PREDIGT zum 20. So.i.Jk - LJ B
"Kommunion" (Joh 6,51-58)
Liebe Schwestern und Brüder,
der Mensch ist so sehr davon angetan, das Leben zu verlängern, dass ihm dazu wirklich jedes Mittel recht ist. Medizinische Forschung will keine Grenzen mehr haben. Das Klonen von menschlichen Embryonen soll erlaubt sein, um unheilbaren Krankheiten noch besser Herr werden zu können. Die Lebenserwartung des Menschen soll höher und höher hinaufgeschraubt werden. Über hundert Jahre soll der Mensch werden können – koste es, was es wolle. Dass das ein Widerspruch in sich ist, sieht man aber nicht: Ich töte menschliches Leben, um menschliches Leben verlängern zu können. Eine verrückte Welt tut sich auf.
Es ist wirklich interessant, wie sehr sich der Mensch vor dem Sterben und den Tod fürchtet und wie sehr er sich danach sehnt, diesen Tod so lange wie möglich von sich wegzuschieben. Und komischerweise wird diese Auflehnung gegen den Tod und dieser medizinische Kampf um immer mehr Lebensjahre gerade dort verstärkt ausgefochten, wo der Glaube immer weniger wird.
Wenn man näher darüber nachdenkt, ist das auch ganz verständlich, denn wer glaubt, braucht den Tod nicht zu fürchten, da der Glaubende nicht stirbt, sondern ewig lebt. So jedenfalls behauptet es Jesus Christus. Wir haben’s gehört:
„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ ... und das ohne Gentechnik, ohne geklonte Embryonen, ohne hochgezüchtete Intensivmedizin. Das ganz einfache Brot des Lebens, das nicht einmal etwas kostet, genügt.
Wahrscheinlich wird einem das tatsächlich erst dann so richtig bewusst, wenn man den medizinischen Kampf gegen den Tod verloren hat. Ein Krankenhausseelsorger erzählte einmal von einer Frau mittleren Alters, deren Speiseröhre durch Krebsgeschwüre zugewachsen war. Sie konnte nur noch künstlich ernährt werden. Plötzlich äußerte sie den Wunsch, ob sie nicht auch die Kommunion auf diese Weise empfangen könnte. Der Krankenhausseelsorger hat ihr diese Bitte erfüllt. Er hat ihre Sehnsucht nach dem Brot des Lebens, die da plötzlich da war, gestillt.
Die Kommunion, die uns bei jeder Messe angeboten wird, ist also nicht bloß irgendein Stück Teigware, die man essen kann oder nicht. Diese Hostie ist das Leben selbst. Jesus sagt: „Wenn ihr das Brot des Lebens nicht esst, dann habt ihr das Leben nicht in Euch. – Wer es aber isst, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. So wird jeder, der mich isst, durch mich leben.“ Und zwar nicht nur über hundert Jahre, sondern ewig.
Es gibt übrigens - laut dem heiligen Franz von Sales - zwei Arten von Menschen, die ganz besonders bei jeder Messe die Kommunion, das Brot des Lebens, empfangen sollten.
Die eine Gruppe sind die Heiligen, die bereits vollkommen sind. Bei ihnen wäre es unhöflich, in diesem Zustand der Heiligkeit die Einladung Gottes zum Kommunionempfang abzulehnen.
Die andere Gruppe sind jene, die weit davon entfernt sind, gute Christen zu sein, die Unvollkommenen, die also, die noch auf dem Weg sind, die Kraft brauchen, um weitergehen zu können. Hier gilt das Wort Jesu, der sich gerade mit den Sündern an einen Tisch gesetzt hat: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Kommt also alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe verschaffen.“ Je mehr man also Fehler und Schwächen an sich erkennt, umso wichtiger ist der Empfang der Kommunion, denn dort bekommen wir die notwendigen geistlichen Vitamine, die uns gesund und kräftig machen, die uns stärker machen als der Tod.
Es ist also eigentlich nicht zu verstehen, warum es tatsächlich Menschen gibt, die freiwillig auf das Brot des Lebens verzichten ... außer natürlich, sie haben den großen Wert dieser Speise nicht erkannt und sie ist ihnen gleichgültig. Schade, denn wer von diesem Brot ist, wird in Ewigkeit nicht sterben, versichert uns Jesus, denn es ist das Brot des Lebens. Amen.
Herbert Winklehner OSFS
nach oben | Übersicht Salesianische Predigten | Übersicht Franz von Sales-Predigten