Baum
Thema: Umkehr, Tugendstreben, Besserung
Zwar scheinen diese Anlagen zu unserer Natur zu gehören und unsere Eigenart zu bilden, man kann sie aber mildern und mäßigen, wenn man sich Mühe gibt, die entgegengesetzten Tugenden anzustreben. Man kann sich sogar ganz davon freimachen und reinigen, und ich sage dir: Das muss man tun. Man hat ein Mittel gefunden, den bitteren Mandelbaum in einen süßen umzuwandeln; man schneidet an seinem Fuß eine Kerbe in die Rinde und lässt den Saft abfließen. Warum sollten wir nicht auch unsere schlechten Anlagen entfernen und besser werden können? Es gibt keinen so guten Charakter, dass er durch schlechte Gewohnheiten nicht verdorben, - und keinen so schlechten, dass er nicht durch die Gnade Gottes und eifriges Bemühen in Zucht genommen und überwunden werden könnte. (DASal 1, Seite 67)
Kommentiert: Kein Mensch darf als „hoffnungsloser Fall“ gesehen werden.
Wer von menschlicher, natürlicher Liebe erfasst ist, hat seine Gedanken fast immer beim Gegenstand seiner Liebe, sein Herz strömt über von Zärtlichkeit gegen ihn und sein Mund ist voll des Lobes für ihn; ist das geliebte Wesen fern, so versäumt er keine Gelegenheit, seiner Neigung durch Briefe Ausdruck zu geben, er sieht keinen Baum, ohne in dessen Rinde den Namen des Geliebten zu schneiden. So können auch jene, die Gott lieben, nicht aufhören, an ihn zu denken, für ihn zu atmen, nach ihm zu streben, von ihm zu sprechen; sie möchten den hochheiligen Namen Jesus nach Möglichkeit in die Herzen aller Menschen schreiben. Alles dient ihnen als Anregung dazu; es gibt kein Geschöpf, das ihnen nicht das Lob des Geliebten verkündet. Wie Augustinus nach einem Wort des hl. Antonius sagt, spricht alles auf der Welt eine stumme, aber sehr verständliche Sprache im Dienste ihrer Liebe. Alles regt sie zu guten Gedanken an, die wieder eine Erhebung zu Gott zur Folge haben. (DASal 1, Seite 87)
Kommentiert: Liebe will sich ausdrücken.
Die Demut verbirgt die Tugenden, um sie zu bewahren, zeigt sie aber dann, wenn es die Liebe fordert, um sie zu mehren, zu stärken und zu vervollkommnen. Sie gleicht dem Baum auf der Insel Thylos, der seine schönen roten Blüten nachts schließt und erst bei Sonnenaufgang wieder öffnet; die Einheimischen sagen daher, dass die Blüten in der Nacht schlafen. So bedeckt und verbirgt auch die Demut alle unsere menschlichen Tugenden und Vollkommenheiten und lässt sie nur um der Liebe willen sichtbar werden; die Liebe ist ja keine menschliche, sondern eine himmlische, keine sittliche, sondern eine göttliche Tugend, die wahre Sonne der Tugenden, die sie stets beherrscht. Eine Demut, die der Liebe schadet, ist daher ohne Zweifel falsch. (DASal 1, Seite 122)
Kommentiert: Demut schützt die Tugenden und dient der Liebe.
Die Blätter eines Baumes haben an sich keinen besonderen Wert; trotzdem tragen sie nicht nur zur Schönheit des Baumes bei, sondern schützen auch die Früchte, solange diese noch zart sind. So ist auch der gute Ruf an sich nichts besonders Begehrenswertes, aber er ist doch sehr nützlich, nicht nur als Zierde unseres Lebens, sondern weil er auch unsere Tugenden schützt, besonders wenn sie noch zart und schwach sind. Die Verpflichtung, unseren Ruf zu wahren und das zu sein, wofür man uns hält, übt auf ein hochherziges Gemüt einen mächtigen, wenngleich milden Zwang aus. (DASal 1, Seite 126)
Kommentiert: Unser guter Ruf schützt den zarten Beginn unseres Tugendstrebens.
Weiter sagt der hl. Augustinus: "Es ist besser, auch dem gerechten Zorn den Eintritt zu verwehren, so klein er auch sein mag, denn hat er einmal Platz ergriffen, dann ist es schwer, ihn wieder hinauszuwerfen. Aus dem ursprünglich kleinen Wurzelreis wird im Nu ein Baum. Dauert er einmal bis zur Nacht und geht die Sonne darüber unter (wovor der Apostel so sehr warnt, vgl. Eph. 4,26), dann wird er zum Hass und man kann ihn fast nicht mehr loswerden, denn dann nährt er sich von tausend falschen Gründen. Noch jeder zornige Mensch hat seinen Zorn für gerecht gehalten. (DASal 1, Seite 131)
Kommentiert: Aus Zorn kann Hass werden, wenn man ihn wachsen lässt
Wenn man, so erzählen die Naturkundigen, auf eine ungeteilte Mandel ein Wort schreibt, sie in ihre Schale zurücklegt, sorgfältig verschließt und in die Erde pflanzt, dann wird in alle Früchte dieses Baumes dieses Wort eingegraben sein. Nie habe ich das Vorgehen jener billigen können, die bei Äußerlichkeiten beginnen, um den Menschen zu bessern: bei Haltung, Kleidung oder Frisur. Mir scheint im Gegenteil, man muss beim inneren Menschen anfangen. "Bekehre dich zu mir, spricht Gott, "von ganzem Herzen!" (Joel 2,12). "Mein Sohn, gib mir dein Herz! (Spr 23,26). Weil das Herz die Quelle unserer Handlungen ist, werden diese so sein, wie unser Herz beschaffen ist. Der göttliche Bräutigam ladet die Seele ein mit den Worten: "Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, gleich einem Siegel auf deinen Arm'' (Hld 8,6). Ja, wahrhaftig, wer Jesus in seinem Herzen trägt, gleicht ihm bald auch in all seinen äußeren Handlungen. Darum möchte ich vor allem das erhabene und heilige Wort "Es lebe Jesus!“ in dein Herz schreiben. lch bin sicher, dann wird dein Leben, das aus dem Herzen sprießt, wie der Mandelbaum aus dem Kern, als Früchte nur Handlungen hervorbringen, denen dieses Heilswort aufgeprägt und eingegraben ist. Wie der geliebte Jesus in deinem Herzen lebt, so wird er auch in deinen Handlungen lebendig sein, wird sein Name geschrieben stehen auf deinen Augen, auf deinem Mund, auf deinen Händen, ja, auf deinen Haaren, und du wirst mit dem hl. Paulus sagen können: "Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Jesus Christus lebt in mir“ (Gal 2,20). Mit einem Wort: Wer das Herz des Menschen gewonnen hat, besitzt den ganzen Menschen. (DASal 1, Seite 163)
Kommentiert: Wer das Herz des Menschen besitzt, besitzt den ganzen Menschen
Thema: Herz, Gefühle, Handlungen
„An ihren Früchten könnt ihr sie erkennen“ (Mt 7,16). Das ist ein allgemeiner Grundsatz, der auch für unsere Affekte und Leidenschaften gilt. Vergleichen wir unser Herz mit einem Baum, dann sind die Affekte und Leidenschaften seine Äste, die Werke und Handlungen seine Früchte. Das Herz ist gut, wenn es gute Affekte hervorbringt, und die Affekte und Leidenschaften sind gut, wenn sie in uns gute Wirkungen und heilige Taten sprießen lassen. (DASal 1, Seite 233)
Kommentiert: Ein guter Baum bringt gute Früchte
Teure Entschlüsse, ihr seid der Baum des Lebens, den Gott mit eigener Hand in mein Herz gepflanzt, den mein Heiland mit seinem Blut begossen hat, damit er Frucht bringe. Lieber tausendmal sterben als zulassen, dass ein Sturm ihn entwurzle. Nein, weder Eitelkeit noch Vergnügungen, weder Reichtümer noch Leiden werden jemals mein Vorhaben mir entreißen können. Heiland, Du hast diesen Baum gepflanzt und in Deiner Vatergüte für Deinen Garten bestimmt. (DASal 1, Seite 258)
Kommentiert: Fest wie ein Baum sollen meine Entschlüsse zum Guten sein.
Ich will euch aus dem Leben des hl. Pachomius ein Beispiel solch raschen Gehorchens erzählen. Pachomius hatte unter seinen Mönchen einen, der Jonas hieß und außerordentlich tugendhaft und vollkommen war. Er hatte den Garten zu besorgen, in dem ein Feigenbaum mit wunderschönen, verlockenden Früchten stand. Dieser Baum war nun für die jungen Ordensleute eine Versuchung und immer, wenn sie daran vorüberkamen, schielten sie ein bisschen nach den Feigen hin. Eines Tages ging Pachomius im Garten spazieren, und als er zu dem Baum hinüberschaute, sah er oben in den Zweigen den Teufel sitzen und so begehrlich auf die Feigen herunterschauen, wie die Ordensbrüder hinaufzuschauen pflegten. Sogleich rief der große Heilige den Bruder Jonas zu sich her und befahl ihm, den Feigenbaum am nächsten Tag in aller Frühe umzuhauen; denn er wollte seine Mönche zur Abtötung der Sinne nicht weniger sorgfältig erziehen als zur Ertötung der ungeordneten Leidenschaften und Neigungen. Da sagte Jonas: "Ach, habt ein wenig Nachsicht mit den jungen Leutchen, mein Vater! Was wollen Sie, es sind ja gute Kinder, die schließlich auch eine Freude haben müssen. Für mich will ich den Baum gewiss nicht stehen lassen." Und damit sagte er die Wahrheit, denn schon 75 Jahre war er im Kloster und hatte noch nie eine Frucht verkostet, den Mitbrüdern gegenüber war er aber damit sehr freigebig. Darauf sagte der hl. Pachomius in aller Ruhe: "Nun gut, mein lieber Bruder, du hast weder einfach noch sofort gehorchen wollen; ich will wetten, dass der Baum gehorsamer ist als du." Und wirklich, am nächsten Tag war der Baum ganz dürr und trug nie mehr Früchte. (DASal 2, Seite 154)
Kommentiert: Ein Beispiel des Gehorsams
Der Wille hat also eine sehr innige Beziehung zum Guten. Dieser Beziehung zum Guten entspringt das Wohlgefallen, das der Wille empfindet, wenn er das Gute spürt und es schaut. Weil es ihm gefällt, wird der Wille zum Guten hin bewegt und gedrängt. Dieses Bewegtsein des Willens zielt darauf hin, sich mit dem Guten zu vereinigen. Schließlich sucht der jetzt in Bewegung gekommene und zur Vereinigung hinstrebende Wille alle geeigneten Mittel, um diese Vereinigung zu erreichen. Das alles umfasst gewiss die Liebe. Sie ist wie ein schöner Baum, dessen Wurzel die Bezogenheit des Willens auf das Gute ist, dessen Fuß das Wohlgefallen am Guten, der Stamm die Bewegung zum Guten hin, die Äste all das Streben, Suchen, Bemühen hinzugelangen, die Frucht aber die Vereinigung mit ihm und sein beglückender Besitz. (DASal 3, Seite 64)
Kommentiert: Die Liebe wurzelt im Willen und strebt nach dem Guten
Und ebenso sind auch zweifellos jene Liebesregungen, die dem zu unserer Rechtfertigung erforderlichen Glauben vorangehen, noch keine eigentliche, sondern erst eine beginnende und unvollkommene Liebe. Es sind die ersten grünen Knospen, welche die von der himmlischen Sonne erwärmte Seele gleich einem mystischen Baum im Frühling hervorbringt, eher fruchtverheißend als schon eigentliche Frucht. (DASal 3, Seite 133)
Kommentiert: Der Beginn der Liebe verheißt kommende Früchte
Thema: Güte Gottes, Wirken Gottes
Ich betone, dass Gott es ist, der in einer Seele die Liebe vermehrt. Denn nicht aus eigener Kraft treibt diese Königin der Tugenden, einem Baume gleich, ihre Äste. Da sie neben Glaube und Hoffnung ihren Ursprung in der göttlichen Güte hat, erhält sie auch von dort ihr Wachstum und ihre Vollendung, den Bienen gleich, die im Honig gezeugt, auch vom Honig sich nähren. (DASal 3, Seite 165)
Kommentiert: Gott ist es, der in uns die Liebe wachsen lässt
Thema: Sünde, Anhänglichkeit a. d. Sünde
Wenn ein Baum vom Sturm stark hergenommen wurde, pflegt man zu sagen, es sei von ihm nichts übrig geblieben; denn wenn er auch selber noch da ist, so ist er doch seiner Früchte beraubt. Gleicherweise können auch wir von unserer Liebe sagen, sie habe abgenommen, sei geschwächt, wenn Anhänglichkeiten an lässliche Sünden sie schwer hernehmen. Denn wenn auch die Liebe als Zustand noch ganz im Herzen ist, so ist sie doch ohne Werke, die ihre Früchte sind. (DASal 3, Seite 206)
Kommentiert: Wenn ein Herz an der Sünde hängt, bringt es keine Frucht
Wie auf dem sagenhaften Baum von Tivoli die verschiedenen Reiser aufgepfropft waren, so auf der Liebe alle Tugenden, deren jede in ihrer Art bleibt, aber doch das Aroma der Heiligkeit von der Liebe hat, auf die sie gepfropft ist. (DASal 4, Seite 22)
Kommentiert: Die Liebe gibt den Tugenden ihre Kraft
Die natürliche Vernunft ist ein guter Baum, den Gott in uns gepflanzt hat; seine Früchte können daher nur gut sein. Verglichen mit den Früchten, welche die Gnade hervorbringt, sind sie allerdings wenig wertvoll, aber doch nicht ganz ohne Wert, denn Gott hat sie gelobt und zeitliche Belohnungen dafür gegeben. (DASal 4, Seite 225)
Kommentiert: Die Vernunft ist ein Geschenk Gottes
Alle tugendhaften Werke eines in der Freundschaft mit Gott lebenden Herzens sind Gott geweiht; denn wenn ein Herz sich selbst hingegeben hat, hat es damit nicht auch alles hingegeben, was von ihm abhängt? Wer den Baum ohne Vorbehalt gibt, gibt er nicht auch die Blätter, die Blüten und die Früchte?... Da der Gerechte eingepflanzt ist im Hause des Herrn, wachsen seine Blätter, seine Blüten und Früchte dort und sind dem Dienst seiner Majestät geweiht. Er ist "wie ein Baum an Wasserbächen gepflanzt, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt; selbst sein Laub welkt nicht, und was auch immer er tut, es gedeiht" (Ps 1,3 f). Nicht nur Früchte der Liebe und die Blüten der Werke, die sie anordnet, sondern selbst das Laub der sittlichen und natürlichen Tugenden erhalten eine ganz eigene Güte von der Liebe des Herzens, die sie hervorbringt. (DASal 4, Seite 228)
Kommentiert: Wer das Herz des Menschen besitzt, besitzt den ganzen Menschen
"Ich sah in Tivoli einen Baum," erzählt Plinius (H.n. 17,16), "der auf alle mögliche Art aufgepfropft war und alle Arten von Früchten trug; auf einem Zweig befanden sich Kirschen, auf einem anderen Nüsse, auf anderen Trauben, Feigen, Granatäpfel, Äpfel, überhaupt alle Gattungen von Früchten." Das war wohl etwas Wunderbares, Theotimus, aber viel wunderbarer ist es, in einem Christen die göttliche Liebe zu sehen, auf die alle Tugenden gepfropft sind. Denn ebenso, wie man von diesem Baum sagen könnte, er sei ein Kirschbaum, ein Apfelbaum, ein Nußbaum, ein Granatapfelbaum, so kann man auch von der Liebe sagen, sie sei geduldig, sanft, tapfer, gerecht oder vielmehr, sie sei die Geduld, die Sanftmut und die Gerechtigkeit selbst. Aber der Baum von Tivoli hatte keine lange Lebensdauer, wie der gleiche Plinius bezeugt, denn die große Mannigfaltigkeit an Früchten erschöpfte rasch seine Wurzelsäfte, sodass er verdorrte und starb. Die Liebe hingegen gewinnt an Kraft und Stärke, wenn sie durch die Übung aller Tugenden viele Früchte hervorbringt. Ja, sie ist, wie die heiligen Väter sagen, unersättlich in ihrer Neigung, Früchte hervorzubringen, und sie hört nicht auf, das Herz zu drängen, in dem sie sich befindet. ... Die Früchte der veredelten Bäume entsprechen dem Pfropfreis, mit dem sie veredelt worden sind. Ist das Pfropfreis von einem Apfelbaum, so wird es Äpfel ansetzen, ist es von einem Kirschbaum, so wird es Kirschen tragen; immer aber werden die Früchte etwas vom Aroma des Baumstammes haben, an dem sie sich befinden. Ebenso haben unsere Handlungen zwar Namen und Gattung von der besonderen Tugend, aus der sie hervorgegangen sind, aber das Aroma der Heiligkeit gewinnen sie aus der heiligen Liebe; denn die Liebe ist Quelle und Wurzel aller Heiligkeit im Menschen. Der Stamm teilt sein Aroma allen Früchten mit, welche die aufgepfropften Reise hervorbringen; diese bewahren aber dabei die natürliche Art des Reises, aus dem sie hervorkommen. So teilt auch die Liebe ihren hohen Wert und ihre Würde den anderen Tugenden mit, sie lässt aber trotzdem jeder Tugend ihren besonderen Wert und ihre besondere Güte, die sie ihrer natürlichen Beschaffenheit nach haben. (DASal 4, Seite 235)
Kommentiert: Von der Liebe werden alle anderen Tugenden genährt.
Ein Eichenreis kann man nicht auf einen Birnbaum pfropfen, dazu sind die Säfte dieser beiden Bäume einander zu entgegengesetzt. Ebenso wenig lässt sich Zorn oder Verzweiflung auf Liebe pfropfen; jedenfalls wäre es eine sehr schwierige Aufgabe. Vom Zorn haben wir schon bei den Überlegungen über den Eifer gesprochen. Welchen Dienst die Verzweiflung der Liebe leisten könnte, sehe ich nicht ein, es sei denn, sie würde herabgemindert auf ein gerechtes Misstrauen gegen uns selbst oder auf das Bewusstsein der Eitelkeit, Schwäche und Unbeständigkeit weltlicher Gunsterweise, Unterstützungen und Versprechungen. (DASal 4, Seite 289)
Kommentiert: Zorn und Verzweiflung sind keine Kinder der Liebe
Thema: Vollkommenheitsstreben, Alltag
Gnädige Frau, Ihr Verlangen nach Vollkommenheit gleiche den Orangenbäumen an der Küste von Genua. Sie tragen fast das ganze Jahr hindurch Früchte, Blüten und Blätter zugleich. So soll auch Ihr Streben Früchte bringen in den vielen Gelegenheiten des Alltags; es muss aber auch stets neue und höhere Ziele ins Auge fassen: dies sind die Blüten des Baumes; den Blättern vergleichbar ist das häufige Bewusstsein der eigenen Schwäche, das unseren guten Werken und Wünschen immer Bestand gibt. (DASal 5, Seite 44)
Kommentiert: Das Streben nach Vollkommenheit soll Früchte tragen in den kleinen Gelegenheiten des Alltags
O Gott, meine sehr teure Mutter, man muss wohl sein Herz in Gott hineinlegen und es niemals daraus fortnehmen. Er allein ist unser Friede (Eph 2,14), unser Trost und unsere Herrlichkeit. Was bleibt wohl übrig, als uns immer mehr mit diesem Heiland zu vereinigen, damit wir gute Früchte tragen (Jo 15,5). Sind wir nicht sehr glücklich, meine liebe Mutter, unsere Herzen auf das Herz des Heilands aufpfropfen zu können, das seinerseits wieder auf die Gottheit aufgepfropft ist? Denn so ist diese unendlich höchste Wesenheit die Wurzel des Baumes, dessen Äste wir sind und deren Früchte unsere Liebesakte sind. Das war das Thema von heute morgen. (DASal 5, Seite 313)
Kommentiert: In Jesus verwurzelt sein und Frucht bringen.
Der Mensch ist in dieser Welt nur wie ein von der Hand des Schöpfers gepflanzter Baum, herangezogen durch seine Weisheit, begossen mit dem Blute Jesu Christi, damit er Früchte trage so recht nach dem Willen des Meisters, der darin in erster Linie bedient werden will, dass wir uns gern von seiner Vorsehung lenken lassen, welche die Freiwilligen führt und die Unbotmäßigen kraftvoll zieht. (DASal 6, Seite 378)
Kommentiert: Der Mensch, Geschöpf Gottes und teilhaft der Erlösung
Ich sehe, so scheint es mir gewiss, diesen gekreuzigten Erlöser inmitten Ihrer Seele wie einen schönen Lebensbaum; er schenkt Ihnen die Blüten guter Wünsche und verspricht damit Früchte göttlicher Liebe, die er gewöhnlich an Stellen wachsen lässt, die vom Tau der Demut, Milde und Einfachheit des Herzens benetzt sind. (DASal 7, Seite 243)
Kommentiert: Jesus in unserem Herzen
Daraus können wir folgern, wie notwendig das Gebet für den Menschen ist; denn ein Baum, der nicht genug Erde hat, um seine Wurzeln zu bedecken, hat keinen Bestand. Ebenso kann ein Mensch nicht bestehen, wenn er nicht eine besondere Sorgfalt auf die himmlischen Dinge verwendet. (DASal 9, Seite 223)
Kommentiert: Das Gebet ist für den Menschen wie die Erde für den Baum.
Der tote Glaube gleicht einem dürren Baum, der keinen Lebenssaft hat. Wenn deshalb die anderen Bäume im Frühling Blätter und Blüten treiben, bringt er keine hervor, weil er nicht den Saft hat wie die anderen, die nicht tot sind, sondern nur abgestorben. Das ist ja etwas anderes; wenn sie auch im Winter dem äußeren Anschein nach den toten Bäumen gleichen, tragen sie doch zu ihrer Zeit Blätter, Blüten und Früchte, was ein toter Baum nie tut. Dieser ist gewiss ein Baum gleich den anderen, das ist wahr; er ist dennoch tot, denn er trägt nie Blüten und Früchte. So hat der tote Glaube wohl das gleiche Aussehen wie der lebendige, aber mit dem Unterschied, dass der erste keine Blüten und nicht die Früchte der guten Werke bringt, der zweite aber solche zu jeder Jahreszeit hervorbringt. (DASal 9, Seite 429)
Kommentiert: Es ist ein Unterschied, ob der Glaube nur schwach ist, oder tot.
Sie (die Kirche) gleicht einem schönen Baum oder vielmehr dem Orangenbaum, der zu jeder Jahreszeit immer grün ist. Tatsächlich sieht man ihn in Italien in der Gegend von Genua und auch in Gegenden Frankreichs, wie in der Provence entlang der Küste, zu jeder Jahreszeit Blätter, Blüten und Früchte tragen. (Gewiss ist der Orangenbaum immer im gleichen Zustand, ohne zu welken; gleichwohl hat er das, weil er nicht nährt.) So hat die Kirche ihre Blätter, das sind ihre Zeremonien, ihre Blüten, das sind ihre Handlungen, und ihre Früchte, das sind ihre guten Werke und das gute Beispiel, das sie bei jeder Gelegenheit dem Nächsten gibt. (DASal 9, Seite 454)
Kommentiert: Die Kirche gleicht einem nie welkenden Baum
Wer sieht nicht, dass man in all diesen Versen das Kreuz betrachtet als einen Baum, an dem die kostbare Frucht des Lebens hängt, der Schöpfer der Welt, als einen Thron, auf dem der König der Könige sitzt? (DASal 11, Seite 214)
Kommentiert: Das Kreuz, der Baum des Lebens
Die Traurigkeit ist in der Regel fast immer schlecht und selten gut; denn nach den Kirchenlehrern bringt der Baum der Traurigkeit acht Äste hervor: Barmherzigkeit, Buße, Angst, Trägheit, Entrüstung, Eifersucht, Neid, Ungeduld. Wie man sieht, sind davon nur die ersten zwei ohne Vorbehalt gut. Das veranlasst den Weisen, in Ekklesiastikus (30,25) zu sagen, dass die Traurigkeit viel Gutes tötet und dass in ihr kein Nutzen ist; denn gegenüber zwei guten Bächen entspringen aus ihr sechs schlechte. (DASal 12, Seite 188)
Kommentiert: Traurigkeit bewirkt nur selten Gutes
Thema: Nächstenliebe, Urteil, Ärger
Die Seele des Nächsten ist der Baum des Lebens (vgl. 1.Mos 2,9) des irdischen Paradieses; es ist verboten, sie zu berühren, weil sie Gott gehört und es ihm zusteht, über sie zu urteilen wie über uns. Wenn uns die Anwandlung überkommt, uns über jemand zu ärgern, müssen wir diese Seele sogleich im Herzen Gottes sehen, dann werden wir nicht daran denken, uns über sie zu ärgern, und das ist das rechte Mittel, den Frieden in unserem Herzen und die Nächstenliebe zu wahren. (DASal 12, Seite 369)
Kommentiert: Den Nächsten im Herzen und mit den Augen Gottes sehen
Thema: Freundschaft, Geselligkeit, gutes Beispiel
Schließlich sind noch die wertvollen Geselligkeiten unter frommen und tugendhaften Leuten zu erwähnen. Ein solches Beisammensein wird dir immer von Nutzen sein. Die zwischen Olivenbäumen gepflanzte Rebe trägt saftige Trauben mit Olivengeschmack; ein Mensch, der häufig mit tugendhaften Leuten umgeht, wird nicht unbeeinflusst von deren Eigenschaften bleiben. Die Drohnen können allein keinen Honig erzeugen, sie helfen aber den Bienen dabei; so ist auch uns der Umgang mit frommen Menschen eine große Hilfe im Streben nach eigener Frömmigkeit. (DASal 1, Seite 169)
Kommentiert: Die Gesellschaft von guten Menschen gibt uns gutes Beispiel
Allerdings, Theotimus, gibt es gewisse Leidenschaften im Menschen, die sich auf der Liebe einnisten gleich Schmarotzerpflanzen auf Bäumen. Sie entstehen inmitten der Liebe und um die Liebe herum, sind aber weder Liebe, noch gehören sie zur Liebe; sie sind vielmehr Auswüchse und wilde Schösslinge an ihr, die sowohl zur Bewahrung wie auch zur Vervollkommnung der Liebe unnütz sind, aber sie im Gegenteil sehr schädigen, schwächen und sogar, wenn sie nicht rechtzeitig ausgetilgt werden, gänzlich zugrunde richten. Dies aus folgendem Grund: Je größer die Zahl der Tätigkeiten ist, in denen sich unsere Seele ausgibt, - ob sie nun gleicher oder verschiedener Art sind - desto geringer wird deren Kraft und Vollkommenheit. Die Leistungsfähigkeit eines begrenzten Wesens ist eben auch begrenzt. Soll ihre Tätigkeit bei verschiedenen Handlungen eingesetzt werden, so ist es klar, dass jede weniger davon hat (DASal 3, Seite 74)
Kommentiert: Wenig und gut – Qualität statt Quantität
Bäume, die sich leicht verpflanzen lassen, strecken, wenn dies geschehen ist, ihre Wurzeln aus und wühlen sich tief in den Schoß der Erde hinein, die ihr Element und ihre Nahrung ist. Niemand nimmt es wahr, während es geschieht, sondern erst nachdem es geschehen ist. - Ist das menschliche Herz durch die himmlische Liebe von der Welt in Gott hinein verpflanzt und pflegt es eifrig das Gebet, so wird es sich ständig in der Gottheit weiten und sich durch eine immer tiefer gehende Vereinigung mit ihrer Güte in sie versenken. Das wird aber durch ein unmerkliches Wachstum geschehen, dessen Fortschreiten man nicht leicht feststellen kann, während es vor sich geht, sondern erst, nachdem es geschehen ist. (DASal 4, Seite 35)
Kommentiert: In Gott verwurzelt macht die Seele beständig Fortschritte
Thema: Vorsätze, Beständigkeit, Vollkommenheit
Ein Bäumchen, das immer wieder verpflanzt wird, kann nicht Wurzel fassen, folglich auch nicht zu seiner vollen Entfaltung gelangen und die erhoffte Frucht bringen. So kann auch die Seele, die ihr Herz von Vorsatz zu Vorsatz verpflanzt, nicht gedeihen, noch das richtige Wachstum in der Vollkommenheit erreichen. Denn die Vollkommenheit besteht nicht im Anfangen, sondern im Vollenden. (DASal 4, Seite 108)
Kommentiert: Vorsätze nicht wechseln wie Kleidung
Gott hat uns befohlen, alles zu tun, was wir können, um die heiligen Tugenden zu erwerben. Lassen wir deshalb nichts außer acht, um bei diesem heiligen Unternehmen Erfolg zu haben. Doch nachdem wir gepflanzt und begossen haben, müssen wir wissen, dass es an Gott ist, den Bäumen unserer guten Neigungen und Haltungen das Wachstum zu geben (1.Kor 3,6). Deshalb müssen wir die Frucht unserer Wünsche und Mühen von seiner göttlichen Vorsehung erwarten. (DASal 4, Seite 137)
Kommentiert: Gott gibt unserem Mühen Gedeihen
Gute Bäume bringen nie giftige Früchte hervor, wohl aber unreife, wurmige, missgebildete Früchte, sowie Flechten und Moos. So werden große Heilige nie eine Todsünde begehen, aber es wird vorkommen, dass sie Unnützes tun und in einer herben, rauen, unpassenden Art handeln. Von solchen Bäumen muss man sagen, dass sie Früchte bringen, sonst wären sie ja nicht gut, doch darf man nicht leugnen, dass einige ihrer Früchte ungenießbar sind. Denn wer wird leugnen, dass Misteln ungenießbar sind? So wird man auch nicht in Abrede stellen, dass die kleinen Aufwallungen des Zornes, zu heftige Ausbrüche der Freude, des Übermutes, der Eitelkeit und anderer solcher Leidenschaften unnütze und unrechtmäßige Regungen sind. Und dennoch lässt sich der Gerechte siebenmal, das heißt oft solche zu schulden kommen (Spr 24,16). (DASal 4, Seite 183)
Kommentiert: Unvollkommenheiten gehören zum Menschsein.
Thema: Entwurzelt, Gottesliebe
Man kann gewiss, auch wenn man keine Gottesliebe besitzt, die eine oder andere Tugend haben und eine Zeit hindurch Gott nicht beleidigen. Entwurzelte Bäume können wohl noch einiges hervorbringen, aber nur auf kurze Zeit und nichts Vollendetes. Ebenso kann ein Herz, das von der Liebe getrennt ist, wohl noch einige Akte der Tugend setzen, aber sicher nicht lange. (DASal 4, Seite 250)
Kommentiert: Ohne Liebe zu Gott werden die anderen Tugenden schwächer
Vom Wind entwurzelte Bäume eignen sich nicht für das Versetztwerden, weil sie ihre Wurzeln in der Erde ließen; wer sie in eine andere Erde umsetzen will, muss geschickt nach und nach alle Wurzeln, eine nach der anderen, lösen. Und da wir von dieser armseligen Erde versetzt werden sollen in jene der Lebenden (Ps 26,13), müssen wir alle Anhänglichkeiten, eine nach der anderen, von dieser Welt abziehen und lösen. Ich sage damit nicht, dass wir alle Bindungen roh zerschlagen müssen, die wir dort eingegangen sind. Es bedürfte wohl großer Anstrengungen dazu ; aber wir müssen sie lockern und lösen. Wer plötzlich abreisen muss, ist entschuldbar, wenn er von seinen Freunden nicht Abschied genommen hat und in einem schlechten Fahrzeug reisen muss, nicht aber jene, die den ungefähren Zeitpunkt ihrer Abreise gewusst haben. Wir müssen uns bereit halten (Mt 24,44), nicht, um vor der Zeit fortzugehen, sondern um diese mit umso größerer Ruhe zu erwarten. (DASal 6, Seite 51)
Kommentiert: Sterben lernen im Loslassen Tag für Tag.
Thema: Gegenwart Gottes, Frucht bringen
Die Bäume tragen nur unter der Einwirkung der Sonne Früchte, die einen früher, die anderen später, die einen alle Jahre, die anderen alle drei Jahre und nicht immer in der gleichen Weise. Wir sind doch recht glücklich, in der Gegenwart Gottes bleiben zu dürfen, und sollen uns damit begnügen, dass diese uns früher oder später, alle Tage oder manchmal Frucht tragen lässt, ganz nach seinem Wohlgefallen, in das wir uns gänzlich fügen sollen. (DASal 6, Seite 91)
Kommentiert: In der Gegenwart Gottes leben
Thema: Besserung, Tugendstreben
Seien Sie immer Gott und Ihrer Seele treu. Bessern Sie sich immer in irgendetwas, leisten Sie sich aber diese guten Dienste nicht gewalttätig, sondern trachten Sie, das mit Vergnügen zu tun, so wie Gärtner handeln, die es aus Liebhaberei sind, wenn sie die Bäume ihrer Obstgärten ausschneiden. (DASal 6, Seite 161)
Kommentiert: Zärtlich mit der eigenen Seele umgehen
Nicht alle Bäume, meine liebe Tochter, bringen zur gleichen Zeit ihre Früchte hervor. Jene, welche die besten Früchte abwerfen, brauchen auch längere Zeit dazu, sie hervorzubringen, die Palme sogar hundert Jahre, wie man sagt. Gott hat im Geheimnis seiner Vorsehung die Zeitspanne verborgen, wann er Sie erhören und auf welche Weise er es tun wird; und vielleicht erhört er Sie in hervorragender Weise dadurch, dass er Sie nicht nach Ihren, sondern nach seinen Absichten erhört. (DASal 6, Seite 353)
Kommentiert: Nicht sofort die besten Früchte erwarten
Die Kirschbäume tragen recht bald Frucht, weil ihre Früchte nur Kirschen von kurzer Lebensdauer sind. Die Palmen aber, die Fürsten unter den Bäumen, sagt man, tragen Datteln erst einhundert Jahre, nachdem sie gesetzt wurden. Ein mittelmäßiges Leben kann in einem Jahr gewonnen werden; die Vollkommenheit aber, nach der wir streben, o Gott, meine liebe Tochter, die kann erst nach vielen Jahren kommen, wenn wir vom gewöhnlichen Weg sprechen. (DASal 7, Seite 325)
Kommentiert: Vollkommenheit wird nicht an einem Tag erreicht.
Wir sehen manche Pflanzen, bei denen alles zu irgendetwas zu gebrauchen ist: die Blätter, die Blüten und die Früchte. Um mich kurz zu fassen, will ich nur von einer sprechen. Betrachtet den Weinstock. Seine Blüten sind nicht nur schön anzusehen, sie sind auch geeignet als Mittel gegen das Gift der Schlange; seine Frucht dient auch, solange sie noch nicht reif ist, zum Gebrauch des Menschen (denn aus ihr bereitet man einen Saft, der für die Gesundheit sehr nützlich ist). Sie wächst aber stets weiter, bis sie ihre Reife erreicht hat; dann liefert sie uns einen sehr bekömmlichen und köstlichen Wein. Es gibt andere Pflanzen, die wahrhaft gute und liebliche Früchte tragen, die aber keine Blüten haben. Von dieser Art sind die Feigenbäume. Ihr Stamm ist rau und hat nichts Angenehmes; ihre unreifen Früchte sind gewiss sehr herb; sie haben keinen Geschmack, schmecken im Gegenteil fad. Sind sie aber reif, so gibt es nichts so Süßes und Liebliches wie die Feige, die um so angenehmer im Geschmack ist, als sie am Anfang unschmackhaft war. Von dieser zweiten Art sind die Heiligen, zu denen der hl. Augustinus gehörte. So ist es nicht ohne geheimnisvolle Bedeutung, dass er sich ausgerechnet im Schatten eines Feigenbaumes bekehrte. Das sollte zeigen, dass die Früchte seines reifen Lebens, obwohl sein Anfang roh und schlecht war, doch sehr kostbar wurden. (DASal 9. Seite 391)
Kommentiert: Nicht schon zu Beginn urteilen - wachsen, reifen, entwickeln lassen.
Die Vollkommenheit besteht nicht im Reden, sondern im Handeln. Sie haben einen Geist wie die Bäume; die haben rundum so viele Äste, die sie am Wachsen hindern: so viele kleine Wünsche sind ein Hindernis, im größten zu wachsen, nämlich Gott zu gefallen. (DASal 12, Seite 361)
Kommentiert: Viele kleine Wünsche lenken vom wichtigen Wunsch ab.