Eine Kirche mit dem Antlitz der göttlichen Liebe

Franz-Sales-Fest 2022 im Salesianum Rosental in Eichstätt

Es waren lichtreiche 75 Minuten in einer dunklen Zeit. Der traditionelle Gottesdienst am Franz-von Sales-Fest in der Kirche des Eichstätter Salesianums musste auch in diesem Jahr wieder unter Corona-Bedingungen gefeiert werden  – ein Miteinander nach dem Gottesdienst in den Räumlichkeiten des Salesianums waren wieder nicht möglich, aber dennoch gab es mit FFP2-Maske und den notwendigen Abständen Gespräche und Begegnungen der versammelten Salesianums-Gemeinschaft, die gut taten.

Nicht den Kopf in den Sand stecken

Und dann ist da noch die Missbrauchskrise, das massive Unrecht, das Menschen der Kirche Kinder und Jugendlichen angetan haben, das jetzt durch das Münchner Missbrauchsgutachten wieder in seiner ganzen Härte deutlich wurde und die salesianische Gottesdienstgemeinde zutiefst betroffen machte. P.
Josef Prinz OSFS, Hauptzelebrant des Gottesdienstes, erinnerte an den Satz des heiligen Franz von Sales, der auch auf dem Eichstätter Logo zum Jubiläumsjahr 400. Todestag von Franz von Sales und 450.Geburtstag von Johanna Franziska von Chantal zu finden ist: „Die Liebe bestimmt den Wert all unseres Tuns“ und verwies ebenso auf die ersten Zeilen des Eingangsliedes, das, wie auch die anderen Lieder, begleitet vom Musikensemble „mittendrin“ unter Leitung von Regina Michl, gesungen wurde:
„Ein Mann von Gott gegeben in einer schweren Zeit, er schenkt den Menschen Leben, er macht die Herzen weit“.
An all das knüpfte P. Hans Schurm OSFS, der aus Neuburg (Donau) in Bayern, gekommen war,  in seiner engagierten Festpredigt an. Schurm beschönigte nicht, sprach davon , dass die Kirche hier „ein abstoßendes,fratzenhaftes Gesicht“ zeigt und sagte wörtlich: „Es ist nicht angenehm, das kritische und oft auch zynisch-sarkastische Echo aus allen möglichen Ecken unserer Gesellschaft auszuhalten. Aber es ist wichtig, dass wir der Wirklichkeit ins Auge schauen. Es ist keine Lösung, den Kopf in den Sand zu stecken, nach allen möglichen Ausreden zu suchen. Das hieße nicht nur die anderen zu belügen – und so bei den betroffenen Opfern das ihnen zugefügte Leid noch zu vergrößern –  sondern das hieße letztlich auch uns selber belügen und die Gelegenheit verpassen, aus den schlimmen Erfahrungen zu lernen und heilsame Veränderungen auf den Weg zu bringen.“

Zornig für eine gute Sache

Auch Franz von Sales habe in einer Zeit gelebt, in der Missstände in der Kirche herrschten: Bischöfe waren mehr Fürsten als Seelsorger, die Priester verkündeten Aberglauben statt Frohbotschaft und die Ordensleute lebten in Saus und Braus. Franz von Sales, der grundsätzlich ein Mann der Sanftmütigkeit und Liebe war, konnte allerdings  sehr streng sein, wenn es um Strafminderung und Milde für Kleriker ging, die ein unsittliches Leben führten – so beschreibt es auch ein Ereignis, über das Franz-von-Sales Biograph Etienne-Jean Lajeunie berichtet. Grundsätzlich ging es, so P.
Schurm, dem Heiligen darum, einen „Beitrag“ dazu „zu leisten, um das zu seinen Lebzeiten oft fratzenhafte Gesicht der Kirche wieder in ein freundliches, die göttliche Liebe wider-spiegelndes Antlitz zu verwandeln“, was aber eben auch zuweilen Strenge erforderte.

Applaus für einen Appell

P. Schurm schloss seine Predigt mit einer Bitte an die Anwesenden, gepaart mit dem Wunsch, dieses Anliegen auch an andere weiterzugeben: „Macht es nicht wie die Ratten, die das sinkende Schiff verlassen, sondern kämpft für das Schiff der Kirche, das sich in großen Turbulenzen befindet, um es zu retten, denn es birgt den größten Schatz, den wir Menschen je bekommen haben: die Botschaft der göttlichen Liebe.  Auch wenn das kirchliche Bodenpersonal in der Gestalt von Priestern und Bischöfen diese Botschaft oft verdunkelt, so müssen wir doch alle, die wir getauft sind, unser Bestes geben, damit dieses himmlische Licht der Hoffnung für alle Menschen nicht erlischt.  Und wenn jemand meint, dass es ihm oder ihr jetzt reicht mit all den Skandalen und der Verweigerung von Reformen und dieser Kirche jetzt endlich ein Denkzettel verpasst gehört, indem man austritt, dann trete er oder sie aus und strafe die Kirche mit dem Entzug der Kirchensteuer, aber bitte – in Gottes Namen – kämpft weiter an der Seite Jesu und an der Seite des hl. Franz von Sales für eine Kultur der Liebe.“ Dieser Appell kam bei den Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmern offenbar bestens an, denn nach diesen Worten am Ende der Predigt gab es viel Applaus.
Zum Abschluss gab es dann noch ein Geschenk für alle, das an die liebevolle und mithin wohltuende salesianische Botschaft erinnerte: ein Glas Honig mit dem Franz von Sales zugeschriebenen Zitat: „Man fängt mehr Fliegen mit einem Löffel Honig als mit einem Fass Essig“.

Diakon Raymund Fobes

Weitere Fotos von der Feier >>>hier...

 

Fotos von der Feier >>>hier...

ZURÜCK


V+J - VIVAT JESUS - Es lebe Jesus - Jesus leben