Friedrich-Joseph Haass
(1780-1853)
Friedrich-Joseph Haass
- der Heilige Doktor von Moskau
Friedrich-Joseph Haass (russisch Fjodor Petrowitsch Gaass (* 10. August 1780 in Münstereifel; † 16. August 1853 in Moskau) war ein deutsch-russischer Mediziner, genannt der „heilige Doktor von Moskau“. Insbesondere betreute er dort über 25 Jahre lang Strafgefangene seelsorgerisch, sozial und medizinisch. Dabei trat er praktisch für eine Humanisierung des Strafvollzugs ein. Zu seiner Beerdigung kamen 20.000 Menschen.
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1. Leben
Haass, Sohn eines Apothekers und Enkel eines Arztes, studierte nach Abschluss der Schule in Köln, Jena und Göttingen Germanistik, Philosophie und Medizin. In Wien ließ er sich zum Augenarzt ausbilden. Einer seiner ersten Patienten war der russische Fürst Repnin, der unter einer schweren Augenkrankheit litt. Er erkannte Haass' Begabung und bat den jungen Arzt nach Russland. 1806 erschien er als Fjodor Petrowitsch Gaass in Moskau. Bereits 1807 wurde er zum Chefarzt der renommierten Pawlowskaja Klinik (Pauls-Krankenhaus) ernannt.
Während des Krieges 1812 gegen Napoleon arbeitete er als Chirurg in der Russischen Armee.
Nach dem Krieg kehrte Haass nach Moskau zurück, wo er schon bald zum Hausarzt der Oberschicht avancierte. Außerdem lehrte er und arbeitete freiwillig in Altersheimen.
Ab 1828 widmete er sich als Mitglied des Moskauer Gefängnisschutzkomitees 25 Jahre lang der Fürsorge um die Gefangenen, die nach Sibirien verbannt wurden. Er war fest davon überzeugt, dass der Mensch von Natur aus gut sei, weil Gott ihn nach seinem Abbild schuf. Daher sei ein Mensch, der vom rechten Wege abgekommen sei, nichts weiter als ein unglücklicher, kranker Mensch, der nur durch Humanität zu heilen sei.
1844 wird ein Krankenhaus für Obdachlose eröffnet, das durch sein komplettes Privatvermögen und private Spenden finanziert wurde. Bis zu seinem Lebensende lebte und arbeitete Haass in diesem Krankenhaus.
1999 eröffnete die katholische Kirche das Seligsprechungsverfahren für Friedrich Joseph Haass.
2. Von Franz von Sales beeinflusst
Das positive Menschenbild, das Haass auszeichnete, lernte er vor allem durch Franz von Sales kennen, dessen Schriften er zu seinen Lieblingsbüchern zählte, vor allem dessen theologisches Hauptwerk "Abhandlung über die Gottesliebe". In einem Brief an den deutschen Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling vom 31. Dezember 1843 empfiehlt er diesem dringend, die Werke des heiligen Franz von Sales zu lesen. Schelling nennt er darin "meinen geliebten deutschen Lehrer" und Franz von Sales "meinen geliebten Mentor und Erzieher". Aus seinem Testament geht hervor, dass Haass im Besitz von Reliquien des heiligen Franz von Sales war, die er einer katholischen Kirche in Irkutsk vermachte.
3. Literatur
- Dietrich M. Mathias (Übersetzung): "Meine Reise zu den Alexanderquellen in den Jahren 1809 und 1810 - Dr. F. J. Haass als Arzt und Naturforscher im nördlichen Kaukasus", Shaker Verlag 2005, ISBN 383223893X
- Dr. Anton Hamm / Gerd Teschke: "Ein deutscher Arzt als "Heiliger" in Moskau", Westkreuz-Verlag 2000, ISBN 3-922131-26-3
- Hamm, Dr. Anton "Dr. med. Friedrich Joseph Haass aus Münstereifel - Der Heilige Doktor von Moskau - Der Mensch Sein Leben Sein Werk", 1979 Westkreuz-Verlag Berlin/BonnBad Godesberg
- Harder, Hans "Der deutsche Doktor von Moskau", der Lebensroman des Dr. Friedrich Joseph Haass, 4. Auflage, Verlag von F. J. Steinkopf in Stuttgart, 1942
- Koni, Anatolij Fedor "Dr. Friedrich Haass, Lebensskizze eines deutschen Philanthropen in Rußland" in "Geschichte des russischen Gefängniswesens im 19. Jahrhundert", Verlag Duncker & Humblot, Leipzig 1899
- Kopelew, Lew "Der Heilige Doktor Fjodor Petrowitsch - Die Geschichte des Friedrich Joseph Haass – Bad Münstereifel 1780 - Moskau 1853", 1984 Hoffmann & Campe-Verlag, Hamburg
- Passon-Darge, Margarete "Friedrich Joseph Haass, Bildnis eines Christen", Verlag J. P. Peter, Gebrüder Holstein, Rothenburg ob der Tauber 1951