Salesianisch benediktinische Verbundenheit
Äbtissin Franziska Salesia Kloos OSB war Ehrengast beim Franz-Sales-Fest in Eichstätt
Franziska Salesia Kloos ist Benediktinerin, und sie ist sogar die Äbtissin, also die Oberin, einer der traditionsreichsten Abteien in ganz Deutschland – in St. Walburg in Eichstätt, dem Kloster, das auf die heilige Walburga zurückgeht, die Schwester des heiligen Willibald war, der als Gründer des Bistums Eichstätt gilt.
Dennoch ist Mutter Franziska Salesia, die gebürtig aus dem oberschwäbischen Leutkirch stammt und seit 1985 den Dienst als Äbtissin tut, ganz tief mit dem heiligen Franz von Sales verbunden. Mit ihrem Ordensnamen drückt sie das aus, und den Namen hat sie bei ihrem Ordenseintritt ganz bewusst gewählt. Warum – das verriet sie beim Franz-von-Sales-Fest im Eichstätter Salesianum, das am 27. Januar 2013 gefeiert wurde.
Die Philothea auf dem Tisch in der Stube
Äbtissin Franziska Salesia war diesmal der Ehrengast, und während des feierlichen Gottesdienstes hielt sie zu Beginn eine eindrucksvolle Ansprache über Franz von Sales. Dabei erzählte sie auch, warum sie sich für den Ordensnamen Franziska Salesia entschieden hatte. Als Kind mit etwa 14 Jahren sei sie einmal recht niedergeschlagen heimgekommen und habe dann auf dem Tisch die „Philothea“ gesehen, die auf dem Tisch lag. Daraufhin habe sie angefangen zu lesen, und die Worte des heiligen Franz von Sales hätten sie nicht mehr losgelassen.
Nicht rigoros, aber herausfordernd
Die Theologie des heiligen Franz von Sales unterscheidet sich dabei für Mutter Franziska Salesia gar nicht so sehr von der des heiligen Benedikt von Nursia, ihres Ordensvaters. Auch nach Benedikt soll – wie bei Franz von Sales – der Gottesliebe nichts vorgezogen werden. Ebenfalls stehe ihr Ordensvater für eine Seelsorge, die weder rigoros ist, noch zur Verweichlichung führt. Dass auch der grundsätzlich milde Franz von Sales wusste, dass eine gute seelsorgliche Begleitung manchmal herausfordernd sein muss, zeigte die Äbtissin anhand eines Briefes, den der Bischof von Annecy an Johanna Franziska von Chantal geschrieben hatte. Dort riet Franz von Sales seiner bedrückten Weggefährtin: „Strecken Sie sich nach dem Himmel aus und stellen Sie sich auf die Zehenspitzen.“ Ein wenig Anstrengung gehört also dazu, um in der Liebe zu Gott weiterzukommen.
Gottes Menschenfreundlichkeit
P. Josef Lienhard, Rektor des Salesianums, war Hauptzelebrant bei der heiligen Messe und begrüßte bei dieser Gelegenheit auch Mutter Franziska Salesia. Er erinnerte dabei nicht nur daran, dass Franz von Sales gerade bei den Frauen seiner Zeit ein besonders beliebter geistlicher Begleiter war, sondern auch an die heilige Hildegard von Bingen, die von Papst Benedikt XVI. erst kürzlich zur Kirchenlehrerin ernannt wurde und Ordensfrau und Äbtissin vom Kloster Eibingen bei Bingen am Rhein war. Die große Denkerin des Mittelalters habe – so Lienhard – auch öffentlich gepredigt.
Sowohl Mutter Franziska Salesia wie auch P. Josef Lienhard zeigten, dass für den Franz von Sales neben der Liebe zu Gott immer auch die Liebe zum Menschen im Mittelpunkt stand, die in der Gottesliebe ihren Ursprung hat. Damit wurde in dem Heiligen immer wieder die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar und erkennbar. Auch die Atmosphäre bei dem Gottesdienst und beim anschließenden Empfang atmete diesen Geist. Dafür sei den gastgebenden Sales-Oblaten und ihren vielen Helferinnen und Helfern – von der liturgischen Gestaltung bis hin zum Getränke- und Essensservice – aufrecht gedankt. Es war wieder einmal mehr im Rosental zu spüren: Hier bin ich von Gott geliebter Mensch – hier kann ich’s sein.
Raymund Fobes
Bericht des Eichstätter Kuriers:
Gelassenheit des Herzens
Franz-von-Sales-Fest in Eichstätt
Eichstätt (EK) Beim Fest zu Ehren des heiligen Franz von Sales im Eichstätter Salesianum sprach in diesem Jahr Äbtissin Franziska Kloos das geistliche Wort. Kloos hat ihr Ordensleben unter das Patronat des Heiligen gestellt.
Der Namenstag des Ordensgründers Franz von Sales, den die katholische Kirche am 24. Januar begeht, ist für die gleichnamigen Oblaten im Rosental seit jeher ein großer Festtag. Auch dieses Jahr lud die Ordensgemeinschaft am gestrigen Sonntag zum Gottesdienst und alle Besucher zu einer gemeinsamen Agape. Im überfüllten Salesianum, in das auch Vertreter der Politik und anderer Ordensgemeinschaften ihren Weg gefunden hatten, stand zunächst die Begegnung mit einer Frau im Mittelpunkt: Äbtissin Franziska Kloos aus dem Benediktinerkloster St. Walburg berichtete, welche Rolle der Heilige in ihrem Leben spielt.
Mutter Franziska Salesia Kloos stieß als verunsicherte Jugendliche auf die Philothea und anderer Schriften des heiligen Franz. Sie fand Sätze wie: „Sei gut zu dir selbst.“ Und auch ganz praktische und liebevolle Lebensanweisungen, wenn es Schwierigkeiten im Leben gibt. So riet Franz von Sales der nervösen Johanna von Chantal: „Stellen Sie sich auf die Zehenspitzen und strecken sie sich nach dem Himmel aus.“
In den Jahren danach lernte Kloos seine Spiritualität immer mehr schätzen. Seine Gelassenheit des Herzens und seine liebenswürdige Frömmigkeit gaben ihr Halt im Leben. Und auch wenn es gelte, Menschen zu führen und anzuleiten, solle man sich an die Lieblingsworte des Heiligen aus der Heiligen Schrift halten: „Lernt von mir, denn ich bin gütig und demütig von Herzen“, habe Jesus einmal gesagt. Und dies hätte nichts zu tun mit „kaltem Rigorismus und verweichlichtem Laxismus“. Diese Extreme im Umgang mit anderen Menschen sollte eigentlich niemand erleben. Ein ähnliches Menschenbild fand Mutter Franziska schließlich beim heiligen Benedikt, nach dessen Regel sie ihr Leben ausrichtet. Als sie 1966 ihre Äbtissin um den Ordensnamen Franziska Salesia bat, erntete sie zwar Verwunderung, bekam aber doch das Einverständnis.
Salesianums-Rektor Josef Lienhard schlug in seinen Worten einen Bogen von der Geschichte bis hinauf in unsere Zeit. Im Mittelalter hätten Frauen wie die heilige Hildegard selbstverständlich öffentlich gepredigt. Und Franz von Sales, der nach dem Konzil von Trient lebte, und „ebenfalls wie wir heute ein Konzil mit Leben zu erfüllen hatte“, habe die Devise ausgegeben: „Zurück zum Evangelium.“ Salesianerpater Lienhard führte aus: „Das Jahr des Glaubens geht in diese Richtung. Aber zunächst müssen wir uns selbst bekehren, bevor wir glauben, andere bekehren zu müssen.“ Diesen Weg sei Franz von Sales konsequent gegangen. Er sei den Menschen nachgewandert und habe verkündet, dass jeder Mensch zur Heiligkeit berufen sei. Und seine Spiritualität kam bei den Menschen an, vor allem bei den Frauen. Einmal witzelte ein Zeitgenosse über ihn, dass er angeblich so viele von ihnen um sich schare. Der Heilige konterte, dass unter dem Kreuz die Frauen standen, die Männer hätten das Weite gesucht.
Der Festgottesdienst wurde von Maria Frauenknecht (Orgel), Helmut Enzenberger (Trompete), Márta Bitter (Cello) sowie Lisa-Marie und Anika Baur (Querflöte und Klarinette) musikalisch gestaltet. Das Fest fand seinen Abschluss bei einer Begegnung zwischen Ordenleuten und Gläubigen.
Von Barbara Reichmeyer (Eichstätter Kurier: www.eichstaetter-kurier.de)
Weitere Fotos von der Feier >>>hier...