PREDIGT zum Neujahr - LJ A
"Meine Zeit liegt in deinen Händen" (Lk 21,25-28)
Liebe Schwestern und Brüder,
heute ist der Tag der guten Wünsche. Glück und Segen, Gesundheit, ein langes Leben ... Erfolg und so weiter. Und es ist der Tag der Symbole, die diese guten Wünsche zum Ausdruck bringen: Glücksklee, Marzipanschweinchen, Rauchfangkehrer, Hufeisen ...
Man hat fast den Eindruck, dass dieser 1. Januar nichts mit dem Christentum zu tun hat. Mag sein, dass das für sehr viele auch wirklich gilt. Aber alle jene, die gestern Abend in der Jahresdankandacht waren und ihr, die ihr jetzt – nach der Silvesternacht – in die Kirche gekommen seid, zeigen, dass es da doch noch etwas anderes gibt als Feuerwerk und Sekt, Raketen und Dinner for One.
In den Tagen vor Weihnachten hatten wir in unserer Pfarrgemeinde in Deutschland noch das Begräbnis eines Familienvaters, der sich völlig unerwartet das Leben genommen hat. Mit dem Sohn zusammen habe ich die Begräbnismesse vorbereitet. Und sein Wunsch war, dass dabei das Lied „Meine Zeit“ gesungen wird. In diesem Lied heißt es: „Meine Zeit steht ihn deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.“
Genau das bringen wir zum Ausdruck, wenn wir beim Jahreswechsel auch vor Gott hintreten, ihm Dank sagen für das, was im letzten Jahr geschehen ist, und ihn um seinen Segen und seine Begleitung bitten für das, was im kommenden Jahr auf uns zukommt.
Ob wir es wollen oder nicht, ob wir daran glauben oder nicht, ob uns das Recht ist oder nicht, es ist einfach so: „Unsere Zeit liegt in Gottes Händen.“ Und wenn wir uns mit Glücksbringern überschütten, daran wird sich nichts ändern: Niemand sonst als Gott allein schenkt Sicherheit und Geborgenheit. Worauf es ankommt ist, dass wir ein festes Herz haben, das fest in Gott verankert ist.
Mein Ordenspatron, der hl. Franz von Sales, hat in seinem Leben ungefähr 20.000 Briefe geschrieben. Selbstverständlich kannte er auch die Weihnachtspost und die guten Wünsche zum Neuen Jahr. In einem solchen Brief schrieb er einen Wunsch, von dem ich denke, dass wir ihn heute uns allen ganz besonders wünschen sollten. Er schrieb: „Mögen wir dieses neue Jahr so leben können, dass es uns als Fundament für die Ewigkeit dient.“
Ich denke schon, dass wir gerade am Neujahrstag auch an die Ewigkeit denken sollten. Wenn wir uns also ein gutes neues Jahr wünschen, dann bedeutet das für den Christen, dass das neue Jahr dann gut verläuft, wenn es uns einen guten Schritt weiter zur Ewigkeit bringt.
Ich kann heute nicht sagen, was das Jahr genau bringen wird. Natürlich, wir werden wie immer viele schöne Stunden erleben und wir werden wie immer auch traurige Stunden erleben müssen. Es wird wie immer Unglücke, Katastrophen, Krieg auf dieser Welt geben, und es werden wie immer fröhliche, schöne, großartige Ereignisse stattfinden. Selbstverständlich wird es in der Pfarrgemeinde Taufen und Hochzeiten, Erstkommunion und Firmung geben, aber mit Sicherheit auch wieder Beerdigungen. Wir können nur hoffen und beten, dass die schönen Erlebnisse im Großen und Ganzen überwiegen werden, wenn wir in einem Jahr auf dieses jetzt Neue Jahr zurückblicken werden. Aber genau können wir das heute natürlich nicht voraussagen. Denn: die Zukunft liegt in Gottes Hand. Er allein gibt Sicherheit und Geborgenheit.
Möge daher dieses Jahr, egal was es auch bringen mag, für uns alle ein weiteres Fundament bilden für die Ewigkeit.
Und nicht von ungefähr verbindet die Kirche diesen Wunsch mit dem heutigen Hochfest der Gottesmutter Maria. Darin liegt nämlich die Überzeugung, dass Maria unsere mächtigste Fürsprecherin im Himmel ist. Als Mutter des Herrn wird sie all unsere Sorgen wohlwollend annehmen und in die Hände Gottes legen. Es ist daher sicher nicht verkehrt, das Neue Jahr auch mit einem Fest für Maria zu beginnen. Noch nie ist gehört worden, heißt es in einem alten Gebet, dass jemand, der zu ihr seine Zuflucht nahm, von ihr abgewiesen worden wäre.
So wünsche ich euch also ein Gutes Neues Jahr. Möge es mit Hilfe der Gottesmutter Maria ein Jahr werden, das uns als Fundament für die Ewigkeit dient. Amen.
Herbert Winklehner OSFS
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