Franz von Sales
ist in seinem Leben nicht alles gelungen. Viele seiner Ideen wurden erst
Jahre nach seinem Tod (z.B. die Errichtung eines Priesterseminars)
verwirklicht. Seine Idee der "Laienspiritualität" oder
"Weltfrömmigkeit" fand gar erst im Zweiten Vatikanischen
Konzil des 20. Jahrhunderts allgemeine Anerkennung. Ähnlich erging es
ihm mit seiner Ordensgemeinschaft der Heimsuchung Mariens. Sein
Ziel, eine Gemeinschaft zu gründen, deren Schwestern hinausgehen in die
Welt, um dort den Armen und Kranken beizustehen, und in diesem Dienst
der Nächstenliebe Gott loben und preisen, erreichte er nicht.
Dieser Gedanke eines Klosters ohne strenger Klausur wurde erst später
durch andere Ordensgemeinschaften verwirklicht.
Um eine allgemeine kirchliche Anerkennung für seine
wachsende Ordensgemeinschaft zu erhalten, musste er einige seiner Ideen
zurücknehmen (z.B., dass die Schwestern nicht drei Gelübde, sondern
nur das Gelübde der Liebe ablegen) und er musste vor allem die strenge Klausur für seine Schwestern
akzeptieren.
Er tat dies, auch wenn es seiner Ursprungsidee widersprach,
wie er es bei allem tat, was ihm nicht oder nicht gleich gelang: Er
überließ sein Wirken der göttlichen Vorsehung in der Überzeugung,
dass Gottes Wille in allem geschehen möge, selbst dann, wenn er diesen
Willen nicht versteht.
Im Jahre 1618 wurde die von ihm und Johanna
Franziska von Chantal gegründete Ordensgemeinschaft der Heimsuchung
Mariens päpstlich für die Gesamtkirche anerkannt.
Franz von Sales:
"Die
Beweggründe der göttlichen Vorsehung wären sehr armselig, würden wir
kleinen Geister sie einsehen."
(DASal 3,225)
Zum Nachdenken:
Manches im Leben geht nicht so, wie wir das wollen, selbst dann nicht,
wenn wir die besten Gründe dafür vorbringen können und auch Recht
haben. In Kleinigkeiten ist das leichter zu ertragen, wenn es allerdings
um größere Pläne und Vorhaben geht, tun wir uns natürlich viel
schwerer, darin den unergründlichen Ratschluss des göttlichen Willens
anzuerkennen und zu akzeptieren. Wenn das Ganze dann auch noch mit Leid
und Schmerz verbunden ist, sind wir schnell mit der Frage zur Hand:
"Warum? Was ist das für ein Gott, der dies zulassen kann?" Diese
Frage ist leider nicht zu beantworten, nicht einmal von Franz von
Sales, der meinte, die Beweggründe Gottes wären armselig, wenn wir sie
immer verstehen und beantworten könnten. Dies ist und bleibt die wahre
Herausforderung des Glaubens: im Angesicht des Unbegreiflichen immer
noch ja zu sagen zu Gott und darauf zu vertrauen, dass durch ihn alles
gut wird - trotz allem. Das "Nicht mein, sondern dein Wille
geschehe", das Jesus am Ölberg unter Tränen und blutigem Schweiß
gebetet hat, ist Ausdruck und Vorbild dieser Herausforderung.
Zur Anregung:
* Wie geht es mir mit dem Willen Gottes?
* Kann ich akzeptieren, dass Gott unbegreiflich ist?
* Sage ich Ja zu Gott, auch im Angesicht von Leid?
Mein Herzensgebet durch den Tag:
Es lebe
Jesus,
sein Wille ist immer gut.
|
Franz von Sales und Johanna Franziska
von Chantal erhalten die päpstliche Anerkennung ihres Ordens der
Heimsuchung Mariens
(Ausschnitt aus dem Deckenfresko von Gottfried Bernhard Götz
in der Schulkirche von Amberg, Bayern) |