
Overbach und des Gymnasiums Erkelenz trat er im Frühjahr 1937 in
das Noviziat unserer Gemeinschaft ein, legte am 1. Mai 1938 seine ersten
Gelübde ab. Von 1942 bis 1947 unterbrachen Kriegsdienst und Gefangenschaft
seinen Weg zum Priestertum. Am 10. August 1947 konnte er dann in Paderborn
zum Priester geweiht werden. In den ersten Jahren seines priesterlichen
Wirkens hat P. Peters oft "die Koffer packen" müssen, bis
er dann in Drove für fast 20 Jahre "sesshaft" wurde. Von
1947 bis 1951 war er Vikar (Kaplan) an der Busdorfpfarre in Paderborn.
Dann wirkte er bis 1957 als Kaplan in Palenberg, wo er unter den Bergarbeitern
die CAJ (Christliche Arbeiter-Jugend) gründete. Dann wurde er als
Präfekt in unser damaliges Internat Marianum in Schleiden berufen,
zwei Jahre später (1959) ging er als Ökonom in das Studienhaus
unserer Provinz und erteilte gleichzeitig an der dortigen Berufsschule
Religionsunterricht. Im Jahre 1961 wurde P. Peters als Präfekt in
unser damaliges Spätberufenenheim St. Michael in Holzbüttgen
bei Neuss versetzt. Fünf Jahre lang begleitete er hier die jungen
Studenten auf ihrem äußeren und inneren Weg zum Abitur und
in ihrer Entscheidung zum Ordensmann oder Priester. Im Jahre 1967 wurde
er zum Pfarrer in Marienberg, Dekanat Übach-Palenberg bei Aachen,
ernannt. Schon nach drei Jahren wurde er wieder nach Schleiden geschickt,
diesmal als Präses und Internatsleiter. Im Sommer 1972 übernahm
er das Amt des Pfarrers an St. Martin in Drove. Am 31. Dezember 1991 trat
er in den wohlverdienten Ruhestand und zog nach Haus Overbach, wo er bis
zu seinem Tod am 3. Mai 1994 sein Leben in die Hand seines Schöpfers
zurückgab.
Diese nüchterne Auflistung seiner Lebensdaten zeigt, dass P. Leo
Peters als Ordensmann immer einsatzfreudig und für seine Gemeinschaft
verfügbar blieb. Er hatte immer die Anliegen seiner Ordensgemeinschaft
und die Sorgen und Nöte der ihm anvertrauten Menschen im Blick. Begabt
mit vielen Fähigkeiten, kontaktfreudig und außerordentlich
gastfreundlich hat er die Menschen liebgewonnen. Bei ihm fühlten
sich die Menschen immer zu Hause. Er konnte mit der Gemeinde Feste feiern
(die jährliche Fahrt zum Rosenmontagszug nach Drove bleibt den Overbacher
Brüdern stets in bester Erinnerung!), er verstand es aber auch, den
Menschen die frohe Botschaft unseres Glaubens zu verkünden, nach
dem Wort des Apostels Paulus "gelegen oder ungelegen". Da Vereine
und Verbände für den Zusammenhalt und das Wachstum einer Dorf-
und Pfarrgemeinde große Bedeutung haben, legte er großen Wert
darauf, die bestehenden Vereine neu zu beleben. Hier lag ihm die St.-Matthias-Bruderschaft
besonders am Herzen, die in seiner Zeit zu neuem Leben erblühte.
Er ließ es sich nicht nehmen, mehrmals an der Fußwallfahrt
zum Grab des Apostels Matthias nach Trier teilzunehmen. Unvergessen bleibt
der Gemeinde Drove die Feier des 40-jährigen Priesterjubiläums
am 10. August 1987.
So haben ihn die Drovener erlebt, so halten sie ihn in dankbarer Erinnerung.
Deshalb ist es ihnen ein Anliegen, sein Andenken in der Gemeinde wach
zu halten und es auch der nächsten Generation zu übermitteln.
So setzten sie sich dafür ein, dass im Neubaugebiet eine Straße
nach dem Namen ihres beliebten und eifrigen Pastors benannt wurde.
In einer kleinen Feierstunde wurde am 17. Februar das Straßenschild
enthüllt. Der Bürgermeister und unser Provinzial würdigten
in kurzen Ansprachen die Verdienste von P. Leo Peters für die Zivil-
und Pfarrgemeinde Drove. Die Feierstunde wurde von einer Gruppe des Overbacher
Jugendblasorchesters musikalisch eingerahmt. Im Anschluss daran feierte
unser Provinzial mit der Pfarrgemeinde einen Dankgottesdienst in der Pfarrkirche
St. Martin.
Den Menschen, die in dieser Straße leben werden, wünschen wir
das, was P. Peters immer ein besonderes Anliegen war: ein Stück Heimat.
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