Arzt
Thema: Wille, Mittel zum Guten, Veränderung
Wer diese Fähigkeiten beherrschen will, muss die richtigen Mittel anwenden. Wenn der Arzt einen Säugling behandelt, erteilt er ihm keine Befehle, sondern sagt der Mutter oder der Amme, was sie mit ihm tun sollen, oder heißt sie selbst das oder jenes essen, diese oder jene Arznei einnehmen. Die in der Nahrung oder Arznei enthaltenen Stoffe gehen dann in die Milch über und durch die Milch in den Leib des kranken Säuglings, der so dem Willen des Arztes folgt, ohne auch nur daran denken zu können. Es hat keinen Sinn, dem Magen, dem Gaumen, dem Schoße Enthaltsamkeit, Nüchternheit und Zurückhaltung zu predigen. Man muss vielmehr den Händen befehlen, dass sie dem Mund Nahrung und Trunk nur maßvoll zuführen; man muss der Zeugungskraft Gegenstände, Gelegenheiten und Nährstoffe entziehen oder zuführen, je nach dem Gebot der Vernunft; man muss die Augen abwenden oder schließen, will man, dass sie nicht sehen. Mit diesen Mitteln wird man das erreichen, was der Wille verlangt. (DASal 3, Seite 53)
Kommentiert: An der richtigen Stelle ansetzen um Veränderung zu bewirken
Die innere Beziehung also, die Ursache der Liebe ist, besteht nicht immer in der Ähnlichkeit, sondern vielmehr darin, dass der Liebende zum geliebten Wesen in einem bestimmten Verhältnis steht, dass sie einander in gewisser Hinsicht entsprechen, miteinander irgendwie übereinstimmen. So ist nicht Ähnlichkeit zwischen dem Arzt und dem Kranken Ursache, dass der Kranke den Arzt lieb hat, sondern seine Not, der das Können des Arztes entspricht. Der eine braucht Hilfe, der andere kann sie leisten. Aus demselben Grund liebt auch umgekehrt der Arzt den Kranken und der Gelehrte seinen Schüler, weil sie an ihnen ihre Fähigkeiten anwenden können. (DASal 3, Seite 69)
Kommentiert: Liebe entsteht aus innerer Beziehung zueinander
Aber sich dazu bekennen, dass man die Räte nicht befolgen will, ja auch nicht einen der Räte, das kann man nicht ohne Verachtung dessen, der sie gibt. Den Rat der Jungfräulichkeit nicht befolgen, um zu heiraten, darin liegt nichts Böses. Aber heiraten, weil man der Ehe vor der Keuschheit den Vorzug gibt, so wie es die Irrlehrer tun, das ist eine große Verachtung entweder des Ratgebers oder des Rates. Gegen den Rat des Arztes Wein trinken, wenn der Durst oder der Wunsch zu trinken zu stark ist, das heißt gewiss nicht den Arzt oder seinen Rat verachten. Aber wenn man sagt: Ich will den Rat des Arztes nicht befolgen, so kann das nur von Missachtung herrühren, die man gegen ihn hegt. (DASal 4, Seite 98)
Kommentiert: Den Ratgeber achten und lieben, auch wenn der Rat nicht von allen befolgt werden muss.
Thema: Leid, Widerwillen, Liebe
Betrachtet man die Leiden an sich, so kann man sie gewiss nicht lieben. Schaut man sie aber in ihrem Ursprung, d. h. in der göttlichen Vorsehung, im göttlichen Willen, der sie anordnet, so sind sie unendlich liebenswert. Sieh den Stab des Moses auf der Erde, er ist da eine furchterregende Schlange; sieh ihn in der Hand des Moses, und er ist ein Wunder wirkender Stab (2.Mos 7). Betrachtest du das Leid an sich, so ist es grauenhaft; betrachtest du es aber im Willen Gottes, dann wird es Liebe und Wonne. Wie oft geschah es, dass wir gegen Arzneien und Heilmittel Widerwillen empfanden, wenn der Arzt oder der Apotheker sie uns reichte. Gab sie uns aber eine liebe Hand, so überwand die Liebe den Abscheu und wir nahmen sie mit Freude. Die Liebe nimmt dem Leid entweder die Herbheit oder sie lässt es uns als liebenswert empfinden (s. Aug. De bono viduit. c. 21). (DASal 4, Seite 122)
Kommentiert: Arznei aus der geliebten Hand schmeckt weniger bitter
Thema: Sünde, Einwilligung, Versuchung
Der Apostel mahnt uns, "das Böse in unserem sterblichen Leib nicht dadurch herrschen zu lassen, dass wir dessen Gelüsten nachgeben" (Röm 6,12). Er verbietet uns nicht, die Sünde zu fühlen, sondern nur in sie einzuwilligen. Er befiehlt nicht, dass wir die Sünde hindern, in uns einzudringen und in uns zu sein, sondern er befiehlt, dass sie nicht in uns herrsche. Sie ist in uns, wenn wir die Auflehnung des sinnlichen Begehrungsvermögens fühlen, aber sie herrscht nicht in uns, außer wenn wir ihr zustimmen. Der Arzt wird dem Fieberkranken nie befehlen, keinen Durst zu haben, - das wäre unsinnig; - wohl aber wird er ihm sagen, er solle sich des Trinkens enthalten, wenn er auch Durst habe. Nie wird man einer schwangeren Frau sagen, sie dürfe kein Verlangen nach außergewöhnlichen Speisen haben, weil das nicht in ihrer Macht steht. Wohl aber wird man ihr nahe legen, zu sagen, worauf sie Lust hat, damit man ihre Einbildungskraft davon ablenken könne, wenn es schädliche Dinge sind, und diese Einbildungen nicht in ihrem Kopf überhand nehmen. (DASal 4, Seite 140)
Kommentiert: Versuchungen gehören zum Menschsein, aber wir müssen nicht einwilligen
An der Zunge erkennen die Ärzte, ob ein Mensch gesund oder krank ist. So zeigen auch unsere Reden die Beschaffenheit unserer Seele an. "Auf Grund deiner Worte wirst du freigesprochen und auf Grund deiner Worte wirst du verurteilt werden“, sagt der Heiland (Mt 12,36). Wie wir sogleich unsere Hand auf eine schmerzende Stelle unseres Körpers legen, so lenken wir unsere Zunge auf den Gegenstand unserer Liebe. (DASal 1, Seite 172)
Kommentiert: Wovon das Herz voll ist, redet der Mund
Thema: Geistliche Begleitung, Wünsche
Erstens, glauben Sie bitte fest daran, dass Ihre Meinung, Sie könnten Erleichterung von Gott nur durch mich erhalten, eine reine Versuchung durch den ist, der die Gewohnheit hat, uns die entfernt liegenden Dinge vor Augen zu führen, um uns den Gebrauch der uns gegenwärtigen Dinge zu nehmen. Denn es zeugt von krankhaftem Geist, wenn ein körperlich Erkrankter entfernt wohnende Ärzte herbeiwünscht und sie den anwesenden vorzieht. Man darf nicht unmögliche Dinge wünschen und auch nicht auf schwierigen und ungewissen aufbauen. Es genügt nicht, zu glauben, dass Gott uns durch alle Arten von Werkzeugen zu Hilfe kommen kann; wir müssen auch glauben, dass er nicht jene dazu verwenden will, die er von uns entfernt, wohl aber jene gebrauchen will, die uns nahe sind. Solange ich dort war, hätte ich dies gerne getan; aber jetzt ist es wohl nicht mehr angebracht. (DASal 6, Seite 35)
Kommentiert: Gott wird uns nicht alleine lassen, auch wenn der vertraute Begleiter nicht zur Verfügung steht
Thema: Geistliche Begleitung, Unvollkommenheit, Seelsorger
Ach, meine Tochter, wenn niemand den Seelen diente als jene, die keine Schwierigkeiten in den Übungen haben und vollkommen sind, dann hätten Sie keinen Vater an mir; man darf nicht aufhören, den anderen beizustehen, auch wenn man selbst in Ratlosigkeit steckt. Gibt es nicht viele gute Ärzte, die selbst kaum gesund sind? Und wie viele schöne Gemälde werden von hässlichen Malern gemalt! Wenn also Ihre Töchter zu Ihnen kommen, sagen Sie ihnen ganz ruhig in Liebe, was Gott Ihnen eingibt, und schicken Sie sie nicht mit leeren Händen von sich fort. (DASal 7, Seite 296)
Kommentiert: Auch geistliche Begleiter dürfen unvollkommen sein