PREDIGT zum 2. Sonntag i. Jk. - LJ C

"Wasser in Wein" (Joh 2,1-11)

Liebe Schwestern und Brüder,

wer schon mal bei einer Hochzeitsvorbereitung dabei war, seis bei seiner eigenen oder bei einer anderen, der weiß, dass ein solches Fest immer etwas ganz besonderes ist. Die Erwartungen sind daher auch sehr hoch. Da muss alles passen, super funktionieren und natürlich auch schön sein. Sogar das Wetter soll einem an diesem Tag gehorchen. Jeder Fehler, der bei der Hochzeit passiert, wird sehr leicht und sehr schnell als böses Omen ausgelegt, das sich eventuell dann irgendwann im Leben auswirken wird. Wenn ich merke, dass ein Brautpaar allzu nervös ist oder mit viel zu hohen Erwartungen an diesen Tag herangeht, dann versuche ich sie natürlich zu beruhigen und auch zu relativieren. Und objektiv betrachtet ist das ja auch richtig so: der Tag der Hochzeit ist nicht das Entscheidende. Viel wichtiger ist das Leben danach, die zehn Jahre, die zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig und noch mehr Jahre, die man nach der Hochzeit täglich miteinander verbringt. Und trotzdem meint man immer, dass es eine „Katastrophe“ sei, wenn bei einer Hochzeit etwas schief geht … Wie verrückt das ist, erleben wir gerade in diesen Tagen wieder hautnah. Wirkliche Katastrophen sehen ganz anders aus, als irgendwelche ungeplanten Vorfälle oder Missgeschicke bei der Hochzeit. Ein Erdbeben in Haiti ist eine Katastrophe, ja, - aber mit Sicherheit ist es keine Katastrophe, wenn es bei der Hochzeit regnet oder der Wein ausgeht.

So hat wahrscheinlich auch Jesus im ersten Moment gedacht, als ihn sein Mutter darauf aufmerksam machte, dass es keinen Wein mehr gibt. Im Blick auf die wirklichen Katastrophen dieser Welt, können wir seine Reaktion gut verstehen: „Mama, was hast du nur für Probleme.“ Wir verstehen aber auch Maria sehr gut: es ist eben ein Hochzeitsfest und da will man eben, das alles passt. Und vor allem Essen und Trinken ist da sehr wichtig. Gerade im Orient ist es bis heute so, dass bei Hochzeiten eines nicht passieren darf, nämlich dass irgendjemand der Gäste das Gefühl hat, es gäbe zu wenig zu essen oder zu trinken. Ich war einmal bei einer solchen Hochzeit eingeladen. Und was mir da bis heute in Erinnerung geblieben ist: es gab Berge von Essen und Trinken und das 24 Stunden lang. Wenn man Wein haben wollte, bekam man nicht nur ein Glas serviert, sondern gleich eine ganze Flasche, und zwar jeder am Tisch. Auf meine Frage, warum das so ist, sagte man mir einfach: es wäre eine „Katastrophe“ – da haben wir den Begriff wieder -, wenn irgendjemand von den Gästen das Gefühl hätte, das Brautpaar könne sich nicht genug Essen oder Trinken leisten. Und daher war das Wunder, das Jesus auf dieser Hochzeit von Kanaa wirkte, auch so beeindruckend. 600 Liter Wein waren plötzlich wieder da – und sogar vom Feinsten.

Was können wir heute aus diesem ersten Wunder, das Jesus wirkte, mitnehmen?

Theologisch wird diese Stelle dahin gedeutet, dass Jesus Christus mit seinem Weinwunder jene Herrlichkeit vorwegnimmt, die uns Menschen am Ende der Zeiten erwartet. Der Wein ist ein Symbol der Lebensfreude. Und diese Freude, die beim himmlischen Gastmahl des ewigen Lebens herrschen wird, wird kein Ende haben. Selig sind also die, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind. Christus, der Bräutigam, wird persönlich dafür sorgen, dass diese Hochzeitsfreude des Ewigen Lebens nicht versiegen wird.

Ein weiterer Gedanke kann auch sehr hilfreich sein. Er stammt vom heiligen Franz von Sales, dessen Fest wir in einer Woche hier in der Kapelle feiern werden. In einem seiner Briefe, die er als geistlicher Begleiter schrieb, nahm er einmal Bezug auf die Hochzeit von Kanaa, um seinem Adressaten Mut für das Leben zu machen. Er meinte: Machen Sie sich doch bitte keine Sorgen darüber, dass ihnen nicht alles gelingt, was sie sich vornehmen. Denken Sie doch an Jesus, der bei der Hochzeit zu Kanaa Wasser in Wein verwandelte. Wenn sie also Gott keinen Wein geben können, dann geben Sie ihm Wasser und vertrauen sie darauf, dass er das Wasser verwandeln wird (6,385). Dieser Gedanke kann uns vielleicht in unserem alltäglichen Leben ganz gut tun. Nicht nur bei Hochzeitsvorbereitungen, sondern im ganz alltäglichen Leben kommt es vor, dass die Dinge nicht so laufen, wie wir sie gerne hätte. Immer wieder misslingt etwas, oder wird eben nicht so perfekt, wie wir uns das vorstellen. Natürlich wäre es schön, wenn unser Leben nur herrlichen Wein hervorbringt, aber oft genug müssen wir auch bekennen, es ist leider nur Wasser … aber, und das ist der ermutigende Gedanke des Hochzeitswunders von Kanaa, auf das uns Franz von Sales aufmerksam macht: Gott vollendet das unvollendete, er verwandelt das Wasser in edlen Wein. Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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