PREDIGT zum 33. So.i.Jk. - LJB
„Weltuntergang - Kommen in Herrlichkeit“ (Mk 13,24-32)
Liebe Schwestern und Brüder,
Jesus Christus beschreibt uns im eben gehörten Evangelium den Weltuntergang. Wir kennen diese Bilder. Wir verbinden damit Katastrophe und Angst. Es ist ein Szenario der Finsternis. In Worten der heutigen Sprache könnte man diese Bilder mit atomarer Katastrophe und nuklearem Winter übersetzen. Und es gibt genug, die das tun. Gerade im letzten Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende nistet sich in die Menschen Weltuntergangsstimmung ein. Wahrsager und Astrologen, Weltuntergangspropheten und Endzeitsekten hatten plötzlich wieder Hochkonjunktur. Was dabei herauskommen kann, konnte man in der Schweiz erleben, wo eine Sekte ihren Welt-Untergang selbst inszenierte. Die einen brachten sich selbst um, und die, die nicht wollten, wurden umgebracht. An solchen Auswüchsen menschlichen Wahnsinns wird deutlich, dass Jesus Christus das mit Sicherheit nicht gemeint hat, wenn er vom Ende der Zeiten spricht.
Worum aber geht es ihm? Was sollen wir Christen von einer solchen Botschaft Jesu halten? Der wichtigste Satz des heutigen Evangeliums, die Kernaussage Jesu, die zeigt, was er sagen will, lautet: „Am Ende der Zeiten wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.“ Für Jesus und damit auch für uns Christen bedeutet Weltuntergang alles andere als eine Katastrophe. „Der Menschensohn wird kommen mit Macht und Herrlichkeit!“ sagt uns Jesus. Er selbst wird wiederkommen und das Reich Gottes zur Vollendung führen. Das Paradies - die Welt, so wie sie von Gott geplant und erschaffen war - wird wieder hergestellt werden, eine Welt, in der es keine Tränen und keine Trauer geben wird, sondern nur Freude, Liebe und Frieden. Vor einem solchen Weltuntergang brauchen wir uns wirklich nicht zu fürchten. Es zeigt sich wieder einmal ganz deutlich: Die Botschaft Jesu verbreitet nicht Angst und Schrecken, sie will den Menschen vielmehr Hoffnung, Optimismus und Freude schenken. „Der Menschensohn wird mit großer Macht und Herrlichkeit kommen“ - das meint Jesus, wenn er vom Ende der Welt spricht.
Und wann wird dies alles geschehen? Wann wird dieses freudige Ereignis eintreten? Wir wissen es nicht. Wir kennen nicht den Tag und die Stunde. Das ist allein die Sache Gottes. Es gibt dafür keinen Termin, den wir uns in unseren Kalender eintragen können. „Die Zukunft gehört der göttlichen Vorsehung“ sagt uns der heilige Franz von Sales. „Wichtig ist die Gegenwart, das hier und jetzt und heute.“ Kümmern wir uns also um die Gegenwart. Lassen wir hier und jetzt und heute Jesus in unserem Leben spürbar und lebendig werden. Dann leisten wir auch die beste Vorbereitung für das Ende der Welt. Genau darin liegt der Sinn der Botschaft Jesu, die er uns in zahlreichen Gleichnissen, wie etwa das Gleichnis von den klugen Jungfrauen, deutlich zu machen versucht: Seid bereit für mein Wiederkommen. Seid bereit auf das Kommen Jesu, damit ihr seine Herrlichkeit, die er am Ende der Tage errichten wird, auch wirklich genießen könnt.
Während Sektierer für das Jahr 2000 den katastrophalen Weltuntergang prophezeiten, bereiteten wir Christen uns auf das große Jubeljahr vor: 2000 Jahre Jesus Christus, 2000 Jahre Botschaft der Hoffnung und der Freude. In der Enzyklika von Papst Johannes Paul II. „Tertio Millennio adveniente“ - „Das 3. Jahrtausend kommt näher“ wurden alle Christen aufgerufen, sich auf dieses Jubeljahr vorzubereiten. Ein Zitat aus diesem Rundschreiben gilt auch heute noch, nachdem das 3. christliche Jahrtausend bereits begonnen hat:
„Die Kirche“, so schreibt der Papst, „besteht seit 2000 Jahren. Wie das Senfkorn im Evangelium wächst sie zu einem großen Baum heran, der mit seinen Zweigen ein Dach für die ganze Menschheit zu bilden vermag. Christus dringt als göttlicher Sauerteig immer tiefer in die Gegenwart des Lebens der Menschheit ein und verbreitet dabei sein im Ostergeheimnis vollbrachtes Heilswerk. Er nimmt überdies auch die gesamte Vergangenheit des Menschengeschlechtes, von Adam angefangen, in seine heilbringende Herrschaft hinein. Ihm gehört die Zukunft.“ Amen.
Herbert Winklehner OSFS
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