PREDIGT zum 33. So.i.Jk - LJC
„Wir sind in Gott geborgen“ (Lk 21,5-19)
Liebe Schwestern und Brüder,
„Möge die Welt auch einstürzen, alles in Finsternis, Rauch und Getöse gehüllt sein, Gott ist doch mit uns. Er wird inmitten ihres Herzens sein und sie stärken.“ Wahrscheinlich hat sich der hl. Franz von Sales gerade mit dem Evangelium, das wir jetzt gehört haben, beschäftigt, als er diesen Satz schrieb: Möge die Welt auch einstürzen, sei Dir gewiss und vertraue darauf: Gott ist mit uns.“
Vor 50 Jahren hat ein anderer im Angesicht seiner drohenden Hinrichtung ganz ähnliche Worte gefunden: Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg. Seine Worte von damals wurden zu einem Lied, das wir immer wieder und zu den verschiedensten Anlässen gerne singen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Im heutigen Evangelium beschreibt Jesus das Ende der Zeit. Von welchen Zeichen, die das Weltende ankündigen, spricht er dabei? Kriege und Unruhen - gewaltige Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte, Christenverfolgung. Da brauchen wir in unserer Welt nicht lange zu suchen, um diese Dinge zu finden. Wenn man das bedenkt, dann könnte man meinen, wir leben ja schon mitten im Weltuntergang.
Worum soll es aber uns Christen gehen, wenn wir mit solchen Aussagen Jesu konfrontiert werden? Wir Christen dürfen nicht bei den Katastrophen stehen bleiben, sondern auf den Schlusssatz Jesu hinweisen, wo es heißt: Euch wird kein Haar gekrümmt werden. Bleibt standhaft. Ihr werdet das Leben gewinnen. Biblisch und christlich ist der Weltuntergang keine Katastrophe, keine Endzeit, wo dann alles aus ist, sondern es ist Heilszeit, die Zeit, wo wir Menschen endgültig das Leben gewinnen werden, die Zeit in der alles gut wird. Jesus ist daher auch kein Weltuntergangsprophet wie irgendein Sektenführer sondern der Messias, der Erlöser, der Retter der Welt.
Es gibt eine schöne Legende, die ganz deutlich zum Ausdruck bringt, wie sehr wir uns in Gott geborgen wissen dürfen. In dieser Legende wird erzählt, dass Gott schweren Herzens beschloss, die Welt untergehen zu lassen, weil die Kriege, Erdbeben, Seuchen, Hungersnöte einfach zuviel wurden. Zu diesem Zweck veränderte er die Flugbahn eines riesigen Kometen so, dass er genau auf die Erde zuraste. Das Schicksal der Erde schien unabwendbar zu sein. Mit Spannung ganz großer Trauer beobachtete Gott den Kometen, wie er immer näher an die Erde herankam. Und wirklich, wenige Sekunden vor der Katastrophe hörte Gott plötzlich auf der Erde den Schrei eines neugeborenen Babys. Blitzschnell lenkte er den Kometen erneut um und der Komet flog ganz knapp an der Erde vorbei.
Das ist die wirklich frohe Botschaft des heutigen Sonntags: Gott liebt das Leben. Deshalb brauchen wir uns nicht zu fürchten: Wir sind in Gott geborgen, er ist mitten unter uns. Amen.
Herbert Winklehner OSFS
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