Fest des hl. Franz von Sales
im Salesianum 2008
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Begegnung mit Pater Louis Brisson
Franz-von-Sales-Fest im Zeichen des 100. Todestages des Gründers der Sales-Oblaten

Raymund Fobes

Louis Brisson (1817-1908)Es war vor 100 Jahren, am Fest Maria Lichtmess, dem 2. Februar 1908, als P. Louis Brisson, Gründer der Oblatinnen und Oblaten des heiligen Franz von Sales in seinem Geburtsort Plancy in der französischen Champagne starb. In den bald 91 Jahren seines Lebens hat er unendlich viel für das Reich Gottes auf die Wege gebracht – immer mehr von dem Bewusstsein geleitet, dass es gut ist, sich auf Gott und seinen Willen zu verlassen.
Da die Sales-Oblaten des 100. Todestages von P. Brisson nur wenige Tage nach dem Franz-von-Sales-Fest gedachten, stand das Fest des Ordenspatrons im Jahr 2008 im Eichstätter Salesianum ganz im Zeichen des Ordensgründers.

Hinführung zu einer faszinierenden Priestergestalt

P. Herbert Winklehner OSFSAm Samstagabend, dem 26. Januar, stellte P. Dirk Koster OSFS aus den Niederlanden im Salesianum seine neue umfangreiche Biographie über P. Brisson vor. Nachdem P. Herbert Winklehner OSFS den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern – unter ihnen war auch der Eichstätter Bischofsvikar Georg Härteis – einen Einblick in das historische Umfeld, in dem Brisson lebte, gegeben hatte, stellte P. Koster wichtige Fix- und Wendepunkte im Leben des Ordensgründers vor.
P. Dirk Koster OSFS Es war so möglich, einen umfassenden Einblick in die Lebenswelt des Abbé Louis Brisson zu erhalten, und die nachfolgende Diskussion ließ die Konturen seiner Persönlichkeit noch deutlicher erkennen – etwa wie sehr er immer wieder in sich einen Widerstreit von Mystik und naturwissenschaftlicher Skepsis erlebte, so als er partout nicht der Vision von Schwester Maria Salesia Chappuis nachkommen wollte, die Sales-Oblaten zu gründen, und sich nur durch eine sehr konkrete Erscheinung Jesu Christi überzeugen ließ. Zudem war festzustellen, dass P. Brisson Franz von Sales weniger durch seine Schriften kennen und schätzen lernte, sondern mehr durch das gelebte Beispiel der „Guten Mutter“, die als Heimsuchungsschwester in ganz besonderer Weise mit dem heiligen Bischof von Annecy verbunden war. Wie Franz von Sales, so P. Koster, besaß auch Louis Brisson die Einfachheit des Herzens. Und so wie der Bischof von Annecy wollte auch P. Brisson als geistlicher Begleiter nie auf andere Zwang ausüben, sondern sie ehrlichen Herzens überzeugen.
Die Referate von P. Winklehner und P. Koster sowie die anschließende Diskussion waren also alles in allem bereichernd – vor allem auch durch die anschauliche Vortragsweise der Referenten.

Impulsgebend für unsere Zeit

Am Sonntag, 27. Januar, fand dann der traditionelle Gottesdienst zum Franz-von-Sales-Fest in der Klosterkirche des Salesianums statt. Wie in jedem Jahr konnte Rektor P. Johannes Haas wieder viel Prominenz aus der Stadt und dem Bistum Eichstätt begrüßen, so Bürgermeister Arnulf Neumayer, Domkapitular Rainer Brummer und den Regens des Priesterseminars Josef Gehr, der Schüler des Spätberufenenseminars in Fockenfeld war. Außerdem nahm eine große Zahl von Sales-Oblaten am Gottesdienst teil. Durch die internationale Ausbildungsgemeinschaft, der Studenten aus Vietnam, Indien und der afrikanischen Elfenbeinküste angehören sowie durch zwei holländische Patres, unter ihnen Brisson-Biograph P. Koster, bekam die Festmesse internationales Flair.
Hauptzelebrant war Provinzial P. Konrad Haußner, der in seiner Predigt den Blick auf die Spiritualität von P. Brisson lenkte. Insgesamt drei Charakterzüge des Ordensgründers stellte Haußner heraus, die den Menschen unserer Zeit Hilfe zu gelingendem Leben aus dem Glauben geben könnten. Zum einen lebte Brisson immer in der Gegenwart Gottes, und solcher Gottesbezug sei ein probates Mittel gegen die vielfältigen Ängste unserer Zeit, die nicht zuletzt auch aggressives Verhalten mit verursachten. Zum zweiten stehe P. Brisson für mitmenschliche Begegnung und Versöhnung. In einer Zeit, in der oft genug menschliche Kälte und Egoismus spürbar sind, sei dieser Charakterzug des Ordensgründers, der seinen Grund in der Gottesliebe hat, eine große Herausforderung. Als drittes schließlich nannte Haußner den unermüdlichen Optimismus P. Brissons, der ihn trotz mancher Schicksalsschläge nicht verlassen habe. „Wer Gott zur Mitte des Lebens macht, wird offen für den Menschen sein und Optimismus verbreiten“, stellte der Provinzial am Ende seiner Predigt zusammenfassend fest.
P. Johannes Haas OSFS und Oberbürgermeister Arnulf NeumayerDem Festgottesdienst schloss sich ein Empfang in den Räumlichkeiten des Salesianums an. Dabei erinnerte P. Rektor Johannes Haas an ein Wort des seligen Papstes Johannes XXIII. „Tradition bedeutet nicht Asche zu bewahren, sondern Feuer zu schüren.“ In diesem Sinne lebe der Orden auch in der Nachfolge P. Brissons.
Gemeinschaft mit Gott, Offenheit für den anderen und Optimismus – dies zeichnete nicht nur den Ordensgründer, sondern auch seine beiden Gemeinschaften – die Oblatinnen wie die Oblaten des heiligen Franz von Sales aus. P. Johannes Haas hat die anwesenden Gäste beim Sales-Fest eingeladen, „bei uns“ anzudocken. Für diese Einladung des Ordens, den brissonschen Weg mitzugehen, darf man sehr dankbar sein. Es bleibt zu hoffen, dass diese salesianische Weggemeinschaft auch in Zukunft viele Freunde finden wird.

 

Bericht aus dem Eichstätter Kurier, 28.1.2008:

"Nicht Asche bewahren, sondern Flamme schüren"

Walter Buckl

Eichstätt (EK) "Wir Salesianer wollen ein Feuer schüren, um ein wenig Hitze in die Stadt zu bringen. Denn Tradition heißt nicht, die Asche zu bewahren, sondern die Flamme zu schüren"


Mit diesen Worten, basierend auf einem Zitat von Papst Johannes XXIII., umriss am Sonntag beim Empfang im Eichstätter Salesianum Rektor Pater Johannes Haas das Wirken der Ordensgemeinschaft im Rosental. Im Festgottesdienst zum Salesfest erinnerte Pater Konrad Haußner, als Provinzial der süddeutsch-österreichischen Ordensprovinz Hauptzelebrant, an das Wirken des vor 100 Jahren gestorbenen Ordensgründers Pater Alois Brisson. Wieder waren zahlreiche Gläubige zu diesem Gottesdienst ins Rosental gekommen.

Mit dem Provinzial standen nicht weniger als elf Konzelebranten am Altar der Hauskapelle, darunter Rektor Pater Johannes Haas und dessen Vorgänger Pater Alois Bachinger sowie Domkapitular Rainer Brummer und Regens Josef Gehr – neben Ordensangehörigen auch aus dem Ausland wie der niederländische Biograph des Ordensgründers, Pater Dirk Kostner.

P. Provinzial Konrad Haußner OSFSDer aus Wien angereiste Provinzial erinnerte in seiner Predigt an Alois Brisson (1817-1908), der zum eigentlichen Gründer des Salesianerordens wurde: Denn Franz von Sales habe zwar 1610 mit Johanna Franziska von Chantal einen Frauenorden gegründet, sein Wunsch nach Gründung eines Männnerordens blieb aber unerfüllt, da er schon mit 55 Jahren starb. Zur Gründung dieses männlichen Zweiges kam es erst rund 250 Jahre nach seinem Tod durch Alois Brisson, dessen Wirken Pater Haußner daher in den Mittelpunkt rückte. Und dies aus aktuellem Anlass: Denn Brisson starb am 2. Februar 1908, fast auf den Tag genau vor 200 Jahren. Derzeit keime im Orden, verriet der Provinzial, die Hoffnung auf seine Seligsprechung – jedenfalls sei diese derzeit "in Rom im Gespräch". In dreierlei Hinsicht könne das Wirken von Pater Brisson heute beispielhaft sein, führte der Prediger aus. Zum einen hinsichtlich der Stellung Gottes im Leben des Menschen – Gott solle wieder in die Mitte des Lebens rücken. Heute werde er bei vielen an den Rand gedrängt: "Der Glaube ist heute im Verdunsten, und wo der Glaube verdunstet, da wachsen die Ängste", sagte der Provinzial.

Zweitens sei Pater Brisson ein Vorbild darin, anderen Menschen in Offenheit zu begegnen und ihnen versöhnlich gegenüberzutreten. Heute herrsche oft Kälte, Distanz und Gleichgültigkeit im Umgang miteinander; insbesondere Alte und Kranke fühlen sich isoliert in einer Gesellschaft, in der vor allem die Leistung zählt. Brisson habe solche Nöte erkannt und gelindert. Denn: "Wo Gott im Leben des Menschen Platz hat, da entwickelt der Mensch ein Gespür dafür, was dem anderen wohl und was ihm weh tut", so Pater Haußner.

Drittens könne Brisson ein Vorbild darin sein, mit Zuversicht und Offenheit, mit "salesianischem Optimismus" durchs Leben zu gehen. Schließlich bestimme nicht die Sünde das Verhältnis des Menschen zu Gott, sondern die Gnade.

P. Johannes Haas OSFSFür eine feierliche musikalische Umrahmung sorgte der Chor der Pfarrei Heilige Familie, der seit vorigem Sommer von Werner Hentschel geleitet wird. Hugo Seebach spielte an der Orgel. Nach der Feier waren alle Besucher zum Empfang geladen, in dessen Rahmen Rosental-Rektor Pater Johannes Haas die Ordensgemeinschaft vorstellte: "Wir sind jung und alt zugleich, wir sind sehr bunt. Und wir sind manchmal eckig – aber das gehört dazu. Bei uns kann man jedenfalls leicht andocken."

Weitere Fotos von der Feier: >>>hier...

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