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Alle Jahre wieder, so um den 24. Januar, werden in vielen Diözesen die Journalisten zu einer gemeinsamen Messfeier zu Ehren ihres Patrons Franz von Sales eingeladen. Meist ist es der Diözesanbischof selbst, der dieser Feier vorsteht, und meist sind es sogar Journalisten, die die Messe vorbereiten und inhaltlich gestalten.
So gut diese Vorbereitung auch teilweise sein mag, kaum werden dabei jedoch wirklich biographische oder spirituelle Elemente aus den Werken des hl. Franz von Sales aufgegriffen.
Meist ist das einzige salesianische Element der Messfeier der Hinweis auf dem Einladungsschreiben, dass diese Messe anlässlich des Gedenktages des hl. FRANZ VON SALES, des Patrons der Journalisten, gefeiert wird. Was dann die gottesdienstlichen Elemente betrifft, so bleiben diese oft im Rahmen der Tagesliturgie, wie sie die Messformulare anbieten.
Ich möchte daher Vorschläge für bestimmte Elemente der Messe darlegen, wodurch diese gottesdienstliche Feier einen tieferen salesianischen Charakter erhalten könnte:
THEMA DER MESSE: "DER JOURNALIST: SCHLECHTES IMAGE - GROSSE BEDEUTUNG"
1. Wie Befragungen unter der Bevölkerung ergeben, hat der Journalist ein sehr schlechtes Image. Er steht pausenlos im Kreuzfeuer der Kritik. Er gilt als nicht sehr vertrauenswürdig, arrogant, elitär, kritik- und sensationslüsternd. Wirtschaftliche Aspekte beeinflussen seine Arbeit mehr als soziale. Egoistisch versucht er Einfluss bei den Mächtigen zu bekommen und vergisst dabei all jene, die unter dem Druck der Mächtigen leiden und zum Schweigen verurteilt sind.
2. Dem Journalisten wird aber in der demokratischen Regierungsform ebenso eine hohe Bedeutung beigemessen. Der Journalist verkörpert die "außerparlamentarische Opposition und Kontrolle", ist "Stimme des Volkes", besonders jener Randgruppen der Gesellschaft, die sich anders nicht äußern können. Der Journalist verteidigt die Grundrechte der Meinungs- und Pressefreiheit. Durch die Weitergabe von Informationen dient er der Völkerkommunikation und Wissensvergrößerung. Nicht selten wird dem Journalisten der Kampf gegen das Analphabetentum zur Aufgabe gestellt.
3. Diese zwiespältige Situationsanalyse verlangt nach einem Anker. Dieser Anker findet sich in der Person des Patrons der Journalisten: im hl. FRANZ VON SALES. Er war eine wichtige Persönlichkeit seiner Zeit, der schon vor fast 400 Jahren den Wert des geschriebenen Wortes und dessen Vervielfältigung erkannte. Aber auch er stand sehr oft im Kreuzfeuer der Kritik. Zu Lebzeiten wegen seines Engagements für die Kirchenreform und für ein weltoffenes Christsein, nach seinem Tode wegen seiner Sanftmut und Milde gegenüber dem Menschen als Sünder.
4. Dieser hl. FRANZ VON SALES kann dem heutigen Journalisten hilfreich zur Seite stehen. Aus seinen Schriften lesen wir Verständnis für den Beruf des Schriftstellers, Orientierungshilfen für die verantwortungsvolle Ausübung des Journalistenberufes und die Anerkennung der Nützlichkeit der Medien. Selbst in Gefahr unter der ständigen Last seines Berufes als Bischof erdrückt zu werden, kann er Tröster und Fürsprecher sein für alle Journalisten, die unter Streß und Zeitdruck ihren Beruf ausüben.
Alljährlich treffen sich Journalisten zu einer Messe anlässlich des FRANZ VON SALES-Festes, da dieser Heilige der Patron der Journalisten ist. Dem Beruf des Journalisten wird heute eine sehr hohe Bedeutung beigemessen. Im Zeitalter der Massenkommunikation umso mehr, da es in der heutigen pluralistischen Gesellschaft immer wichtiger wird, den verschiedenen Gruppen der Gesellschaft, besonders den Randgruppen, eine Plattform zu ermöglich, auf der sie sich zur Sprache bringen können. Gleichzeitig steht der Journalist in einem ständigen Kreuzfeuer der Kritik. Sein Interesse ist eher von Sensationslust geleitet als von Objektivität, seine Arbeit eher vom Geld als vom Niveau. Im hl. FRANZ VON SALES haben die Journalisten einen Fürsprecher vor Gott, der ihnen Orientierungshilfen für eine verantwortungsvolle Ausübung ihrer Tätigkeit gibt. Zu Beginn dieser Messfeier wollen wir uns daher in Augenblicken der Stille besinnen und uns die Gefahren und Chancen der Journalistik vor Augen halten.
Herr, unser Gott, du hast den heiligen Franz von Sales berufen, als Bischof und Lehrer allen alles zu werden. Besonders für die Journalisten ist er als ihr Patron Vorbild und Fürsprecher. Wir bitten dich: Stärke die Journalisten, deren Aufgabe in unserer Welt große Bedeutung hat, damit sie nach dem Beispiel des heiligen Franz von Sales im redaktionellen Alltag, der von Zeit- und Termindruck geprägt ist, die Liebe zur Wahrheit, Objektivität und Genauigkeit nicht verlieren und in ihrer Berichterstattung nicht die Sensation sondern die Verantwortung und die Achtung der Personenwürde oberster Grundsatz bleiben. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
In einem Brief "An die Herren von Thonon" schreibt der hl. FRANZ VON SALES: "Seit einiger Zeit predige ich nun schon das Wort Gottes in eurer Stadt; eure Leute hören mich aber nur selten, nur zum Teil und im Geheimen. ... Am günstigsten wäre es für mich gewesen, wenn man mich angehört hätte; da dies nicht zutrifft, wird diese Schrift nicht ohne Nutzen sein, denn: 1. Sie wird zu euch bringen, was ihr nicht bei uns in der Versammlung empfangen wollt. 2. Sie wird jene zufriedenstellen, die mir auf meine Ausführungen erwidern, sie möchten dies gern in Gegenwart eines Prädikanten prüfen, denn schon die Anwesenheit des Gegners bringe sie ins Wanken, lasse sie verblassen und vergehen, nehme ihnen jeden Gehalt. Jetzt können sie ihnen alles vorlegen. 3. Das Geschriebene kann man besser erörtern. Es lässt mehr Muße zum Überlegen als das gesprochene Wort und man kann gründlicher darüber nachdenken. 4. Auf diese Weise wird man sehen, wenn ich die zahllosen Gräuel bestreite, die man den Katholiken vorwirft, dann nicht deswegen, um mich der Auseinandersetzung zu entziehen, wie einige gesagt haben, sondern um der Absicht der Kirche zu folgen. Da ich sie vor aller Augen niederschreibe und sie dem Urteil der Vorgesetzten unterwerfe, bin ich sicher, dass sie darin zwar viel Unwissenheit finden werden, aber mit Gottes Hilfe keinen Unglauben und nichts, was im Widerspruch zu den Erklärungen der römischen Kirche stünde." (DASal 10, 19);
Der hl. FRANZ VON SALES schreibt an Papst CLEMENS VIII.: "Heiliger Vater! Nach Gott ist der heilige Apostolische Stuhl, ist es seine Wachsamkeit, welche die Beständigkeit der Christenheit sichert. Deshalb ist es auch so wichtig, ihm einen gewissenhaften und getreuen Bericht über die Ereignisse zu erstatten, welche die Kirche in jedem Land betreffen. Sonst kann bei der Darlegung von Tatsachen, die man der höchsten Sorge des Heiligen Vaters unterbreitet, etwas für wahr erklären, was falsch ist, und für falsch, was wahr ist. Nun hat sich in der Diözese, deren Obhut mir durch den Willen des Apostolischen Stuhles obliegt, jüngst die Lage glücklicherweise gebessert. Diese neue Lage soll ich dem Apostolischen Stuhl darlegen. Ich möchte dies so klar als möglich tun, aber auf jeden Fall mit großer Sorgfalt, der Wahrheit entsprechend. Um vollständig zu sein, muss ich notwendigerweise weiter ausholen." (DASal 8, 89).
In einer Predigt vom Juli 1597 meinte der hl. FRANZ VON SALES: "Die Wahrheit ist in sich so schön und so köstlich, dass unser Verstand sie notwendigerweise mit Liebe und höchstem Wohlgefallen umfängt, wenn sie ihm klar und verständlich vorgestellt wird. Sie ist sein Ziel, sagen die Peripatetiker; sie ist seine Nahrung, sagen die Platoniker; sie ist seine Vollendung, sagen sie alle gemeinsam mit unseren ehrwürdigen Theologen. `Die ganze Welt ruft und verlangt nach der Wahrheit; der Himmel preist sie, alles wird durch ihre Macht in Bewegung gesetzt", sagt der weise Zorobabel (3. Esdr 4,36), der wegen dieser Sentenz als der Klügste von allen Medern und Persern galt." (DASal 9, 77).
Im Vorwort zur "Abhandlung über die Gottesliebe" schreibt der hl. FRANZ VON SALES: "Man behandelt manchmal die Schriftsteller zu hart. Man fällt sehr rasch ein strenges Urteil über sie und offenbart dabei selbst mehr an Taktlosigkeit, als jene an Unklugheit, da sie ihre Schriften voreilig veröffentlichten. Dieses unüberlegte Urteilen gefährdet schwer sowohl das Gewissen der Urteilenden als auch die Unschuld der Angeklagten. Manche schreiben Albernheiten, andere gefallen sich wieder in plumpem Tadel." (DASal 3, 38ff..);
In einem Brief an die hl. JOHANNA FRANZISKA VON CHANTAL schreibt der hl. FRANZ VON SALES: "Der Geist der Milde ist der wahre Geist Gottes; der Geist des Leidens ist der Geist des Kreuzes. Glauben sie mir also, man kann wohl die Wahrheit sagen und Vorstellungen machen, aber ganz sanft. Man muss wohl über das Schlechte empört und fest entschlossen sein, sich niemals darauf einzulassen; dennoch muss man dem Nächsten gegenüber ganz mild bleiben." (DASal 5, 390f..);
Im 27. Kapitel des 3. Teils der "Anleitung zum frommen Leben" schreibt der hl. FRANZ VON SALES: "Wenn Unanständiges versteckt, zweideutig und witzig gesagt wird, ist es noch viel gefährlicher. Je spitzer der Pfeil ist, desto leichter dringt er in den Körper ein; je feiner geschliffen eine solche Rede ist, desto tiefer dringt sie ins Herz. Wenn jemand glaubt, ein galanter Mann zu sein, weil er solche Worte in Gesellschaft gebraucht, dann weiß er nicht, wozu man in Gesellschaft geht. Sie soll einem Bienenschwarm gleichen, der Honig sammelt, angenehme und seltsame Unterhaltung pflegen, nicht aber wie ein Wespenhaufen sich auf Schmutz und Fäulnis stürzen. ... Spott ist eine der schlechtesten Geistesanlagen. Gott hasst dieses Laster aufs Tiefste und hat es vormals schwer bestraft. Nichts ist der Liebe und noch mehr der Frömmigkeit so entgegengesetzt wie die Verachtung des Nächsten. Auslachen und Verspotten geht nie ohne Verachtungen ab, daher ist es auch schwere Sünde. Die Lehrer der Frömmigkeit sagen mit Recht, dass der Spott die schlimmste Kränkung ist, die man durch Worte zufügen kann, weil bei anderen kränkenden Worten doch eine gewisse Achtung vorhanden sein kann, beim Spott aber nur Verachtung." (DASal 1, 174).
Im 10. Kapitel des 3. Teils der "Anleitung zum frommen Leben" schreibt der hl. FRANZ VON SALES: "Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, die unsere Arbeit auszeichnen sollen, sind wohl zu unterscheiden von Unruhe, Ängstlichkeit und Übereilung. Die Engel kümmern sich um unser Heil und erfüllen diese Aufgabe mit Sorgfalt, aber ohne Unruhe, Aufregung und Hast. Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt sind Eigenschaften ihrer Liebe; Aufregung und Überhastung aber wären mit der Seligkeit der Engel nicht vereinbar. Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt stören den Frieden und die Ruhe der Seele nicht, wohl aber Ängstlichkeit, Hast und aufgeregte Geschäftigkeit. Sei sorgfältig und gewissenhaft in allen Obliegenheiten. Gott hat sie dir anvertraut und will, dass du große Sorgfalt darauf verwendest. Vermeide aber dabei jede Ängstlichkeit und Aufregung, d.h. verrichte sie ohne Unruhe, ohne ängstliche Besorgnis oder hitzigem Eifer. Verrichte deine Arbeit niemals hastig, denn jede aufgeregte Hast trübt Vernunft und Urteil; damit hindert sie uns, eine Sache gut zu machen, auf die wir solch blinden Eifer verwenden." (DASal 1, 134).
Im 10. Kapitel des 3. Teils der "Anleitung zum frommen Leben" schreibt der hl. FRANZ VON SALES: "Mache es wie die kleinen Kinder: Mit der einen Hand halten sie sich am Vater fest, mit der anderen pflücken sie Erdbeeren oder Brombeeren am Wegrain. So sammle und gebrauche auch du die irdischen Güter mit der einen Hand, mit der anderen halte dich an der Hand des himmlischen Vaters fest. Schau immer wieder zu ihm auf, ob ihm dein Tun und dein Wandel recht sind. Hüte dich vor allem, seine Hand loszulassen und dich seiner Obhut zu entziehen, in der Meinung, du könntest dann mehr zusammenraffen. Hält er dich nicht mehr, dann wirst du keinen Schritt tun, ohne hinzufallen. Hast du nur gewöhnliche Beschäftigungen, die keine gesammelte Aufmerksamkeit verlangen, dann schau mehr auf Gott als auf deine Arbeit. Hast du aber eine Arbeit, die deine ganze Aufmerksamkeit beansprucht, dann blicke wenigstens von Zeit zu Zeit zu Gott auf, gleich dem Seemann auf offenem Meer; um seine Richtung einzuhalten, schaut er mehr auf den Himmel als auf das Wasser, auf dem er dahinfährt. So wird Gott mit dir, in dir und für dich arbeiten, und deine Arbeit wird dir Freude bereiten." (DASal 1, 135f.).
Barmherziger Gott, der Beruf des Journalisten besitzt Möglichkeiten, die Einheit und den Frieden unter den Menschen zu fördern. Aber ebenso birgt dieser Beruf große Gefahren in sich. Auf die Fürsprache des hl. FRANZ VON SALES, des Patrons der Journalisten, bitten wir Dich:
(1) (Sprecher A:) Der hl. FRANZ VON SALES forderte von den Menschen unaufhörlich die Treue zur Wahrheit. Er selbst hat in bewundernswerter Weise die Wahrheit des Glaubens dargestellt und verkündet.
(Sprecher B:) Wir bitten Dich: Gib uns Journalisten die Kraft, trotz der beruflichen Schwierigkeiten in der Berichterstattung wahrheitsgetreu zu bleiben.
(2) (A:) Der hl. FRANZ VON SALES war dem Irrtum gegenüber unnachgiebig, den Irrenden aber versuchte er mit Liebe und Sanftmut zu gewinnen.
(B:) Wir bitten Dich: Verleihe uns die Fähigkeit, gesellschaftliche Missstände scharf zu kritisieren, ohne dadurch Menschen persönlich zu verletzen.
(3) (A:) Der hl. FRANZ VON SALES erklärte seinen Lesern und Zuhörern die schwierigsten Themen des Glaubens einfach und verständlich.
(B:) Wir bitten Dich: Stärke in uns die Energie und den Willen komplexe und schwierige Sachverhalte in einer lesergerechten Sprache zu vermitteln, ohne dass dadurch die Richtigkeit und Wahrheit leidet.
(4) (A:) Der hl. FRANZ VON SALES versuchte nie seine innere Einstellung zu verbergen. Offen teilte er seinen Adressaten mit, was er denkt und welche Ziele er anstrebt.
(B:) Wir bitten Dich: Gib auch uns den Mut, unseren Lesern immer klar und deutlich unsere Meinung und unsere Blattlinie offen zu legen, um nicht der Gefahr der Manipulation zu unterliegen.
(5) (A:) Der hl. FRANZ VON SALES versuchte trotz permanentem Zeit- und Termindruck immer guten sprachlichen Stil anzuwenden.
(B:) Wir bitten Dich: Gib uns die Ausdauer und Konsequenz, unseren Schreibstil niveauvoll zu gestalten, auch wenn der Redaktionsschluss gefährlich nahe gerückt ist.
Herr, unser Gott, Du hast uns ermöglicht, dass wir Dir und den Menschen als Journalisten dienen. Dieser Dienst soll ein Dienst an der Einheit, am Frieden und an der Gerechtigkeit unter den Menschen werden. Möge der hl. FRANZ VON SALES als Patron der Journalisten uns als Helfer treu zur Seite stehen, damit wir in verantwortlicher Ausübung unseres Berufes zu diesem Dienst beitragen können. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen.
Herbert Winklehner OSFS