Balsam
Glaube mir, die Frömmigkeit ist das Schönste, was es gibt. Sie ist die Königin der Tugenden, die Vollendung der Liebe. Ist die Liebe eine Pflanze, dann ist die Frömmigkeit ihre Blüte; ist sie ein Edelstein, dann ist die Frömmigkeit sein Glanz; ist sie ein kostbarer Balsam, dann ist die Frömmigkeit dessen Duft, ein lieblicher Duft, der die Menschen erquickt und die Engel erfreut. (DASal 1, Seite 37)
Kommentiert: Frömmigkeit ist die Königin der Tugenden
Thema: Geistliche Freundschaft, Geistliche Begleitung
"Ein treuer Freund", sagt die Heilige Schrift, "ist ein starker Schutz; wer ihn findet, hat einen Schatz gefunden. Ein treuer Freund ist ein Balsam für das Leben und für die Unsterblichkeit; wer Gott fürchtet, findet ihn" (Sir 6,14ff). Du siehst, wie diese Worte vor allem die Unsterblichkeit betreffen, für die wir einen treuen Freund brauchen. Durch seine Ratschläge und Weisungen leitet er unseren Wandel und schützt uns vor den Nachstellungen und Verführungen des bösen Feindes. Er wird uns ein Born der Weisheit in unseren Schwierigkeiten sein, wenn wir niedergeschlagen oder gefallen sind. Er wird uns Arznei sein, um das Herz in seinen seelischen Nöten aufzurichten und zu trösten. Er wird uns vor dem Übel bewahren und das Wohl unserer Seele fördern. Befällt uns eine Schwäche, so wird er verhindern, dass sie zum Tode führe, und wird uns wieder aufhelfen. (DASal 1/ Seite 39)
Kommentiert: Geistliche Freundschaft ist Balsam für unsere Seele
Thema: Wert, Kleine Tugenden, Echtheit
Echten Wert erkennt man wie echten Balsam. Man prüft den Balsam, indem man ihn ins Wasser tropfen lässt; sinkt er unter und bleibt am Boden, so gilt er als besonders fein und kostbar. Will man erkennen, ob ein Mensch wirklich weise, gelehrt, hochherzig und edel ist, dann muss man prüfen, ob diese Eigenschaften mit Demut, Bescheidenheit und Duldsamkeit gepaart sind, denn dann sind sie echte Werte. Wenn sie aber obenauf schwimmen, wenn sie zur Schau gestellt sein wollen, dann werden sie um so weniger echte Werte sein, je mehr sie scheinen wollen. (DASal 1, Seite 118)
Kommentiert: Die kleinen Tugenden lassen uns auf dem Boden bleiben.
Ein starkes Wohlgefallen lässt die Seele nicht mehr in sich verbleiben; gleich einem Balsam verströmt sie still die Gottheit, die sie liebt. (DASal 3, Seite 30)
Kommentiert: Gottesliebe kann nicht verborgen bleiben
Thema: Hochherzigkeit, Tugenden, Liebe
Bei den sittlichen Tugenden ist es anders. Geringe Werke, d. h. Werke, die nicht dem Tugendakt entsprechen, der einer Seele gerade eigen ist, vermehren die betreffende Tugend nicht, können sie sogar schwächen. Freigebigkeit schwindet, wenn sie nur Geringfügiges schenkt, sie wird Engherzigkeit. Bei den Tugenden aber, die ihren Ursprung in der Barmherzigkeit Gottes haben, besonders bei der Liebe, tragen alle guten Werke zu deren Wachstum bei. Das darf nicht verwundern, denn es ist selbstverständlich, dass bei der heiligen Liebe, der Königin aller Tugenden, alles gleich liebenswert und kostbar ist, mag es nun klein oder groß sein. Es verhält sich hier so wie mit dem Balsamstrauch, dem edelsten unter allen Gewürzbäumen, der sowohl in seinen Blättern als auch in seiner Rinde Wohlgeruch spendet. Könnte die Liebe je etwas anderes hervorbringen, was nicht liebenswert wäre und nicht auf Liebe hinzielte? (DASal 3, Seite 166)
Kommentiert: Auch kleine Werke der Liebe sind ganz Liebe
Wie aber geht dieses heilige Überströmen der Seele in ihren Vielgeliebten vor sich? Ein äußerst starkes Wohlgefallen, das der Liebende an dem findet, was er liebt, lässt die Seele in eine gewisse geistige Ohnmacht fallen, so dass sie nicht mehr in sich selbst zu bleiben vermag. Sie lässt sich. dann wie ein flüssiger Balsam, der keine Festigkeit und Dichte mehr besitzt, in das eingehen und überfließen, das sie liebt. Sie wirft sich nicht wie in einem Schwung hinein, sie drängt sich nicht heran, um sich mit Gott zu vereinigen, sondern verströmt still und sachte, wie flüssig geworden, in die Gottheit, die sie liebt. (DASal 3, Seite 305)
Kommentiert: Unsere Seele strebt nach der Vereinigung mit Gott
So kann man auch das tiefe Empfinden der göttlichen Güte durch Worte ausdrücken, wie das des hl. Bruno: "O Güte!" oder des hl. Thomas: "Mein Herr und mein Gott!" (Jo 20,28), oder der hl. Magdalena: "Mein Meister!" (Jo 20, 16), oder des hl. Franziskus: "Mein Gott und mein Alles!" Wenn dieses Empfinden länger in einem liebenden Herzen verweilt, so verströmt und verbreitet es sich im Herzen, bohrt sich tief in den Geist ein und durchtränkt ihn immer mehr mit seiner Köstlichkeit, - und das ist nichts anderes als ein Wachsen der Vereinigung mit Gott. Ähnliches geschieht, wenn man eine kostbare Salbe oder feinen Balsam auf Baumwolle träufelt. Sie vermischen und verbinden sich nach und nach so stark, dass man schließlich kaum mehr sagen kann, ob die Wolle parfümiert oder Parfüm ist, ob das Parfüm Wolle oder die Wolle Parfüm ist. (DASal 4, Seite 36)
Kommentiert: Wachsen in der Vereinigung mit Gott
Meine sehr liebe Tochter, ich bin es recht zufrieden, dass Sie sich ruhig dem heiligen Gebet zuwenden, um unserem armen Herzen ein wenig Erholung bei seinem Heiland zu gönnen, der wie ein Balsamstrauch stets einige Tropfen seines heiligen Balsams auf uns herabträufelt, die friedlich in der Erwartung verharren. (DASal 5, Seite 220)
Kommentiert: Gebet ist Erholung des Herzens
Wenn Balsam in einem Fläschchen fest verschlossen ist, kann keiner unterscheiden, welche Flüssigkeit das ist, bis auf den, der sie hineingetan hat; wenn man aber das Fläschchen geöffnet und einige Tropfen versprüht hat, sagt jeder: das ist Balsam. Meine liebe Tochter, unser lieber kleiner Jesus war ganz erfüllt vom Balsam des Heiles, aber man erkannte es nicht, bis man behutsam mit diesem grausamen Messer seine göttliche Haut geritzt hatte (Lk 2,21); und da erkannte man, dass er ganz Balsam und ausgegossenes Öl sei (HL 1,2) und zwar der Balsam des Heiles. (DASal 5, Seite 235)
Kommentiert: In Jesus wurde uns Erlösung geschenkt.
Die innerlichen Worte, die Gott einem betrübten Herzen sagt, das bei seiner Güte Zuflucht sucht, sind süßer als Honig (Ps 118,103) und heilsamer als der kostbare Balsam, der alle Arten von Geschwüren zu heilen vermag. (DASal 6, Seite 359)
Kommentiert: Bei Gott findet mein Herz Zuflucht
Die Fliegen verderben die Köstlichkeit des Balsams und des Öls (Eccl 10,1). Wenn sie den Balsam nur im Vorüberfliegen berührten, würden sie ihn nicht verderben; da sie aber darin tot liegen bleiben und gleichsam darin begraben sind, verderben sie ihn. Ich will annehmen, dass die Mängel und Fehler Eures Hauses nur Fliegen sind; aber das Übel liegt darin, dass sie in Eurem Balsam bleiben, dort sich einnisten und darin gerne zurückbehalten werden. So klein auch das Übel sein mag, so wächst es doch leicht, wenn man ihm schmeichelt und es festhält. „Kein Feind“, sagen die Soldaten, „ist gering, wenn er geringgeachtet wird.“ (DASal 7, Seite 184)
Kommentiert: Nicht der einzelne Fehler ist Grund zur Sorge, sondern das Verharren in Fehlhaltungen
Der beste Balsam sinkt zu Boden, das Olivenöl schwimmt obenauf. Die Liebe bringt gute Werke hervor, die Demut bewahrt sie. (DASal 9, Seite 141)
Kommentiert: Demut schützt die Liebe
So sage ich, dass das Kreuz geheiligt ist, nicht nur durch die Berührung Unseres Herrn, der wie ein kostbarer Balsam alles durchtränkte, was er berührte, wenn es in dem Gegenstand keinen Widerstand gab; es wurde aber noch viel mehr geheiligt, weil es Unserem Herrn gehörte als Werkzeug für unsere Erlösung, zu seinem Gebrauch bestimmt, weshalb es Kreuz Jesu genannt wird. (DASal 11, Seite 42)
Kommentiert: Im Kreuz ist Heil
Thema: Unvollkommenheit, Gegenwart Gottes
Dieses Meer der Vollkommenheit, werde ich sagen, dieser Abgrund der Güte umgibt mich nicht nur von allen Seiten, sondern teilt sich durch eine wahre Gegenwart und ganz wesentlich diesem treulosen Herzen und dieser verräterischen Seele mit. Ach, mein Gott, mein Herr, mir scheint, dass mein Herz, auf diese Weise zutiefst verbunden und in allen Teilen mit deiner göttlichen Gegenwart vereinigt, nichts anderes ist als eine hässliche giftige Kröte, die in einem Meer überaus kostbaren Balsams schwimmt, sich nährt und erhält. Wie kann ein so geringes Geschöpf leben in diesem unendlichen Wesen und in einer so innigen Gegenwart deiner unermesslichen Güte? (DASal 12, Seite 204)
Kommentiert: Gott entzieht uns nicht seine Gegenwart trotz unserer Unvollkommenheit