Bekenntnisse der Armseligkeit
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- 1. STAUB BIN ICH UND ASCHE – GEBET AM BEGINN DER FASTENZEIT
- 2. MEIN GOTT, WAS BIN ICH OHNE DICH
- 3. HEILIGES TREUEGELÖBNIS
- 4. HERR, GEH WEG VON MIR
- 5. SEI BARMHERZIG MIT MIR ARMEN
- 6. WO BIST DU, MEINE SEELE?
- 7. JA, HERR, ICH BIN ES NICHT WERT
- 8. MEIN GLAUBE IST SCHWACH
- 9. ICH BIN ARMSELIG, HERR
- 10. JA, HERR, ICH BIN ARMSELIG
- 11. WAR ICH NICHT ERBÄRMLICH?
- 12. VOR DER BEICHTE
- 13. NACH DER BEICHTE
- 14. ZURÜCKWEISUNG
- 15. WIE OFT FALLE ICH
- 16. DIE KRAFT MEINES HERRN
Zurück zu: Gebete des heiligen Franz von Sales
1. STAUB BIN ICH UND ASCHE – GEBET AM BEGINN DER FASTENZEIT
Sieh mich, Herr!
Ich bekenne vor dir, Vater,
Herr des Himmels und der Erde:
„Staub bin ich und Asche“ (Gen 18,27),
und will dennoch Schätze sammeln
von den Reichtümern deines Wortes;
nicht nur für mich,
sondern auch für meine vielgeliebten Kinder.
Was soll ich Armer tun?
In mir sind alle Reichtümer des Elends
und der Niedrigkeit verborgen,
ja auch offenkundig;
in dir aber sind alle Schätze der Weisheit
und der Wissenschaft verborgen,
wenn auch jetzt nicht offenbar.
Aber die Schätze meines Elends
sind in der Erde vergraben,
die deinen sind im Himmel;
und soweit der Himmel
von der Erde entfernt ist,
so fern sind deine Gedanken meinen Gedanken.
Wie soll also der Mensch,
das heißt meine Armseligkeit,
Zugang finden zum erhabenen Herzen,
das heißt zu deinen reichen Schätzen?
Wie soll ich von Staub und Asche
zum Himmel gelangen?
Wohlan denn, meine Fürsprecherin,
Himmelsleiter, Gottesberg, Mittlerin,
durch die Gott zu meiner Armseligkeit kommt,
erwirke mir,
daß meine Armseligkeit vor Gott hintritt.
Meine teuerste Mutter und Herrin,
sage mir, ob jene Schätze der Weisheit
und Wissenschaft nicht im Wort Gottes,
im Sohn Gottes erstrahlten,
ehe du ihn in deinem Schoß empfangen hast?
Du aber, verehrungswürdigste Herrin,
hast diese Schätze in deinem Leib
bedeckt und verborgen;
in ihm sind sie ja verborgen.
Wer verbirgt sie demnach?
Nicht du, heilige Jungfrau?
Doch sage mir, gütigste Mutter,
für wen verbergen denn die Mütter die Schätze,
wenn nicht für ihre Kinder?
Also hast du sie für uns verborgen.
Doch breite nun aus, was du verborgen hast,
da dein Sohn,
vom Übermaß des Reichtums
seiner Schätze erfüllt,
gleichsam überfließt und ausruft:
„Sammelt euch Schätze im Himmel!“ (Mt 6,20)
Herr,
im Himmel gibt es nur Schätze der Weisheit,
der Wissenschaft und der Güte.
Du aber hast sie alle, denn alle sind in dir.
Wieso sagst du dann: „Sammelt Schätze“?
Gib du selbst uns Schätze,
und wir werden reich sein!
Da deine Mutter sie
gleichsam als Schatzmeisterin verborgen hat,
befiehl, daß sie uns diese eröffne.
Gütige Mutter,
öffne uns, was du verborgen hast.
Doch wenn wir Reichtümer gesammelt haben,
verbirg diese Schätze wieder in uns,
wie du sie in deinem Sohn verborgen hast.
Du hast die Reichtümer des Sohnes
unter der Niedrigkeit des sterblichen Leibes
verborgen;
in uns seien sie verborgen
im Gedanken an den Tod und das Ende.
Demütigste Herrin, lehre uns die Demut.
Herr, Gott, bedenke, daß wir Staub sind
und zum Staub zurückkehren werden.
Willst du deine Macht zeigen am Staub,
den der Wind des Todes
vom Angesicht der Erde fegt,
und willst du einen trockenen Strohhalm
verfolgen?
Herr, vergib uns, und wir werden Buße tun.
Gewähre uns vierzig Tage,
und wenn wir nicht Buße tun,
dann vernichte uns.
Ja, Herr,
im Eifer für deine Liebe will ich sprechen:
Wie du gütig denen verzeihst,
die Buße tun wollen,
so gebe ich zu, daß du jenen nicht vergibst,
die deiner spotten, Herr,
und deine Barmherzigkeit mißbrauchen.
Den Unbußfertigen droht ja die Strafe der Hölle,
den Bußfertigen gehört das Himmelreich.
Du aber, Herr, Vater, Sohn und Heiliger Geist,
gib uns allen deinen Segen.
DASal 9,136ff
2. MEIN GOTT, WAS BIN ICH OHNE DICH
Mein Gott,
was bin ich ohne dich;
was anders, o Herr,
als dürres, rissiges,
nach Regen lechzendes Erdreich,
das in Staub zerfällt
und vom Wind verweht wird?
DASal 1,237
3. HEILIGES TREUEGELÖBNIS
Nun komme ich zu dir
und werfe mich im Geist vor dem Throne
der göttlichen Gerechtigkeit nieder.
lch erkenne und bekenne mich schuldig
des Verbrechens,
die Majestät Gottes beleidigt zu haben,
schuldig am Leiden und Sterben Jesu
durch die Sünden, die ich begangen habe.
Für sie ist er gestorben
und hat die Kreuzesqualen erduldet;
darum habe ich verdient,
für ewig verloren und verdammt zu sein.
lch wende mich nun dem Thron
der unendlichen Barmherzigkeit Gottes zu.
lch verabscheue von ganzem Herzen
und aus allen Kräften
die Sünden meines bisherigen Lebens.
lch bitte demütig um Gnade,
Barmherzigkeit und Verzeihung,
um vollständige Vergebung
meines Verbrechens,
kraft des Leidens und Todes Jesu,
des Herrn und Erlösers meiner Seele.
Auf diese einzige Grundlage
stütze ich meine Hoffnung.
So erneuere ich das heilige Treuegelöbnis,
das ich am Tage meiner Taufe abgelegt habe:
lch widersage dem Teufel,
der Welt und dem Fleisch.
Ich verabscheue ihre unseligen Ratschläge,
ihre Eitelkeiten und ihre Lust
für mein ganzes Leben und für alle Ewigkeit.
lch wende mich
meinem gütigen und barmherzigen Gott zu
und bin unwiderruflich entschlossen,
ihm zu dienen und ihn zu lieben,
jetzt und ewig.
Ich weihe ihm zu diesem Zweck
meinen Geist mit all seinen Fähigkeiten,
meine Seele mit all ihren Kräften,
mein Herz mit all seiner Liebe,
meinen Leib mit all seinen Sinnen.
lch erkläre hiermit,
daß ich nie mehr eine meiner Fähigkeiten
gegen seinen göttlichen Willen
und seine alles überragende Majestät
mißbrauchen will.
lm Geiste bringe ich mich ihm zum Opfer.
Auf ewig will ich ihm treu
und als Geschöpf redlich ergeben sein.
Nie mehr will ich mich von ihm abwenden
oder meine Hingabe bereuen.
Sollte ich jemals durch Versuchung des Teufels
oder durch menschliche Schwäche
irgendwie gegen diesen Entschluß
und diese Weihe verstoßen,
so erkläre ich hiermit feierlich:
lch bin entschlossen,
mit der Gnade des Heiligen Geistes
davon abzulassen, sobald ich es bemerke,
um mich sogleich ohne Zögern und Zaudern
der göttlichen Barmherzigkeit zuzuwenden.
Dies ist mein Wille, meine Absicht,
mein unabänderlicher und
unwiderruflicher Entschluß,
den ich hiermit bekunde, und bekräftige,
ohne Ausnahme und Vorbehalt.
lch erkläre ihn im Angesicht Gottes,
der triumphierenden und
der streitenden Kirche, meiner Mutter;
sie nimmt diese Erklärung
in der Person dessen entgegen,
der mich als ihr Vertreter bei diesem Akt anhört.
Möge es dir gefallen,
ewiger, allmächtiger und allgütiger Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist,
diesen Entschluß in mir zu stärken
und dieses Opfer meines Herzens
und meiner Seele gütig anzunehmen.
Du hast mir durch deine Eingebung
den Entschluß geschenkt,
gib mir auch die Kraft und Gnade,
es zu vollziehen.
O Gott, du bist mein Gott,
der Gott meiner Seele und meines Geistes.
So will ich dich sehen und anbeten
jetzt und in alle Ewigkeit.
Es lebe Jesus!
DASal 1,62f
4. HERR, GEH WEG VON MIR
„Herr, gehe weg von mir“ (Lk 5,8),
denn ich bin nicht wert bei dir zu sein.
Werfe ich mich ins Meer,
werde ich gewiß zugrunde gehen.
Du aber,
du bist allmächtig,
du kannst trockenen Fußes
über die Wasser schreiten,
darum bitte ich dich,
daß du von mir weggehen mögest.
DASal 2,297
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5. SEI BARMHERZIG MIT MIR ARMEN
Mein Gott, wie kann ich es wagen,
vor deinem Angesicht zu erscheinen?
lch bin ein verworfener Mensch,
undankbar und sündig.
Wie ist das möglich,
daß ich so treulos sein konnte?
Nicht einen meiner Sinne,
nicht eine meiner seelischen Fähigkeiten
habe ich vor der Sünde bewahrt,
unversehrt und rein erhalten!
Kein Tag verging,
an dem ich nicht Böses getan hätte!
Sollte das meine Erwiderung
auf die Wohltaten meines Schöpfers
und das Blut meines Erlösers sein?
Herr, Verzeihung für mich Sünder!
Lebendige Quelle des Erbarmens,
sei barmherzig mit mir Armen!
Nein, Herr,
nie mehr will ich mich der Sünde hingeben!
lch baue auf deine Gnade.
lch habe die Sünde zu sehr geliebt;
ich verabscheue sie jetzt und wende mich dir zu, barmherziger Vater,
in dir will ich leben und sterben.
DASal 1, 50f
6. WO BIST DU, MEINE SEELE?
Warum, mein Gott,
blicke ich nicht ständig auf dich,
wie du immer auf mich schaust?
Warum denkst du so oft an mich, Herr,
und ich denke so selten an dich?
Wo bist du, meine Seele?
Deine wahre Heimat ist Gott;
wo aber sind wir tatsächlich?
DASal 1,84
7. JA, HERR, ICH BIN ES NICHT WERT
Ja, Herr, ich bin es nicht wert,
das Brot der Kinder zu essen;
ich bin wirklich wie ein Hündlein,
das den Nächsten durch ungeduldige Worte
sinnlos anbellt und beißt;
aber wenn die Hündlein schon nicht das Brot
essen dürfen, so haben sie doch die Brosamen
vom Tische ihrer Herren. (vgl. Mt 15,26-27)
So bitte ich dich, o mein gütiger Meister,
wenn schon nicht um deinen erhabenen Leib,
so doch um die Segnungen, die er über jene
ergießt, die sich ihm in Liebe nähern.
DASal 6,128
8. MEIN GLAUBE IST SCHWACH
Ich bin zwar nicht mehr wie früher
in der dunklen Nacht des Unglaubens,
denn schon treffen die Strahlen des Glaubens
den Horizont meiner Seele;
doch glaube ich nicht, wie ich glauben sollte,
denn mein Erkennen ist schwach
und von Finsternissen verdunkelt.
Hilf mir daher, o mein Herr!
DASal 3,155
9. ICH BIN ARMSELIG, HERR
Ich bin armselig, Herr,
doch du wirst meine Armseligkeit
im Schoße deiner Barmherzigkeit aufnehmen
und mich mit deiner väterlichen Hand
in den Genuß deines Erbes gelangen lassen.
Ich bin schwach,
niedrig und verächtlich;
aber du wirst mich an jenem Tage lieben,
weil ich auf dich gehofft
und mit Demut gesucht habe,
dir anzugehören.
DASal 6,268
10. JA, HERR, ICH BIN ARMSELIG
Ja, Herr, ich bin armselig,
aber wem gilt denn das Erbarmen,
wenn nicht den Elenden?
DASal 12,213
11. WAR ICH NICHT ERBÄRMLICH?
Ach, was dachte ich,
als ich nicht an dich dachte?
Herr, woran erinnerte ich mich denn,
als ich dich vergessen hatte?
War ich nicht erbärmlich,
der Eitelkeit zu dienen statt der Wahrheit?
Ach, die Welt, die nur geschaffen ist, um mir zu
dienen, beherrschte und regierte meine Wünsche.
Von jetzt an sollst du
das einzige Licht für meinen Verstand sein;
du sollst der Gegenstand meines Gedächtnisses
sein, das sich nur mehr damit befassen wird,
sich die Größe deiner Güte zu vergegenwärtigen,
die du so freundlich hast
gegen mich walten lassen;
du sollst die einzige Wonne meines Herzens
und der einzige Vielgeliebte meiner Seele sein.
DASal 12,227
12. VOR DER BEICHTE
Herr, gib, daß ich
die Menge und die Größe meiner Sünden sehe,
damit ich sie verabscheue
und mich in die Größe meines Elends vertiefe;
aber laß mich auch die Grenzenlosigkeit
deiner Güte sehen, damit ich sie bekenne.
Und wie ich vor dir und dem Himmel
demütig bekenne, daß ich schlecht bin,
ja die Schlechtigkeit selbst,
weil ich dich so oft beleidigt habe,
will ich auch laut bekennen, wie du gütig bist,
ja die Güte selbst,
weil du mir so barmherzig verzeihst.
Erhabene Güte,
gewähre diesem elenden Sünder Vergebung,
der in diesem sterblichen Leben
seine Sünden bekennt und beichtet,
in der Hoffnung, im ewigen Leben
deine Barmherzigkeit zu bekennen und
zu preisen durch die Verdienste des Todes
und der Passion deines Sohnes,
der mit dir und dem Heiligen Geist
ein einziger Gott ist,
der du lebst und regierst
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
DASal 12,245f
13. NACH DER BEICHTE
Ich kann meine guten Vorsätze
zwar nicht aus eigener Kraft tun oder aushalten,
aber ich freue mich darüber,
denn deine Kraft wird es in mir vollbringen.
DASal 2,138
14. ZURÜCKWEISUNG
Ich will nicht die Gedanken,
die nicht für dich sind, o mein Gott;
ich verleugne sie und weise sie auf immer zurück.
O Herr, du weißt,
daß ich sie zurückgewiesen habe.
DASal 7,141
15. WIE OFT FALLE ICH
Herr, du siehst,
wie anfällig und armselig ich bin
und wie oft ich falle;
vergib mir, Herr,
und gib mir die Gnade,
nicht mehr zu fallen.
DASal 12,362
16. DIE KRAFT MEINES HERRN
Mein Gott,
wie sehr brauche ich doch
in Wahrheit den Geist der Stärke!
Denn ich bin gewiß schwach und kraftlos.
Ich rühme mich aber dessen,
damit die Kraft meines Herrn
in mir wohne.
Ich will lieber schwach sein vor Gott als stark,
denn er nimmt die Schwachen in seine Arme,
die Starken aber führt er an der Hand.
Die ewige Weisheit sei immerdar
in unserem Herzen,
damit wir die Reichtümer
der unendlichen Güte
des gekreuzigten Heilands
verkosten können.
DASal 5,224