Gegen Ende
seines Lebens war der heilige Franz von Sales erfüllt von einer
Sehnsucht nach Ruhe und Einsamkeit. Seine unzähligen täglichen
Amtsgeschäfte zehrten an seinen Kräften. Seine Gesundheit, die er
ohnehin nie sehr ernst nahm, geriet immer mehr außer Kontrolle. Eine
offene Beinwunde plagte ihn über zehn Jahre lang, er hatte
Magenprobleme und litt an Bluthochdruck. Schonung jedoch wollte er sich
nur verordnen, wenn dies von oben, also von Herzog, König oder Papst
angeordnet werde. Diese aber überschütteten ihn mit Arbeit.
Wenigstens erhielt Franz von Sales einen Koadjutor, einen
bischöflichen Assistenten, nämlich seinen Bruder Jean François de Sales, der ihn
wenigstens zu einem gewissen Teil entlastete.
Als er in den Bergen um Annecy die
renovierte Einsiedelei des hl. Germanus einweihte, schrieb er, dass er
hier oben seinen Lebensabend verbringen und Gott mit dem Rosenkranz und
der Feder in der Hand dienen wolle, in aller Stille und Einsamkeit.
Es
kam nicht dazu, weil es seine bischöfliche Tätigkeit nicht erlaubte.
Zu
allem Überfluss musste er 1619 sogar ein weiteres Mal aus diplomatischen
Gründen nach Paris reisen, um dort die Hochzeit zwischen Christine von
Frankreich und dem Sohn des Herzogs von Savoyen, Viktor Amadeus, zu arrangieren.
Diese Hochzeit fand am 10. Februar 1620 statt.
Im
Laufe dieser Reise lernte er den jungen aufstrebenden Kardinal Richelieu
kennen, die Äbtissin von Port Royal, Angelique Arnauld, und den
heiligen Vinzenz von Paul. Außerdem
trug er während seines Aufenthaltes in Paris maßgeblich zur
Versöhnung des Königs Ludwigs XIII. mit dessen Mutter Maria de Medici
bei.
Franz von Sales:
"Ich
stelle Sie mir vor, wie Sie dort in der reinen Luft sind,
wo Sie wie von einer heiligen Einsiedelei auf die Welt unter Ihnen
schauen, und den Himmel, nach dem Sie streben, offen sehen."
(DASal 7,91)
Zum Nachdenken:
Es ist gut, wenn wir in unserem Alltag eine Zeit suchen und finden, an
der wir uns wenigstens für ein paar Minuten in Stille ganz Gott
zuwenden. Franz von Sales meint, ein halbe Stunde wäre nicht schlecht.
Vielbeschäftigten Menschen sprach er von einer Viertelstunde, oder wenigstens von einer halben Viertel Stunde. Nicht erst am Ende seines
Lebens war ihm klar, dass der Mensch zu seinem eigenen Wohlbefinden,
diese Zeiten der meditativen, besinnlichen Stille einfach braucht, um
dann wieder mit neuen Kräften ans Werk gehen zu können ... und diese
Stille sollte eben gefüllt sein mit der Gegenwart Gottes. Zeit, in der
man ganz Gott im Gebet dient, ist keine verlorene Zeit. Das war eine
tiefe Überzeugung des hl. Franz von Sales ... gerade dann, wenn einem
die Alltagsarbeiten über den Kopf wachsen.
Zur Anregung:
* Habe ich Zeit zum Beten?
* Suche ich mir täglichen ein paar Minuten der Stille in der Gegenwart
Gottes?
* Fühle ich mich von der täglichen Arbeit überfordert?
Mein Herzensgebet durch den Tag:
Es lebe
Jesus,
der mich einlädt, zur Ruhe zu kommen.
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Franz von Sales gegen Ende seines
Lebens
(Gemälde im Haus der Galerie in Annecy, Frankreich) |