Bericht des Eichstätter Kuriers:
Spiritualität im Gesang
Eichstätt (EK) Die Kirche des Salesianums in Eichstätt atmet Spiritualität. Der sakrale Raum ist gewohnt, bei den Sonntagsgottesdiensten regelmäßig voll zu sein. Nun war die Klosterkirche wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Besucher mussten sogar stehen. Ein Doppelkonzert mit zwei Chören hatte die vielen Zuhörer ins Rosental geholt. „Lebenslänglich leben“ war der erste Teil überschrieben. E.B.R.A.I.M aus Schernfeld sang neue geistliche Lieder und der Projektchor der evangelischen Kirchengemeinde Eichstätt unter der Leitung von Katharina Reinl bot die Jazz-Pop-Kantate „In einem Boot mit Jesus“ von Eugen Eckert und Peter Reulein.
Den Auftakt machte E.B.R.A.I.M mit neuen geistlichen Liedern vom Leben. Die Gruppe ist bekannt mit ihrer guten Musik auf hohem Niveau, im Salesianum klangen ihre Stimmen und Instrumente an diesem Abend wieder sehr eindrucksvoll. Mit „Nada te turbe“ („Nichts soll dich ängstigen“) und „Jede Sekunde, jede Stunde ist ein Geschenk Gottes“ eröffneten sie den Konzertabend und schlugen gleich thematisch die Brücke zur Kantate. Der Faden zog sich mit den Liedern „Unterwegs“, „Wir mit dir“ und „Du führst uns hinaus ins Weite“ weiter. Den Gehalt des Liedes „Lebenslänglich Leben“ verdeutliche Salesianerpater Herbert Winklehner, der die meditativen Texte sprach: „Aus dem lebenslänglich Leben ersteht wie in der Osternacht ewiges Leben in Fülle, befreit von allen Fesseln.“
Einmal im Jahr lädt die evangelische Kirchengemeinde von Eichstätt zu einem mehrwöchigen Chorprojekt ein. Unter der Leitung von Kirchenmusikerin Katharina Reinl studieren Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten ein größeres Werk ein. Der Leitgedanke ist, lebendigen Glauben mit Musik auszudrücken und Freude am Singen in der Gemeinschaft zu erleben. Der Projektchor und die Kantate sind das Ergebnis ökumenischer Zusammenarbeit. Den Text verfasste der evangelische Pfarrer Eugen Eckert, die Musik stammt vom katholischen Kirchenmusiker Peter Reulein. Die Sänger und Musiker aus Eichstätt und der Umgebung sind evangelisch und katholisch.
Biblischer Hintergrund ist die Stillung des Sturmes auf dem See, den die Kantate „In einem Boot mit Jesus“ musikalisch und textlich in die heutige Zeit überträgt. Dem Projektchor gelang es, mit fulminanter Musik die Zuhörer mit ins Boot zu nehmen.
Lieder wie „Am Abend dieses Tages“ erzählen die ruhige, behütete Fahrt auf dem See, bis „Wasser und Wind sich aufbäumen und Donner, Blitz und Sturm zur todbringenden Macht werden“. Hier schlägt der Text die Verbindung zur Gegenwart: „Auf Sonnenschein bricht ein Unwetter ein.“ Schicksalsschläge, Krisen, der Tod rütteln das Boot. Es geht um die Urangst der Menschen, die nach Hilfe schreien.
Dem sanften Schlaf Jesu folgte der Hilferuf „Meister, kümmert’s dich nicht“. Da stand Jesus auf, drohte dem Wind. Der legte sich und es entstand eine Stille, auch in der Kirche des Salesianums. Die Zuhörer spürten, Gott hört das Schreien und Flehen, Gott wendet Not, so dass in ein feierliches „Gloria“ und in die Hymne „Was ist das für ein Mensch“ eingestimmt werden konnte. Die Jazz-Pop-Kantate mündete in ein vergnügt swingendes Gotteslob: „Du hast die Macht, mich zu erhalten und hast dies oft schon getan.“
Eine zweite Aufführung der Kantate fand einen Tag später in der evangelischen Erlöserkirche statt. Der Spendenerlös in Höhe von 1124 Euro kommt der Lichtaktion „Für Kinder in Haiti“ zugute. Pater Winklehner stellte das Projekt der Oblaten des heiligen Franz von Sales vor. Die sind gerade dabei, in Haiti nach dem katastrophalen Erdbeben von 2011 ein Kinderhilfswerk aufzubauen.
Von Franz Bauer (Eichstätter Kurier: www.eichstaetter-kurier.de)