PREDIGT zum 3. Fastensonntag - LJ C
"Gott spricht durch Dornen" (Lk 13,1-9)
Liebe Schwestern und Brüder,
Der heilige Franz von Sales wollte einmal einen Menschen trösten, dem es schlecht ging, der also nicht gerade viel Freude im Leben verspürte und auch meinte, Gott hätte ihn in seiner Not verlassen. Er schrieb diesem Menschen: „Ich kann mich nicht erinnern, dass Gott jemals aus Blumen heraus zu einem Menschen gesprochen hat, wohl aber mehrmals in der Wüste und durch Gestrüpp. Gehen sie also mutig ihren Weg, auch bei schlechtem Wetter und bei Nacht.“
Das sagen uns auch die heutigen Texte aus der Bibel: Gott ist bei uns auch in der Wüste. Er offenbart sich den Menschen im Dornbusch als der Gott, der sich selbst einen einzigartigen Namen gibt, nämlich Jahwe: Ich bin da für euch.
Wer das in seinem innersten annehmen kann, dass Gott trotz meiner Dornen und meines Gestrüpps an meiner Seite ist, trotz meiner Fehler, Schwächen und Sünde, trotz meiner Not und meines Elends, meiner Traurigkeit und Angst, meiner Schmerzen ... trotz allem also, was wir mit Dornen verbinden, wenn wir das annehmen können, dann wird unser Gestrüpp Früchte tragen und nicht umgehauen werden, wie es im Evangelium heißt.
Was können wir tun, um zusammen mit Gott aus dem Gestrüpp einen fruchtbaren Baum zu machen? Auch hier hat Franz von Sales einen Rat bereit: Er sagt: Achtet auf die kleinen Dinge des Lebens. Schritt für Schritt könnt ihr immer eine ganze Menge Gutes tun, auch wenn ihr euch sonst als unvollkommen und schwach erlebt. Die Kleinigkeiten aber schafft jeder. Jetzt ist natürlich die Frage, was so Kleinigkeiten das sein können, die unser Gestrüpp ein wenig bunter machen können?
ein gutes Wort; zuhören; ein Besuch, ein bisschen Zeit, Danke, Helfen, Geduld üben, Bescheidenheit, Geduld haben, den Nächsten ertragen, Hilfsbereitschaft, Demut, ein freundlicher Mut, Liebenswürdigkeit, Duldsamkeit unserer eigenen Unvollkommenheit gegenüber die Güte des Herzens, den Geist der Armut und die Einfachheit des Lebens; und diese niedrigen Übungen: Kranke besuchen, Armen dienen, Betrübte trösten
Wenn man diesen Begriffe sieht und weiterdenkt, dann könnte man eigentlich schon sagen, dass wir einen richtigen Kleine-Gute-Werke-Stress bekommen. Denn das sind alles Dinge, die wir jeden Tag machen können, wo es keine Ausrede gibt, dass wir dazu zu schwach wären. Das wäre also unsere Aufgabe für den Alltag: die kleinen guten Werke, die die Dornen und das Gestrüpp unseres Lebens zum blühen bringen können. Amen.
Herbert Winklehner OSFS
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