Mit roher Gewalt im Rosental
Bericht des Eichstätter Kuriers vom 19. September 2012
Eichstätt (EK) Seit mehreren Jahren schon steht das frühere Studentenwohnheim der Salesianer im Eichstätter Rosental leer und harrt des Abbruchs. Jetzt rückte es für eine Stunde noch einmal ins Scheinwerferlicht: bei einer Großübung der Freiwilligen Feuerwehren Eichstätt-Stadt und Wasserzell.
Stadtbrandinspektor und Kommandant Dieter Hiemer war bei seinen regelmäßigen Nordic-Walking-Runden auf das Gebäude aufmerksam geworden. Salesianer-Rektor Pater Liehnhard als Hausherr hatte keine Einwände, das leere Wohnheim bereitzustellen. Das Gebäude ohne Isolierung und zeitgemäße Heizungs- und Sanitärtechnik, dafür aber mit einem alten Eternitdach, so betonte Liehnhard, sei nicht mehr zu sanieren. „Das würde Millionen kosten.“ Es habe zwar schon einmal Verhandlungen mit einem Investor gegeben, „aber die haben sich zerschlagen“. 40 Zimmer bot das Wohnheim im Rosental einst für Studenten, es gab Gemeinschaftswaschräume, dafür war die Miete „spottbillig“, sagte Liehnhard. Wann der Abbruch kommt, sei noch offen, denn das werde sicher teuer werden. „Und einem Neubau gebe ich persönlich überhaupt keine Chance.“
Keine Studenten also – dafür kam jetzt die Feuerwehr. Mit knapp 60 Aktiven und sechs Fahrzeugen rückten am Montagabend die Feuerwehren Eichstätt-Stadt und Wasserzell im Rosental an. Ziel war es, einen Großbrand im zweiten Stockwerk zu bekämpfen und zugleich sechs vermisste Personen zu bergen. Das Heim war von Hiemer als „Gästehaus“ deklariert worden. Der Fantasie blieb es überlassen, ob das Objekt letztlich als Hotel, Jugendherberge, Studentenwohnheim oder Internat gelten sollte. Unter den Augen von Oberbürgermeister Andreas Steppberger, dem städtischen Feuerwehrreferenten Hans Bittl und OB a. D. Arnulf Neumeyer und einer Handvoll weiterer Zaungäste ging es dem Wohnheim dann von allen Seiten an die grüne Fassade. Mit schwerem Atemschutz rückten die Eichstätter ins verqualmte Gebäude vor, um Zimmer für Zimmer nach Vermissten abzusuchen. Mit Brechstangen, Äxten und manchmal auch mit roher Körperkraft versuchten sie, verschlossene Türen aufzubrechen, während von vorne, von hinten und dank der Drehleiter auch von oben Wasser auf den Wohnkomplex prasselte. Die Wasserzeller Wehr hatte eine Leitung von einem Hydranten am Fuß des Rosentals bis an die Rückseite des Salesianums gelegt. Stadtbrandinspektor Dieter Hiemer stellte allerdings abschließend fest, dass im Ernstfall das Salesianerkloster mit einer weiteren Leitung vom E-Center herauf über die B 13 gesichert werden müsste.
Bei der Abschlussbesprechung zeigte er sich recht zufrieden mit der gebotenen Leistung: „Es wurde sauber und rasch gearbeitet.“ OB Steppberger, der zum ersten Mal Gast einer solchen Großübung gewesen war, lobte das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrler und würdigte ihre „Teamfähigkeit und soziale Kompetenz“. Kurz ging Steppberger auch auf den Standort des neuen Eichstätter Feuerwehrhauses ein. „Es wird demnächst die Endfassung des Gutachtens erwartet. Dann denke ich, dass sich das Thema zeitnah und bald zum Abschluss bringen lässt.“ Kommandant Hiemer meinte dazu: „Alle warten gespannt auf die Entscheidung.“ Mit Blick auf den neuen OB fügte er hinzu: „Neue Besen kehren gut – aber die alten wissen, wo der Dreck ist. Also: Arbeiten wir zusammen. Ich hoffe, dass wir das so schnell wie möglich über die Bühne bringen.“ Hiemer bereitete den OB auch schon darauf vor, dass er ihn beim nächsten größeren Feuerwehreinsatz mitnehmen werde, damit er sich auch bei einem Ernstfall ein Bild von der Arbeit der Aktiven machen könne. Der OB erklärte sich bereit.
Bei einem Großteil des Stadtrats scheint solches Interesse eher schwach ausgeprägt. Bei der Großübung schauten trotz allgemeiner Einladung nur Elisabeth Gabler-Hofrichter und Wasserzells Ortssprecher Hans Tratz zu. Und Rudi Engelhard war wie immer völlig verschwitzt als Aktiver dabei.
Von Richard Auer
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