Blumen
Ich habe noch hinzugefügt, du sollst einen kleinen Blumenstrauß frommer Gedanken mitnehmen. Ich verstehe das so: Wer in einem schönen Garten spazieren geht, nimmt gern einige Blumen mit, um sich an ihrem Wohlgeruch zu erfreuen und sie den ganzen Tag bei sich zu haben. Wenn unser Geist sich in einem Geheimnis ergangen hat, dann wählen wir zwei oder drei Gedanken aus, die uns am besten gefielen, die für unseren Fortschritt am nützlichsten sind, um tagsüber öfter daran zu denken und ihren geistigen Duft in uns aufzunehmen. Das tun wir am besten am Ort unserer Betrachtung, indem wir dort noch eine Weile bleiben oder nachher einige Zeit allein auf- und abgehen. (DASal 1, Seite 78)
Kommentiert: Einen geistlichen Blumenstrauß pflücken.
Die Blumen blühen, solang sie im Boden wurzeln; in der Hand verwelken sie. Die Alraune duftet lieblich von weitem; kommt man ihr aber nahe, dann wird man von ihrem Geruch betäubt und krank. So erfreut auch eine Ehrung, wenn man sie nur von weitem gewahrt, ohne sich dabei aufzuhalten oder um sie besorgt zu sein; hängt man aber an ihr, bläht man sich damit auf, dann wird sie hässlich und widerlich. (DASal 1, Seite 118)
Kommentiert: An Ehrungen nicht sein Herz hängen.
Thema: Betrachtung, Alltag, Nächstenliebe
Lege die Hand an Großes, übe dich im innerlichen Gebet, in der Betrachtung, empfange die Sakramente, flöße anderen die Liebe zu Gott ein, senke in ihre Herzen gute Regungen, wirke Großes und Wichtiges je nach deinem Beruf; darüber aber vergiss nicht deinen Spinnrocken und deine Spindel, die wie Blumen am Fuß des Kreuzes wachsen: Armendienst, Krankenbesuche, gewissenhafte Sorge für die eigene Familie mit allem, was dazu gehört, fleißige Arbeit, die dich nie müßig sein lässt. (DASal 1, Seite 191)
Kommentiert: Der Alltag mit seinen Anforderungen ist wichtiger Teil des geistlichen Lebens.
Verschiedenartige Edelsteine und Blumen bilden in feinsinniger Zusammenstellung die Schönheit des Geschmeides oder des Blumengewindes. Ebenso entspringt auch die Liebe nicht immer der Ähnlichkeit oder dem gleichen Empfinden zweier Wesen, sondern der Tatsache, dass diese einander entsprechen und zueinander passen und so durch ihre Verbindung einander Wertvolles geben und dadurch besser werden können. (DASal 3, Seite 70)
Kommentiert: In der Vielfalt finden wir gegenseitige Ergänzung.
Thema: Betrachtung, Beschauung
Bei der Betrachtung verfährt man ähnlich wie jemand, der nacheinander und einzeln den Duft der Nelke, der Rose, des Rosmarins, des Thymians, des Jasmin und der Orangenblüte einatmet; bei der Beschauung aber gleicht man solchen, die den Duft des Parfüms in sich aufnehmen, das aus all diesen Blumen bereitet wird. So atmen sie in einem vereint alle Düfte ein, die der andere getrennt und gesondert wahrgenommen hat. Zweifellos ist dieser eine, aus der Vermengung aller Wohlgerüche herrührende Duft angenehmer und köstlicher als die einzelnen Düfte hintereinander eingeatmet, aus denen er zusammengesetzt ist. (DASal 3, Seite 284)
Kommentiert: Unterschied zwischen Betrachtung und Beschauung.
Thema: Wille Gottes, Ausrichtung auf Gott, Unterscheidung der Geister
Kurz gesagt die drei besten und sichersten Kennzeichen der echten Eingebungen sind: Ausdauer, im Gegensatz zu Unbeständigkeit und Leichtfertigkeit; Friede und Sanftmut des Herzens im Gegensatz zu Unruhe und Hast; demütiger Gehorsam im Gegensatz zu Hartnäckigkeit und Launenhaftigkeit. Was wir über die Vereinigung unseres Willens mit dem sogenannten ausgesprochenen Willen gesagt haben, wollen wir mit diesem Gleichnis beschließen: Fast alle Pflanzen, die gelbe Blüten haben, und selbst die wilde Zichorie, die blaue Blüten trägt, wenden diese immer gegen die Sonne und folgen so ihrem Lauf. Aber die Sonnenblume dreht nicht nur ihre Blüten, sondern auch alle ihre Blätter dieser großen Leuchte zu. So wenden auch alle Auserwählten die Blume ihres Herzens, die der Gehorsam gegen die Gebote ist, dem göttlichen Willen zu. Doch die von der heiligen Liebe mächtig erfassten Seelen schauen auf die göttliche Güte nicht nur durch den Gehorsam gegen die Gebote, sondern auch durch die Gesamtheit ihrer Empfindungen. Sie folgen so dem Lauf dieser göttlichen Sonne in allem, was sie ihnen befiehlt, anrät und eingibt, ohne Vorbehalt und Ausnahme. (DASal 4, Seite 115)
Kommentiert: Dem Willen Gottes folgen mit all unserem Streben.
Thema: Liebe Gottes, einzelner Mensch
Die Sonne ergießt ihr Licht auf eine Rose und tausend Millionen anderer Blumen nicht anders, als würde sie nur allein auf diese Rose scheinen. Und Gott ergießt seine Liebe auf eine Seele nicht weniger - wenn er auch eine Unzahl anderer liebt, - als liebte er nur sie allein. Die Kraft seiner Liebe nimmt nicht ab durch die Menge der Strahlen, die sie aussendet, sondern sie bleibt immer voll von ihrer Unermesslichkeit. (DASal 4, Seite 207)
Kommentiert: Es gibt keinen Menschen, der von Gott auch nur einen Funken weniger geliebt wird, als er dich liebt, und auch keinen Menschen, den er mehr liebt.
In der Dunkelheit der Nacht verlieren alle Blumen Glanz und Anmut. Wenn dann die Sonne am Morgen sie wieder sichtbar macht und lieblich erscheinen lässt, so gibt sie doch nicht allen die gleiche Schönheit und Anmut. Gießt sie auch ihre Helligkeit über alle gleichmäßig aus, so werden sie doch nicht alle gleich hell und leuchtend, sondern in dem Maße, als sie für die Wirkungen des Sonnenglanzes empfänglich sind. So gleichmäßig das Sonnenlicht auch ein Veilchen und eine Rose bescheinen mag, wird es doch nie die Schönheit des einen der Schönheit der anderen gleichmachen, noch auch die Anmut eines Maßliebchens der einer Lilie. Würde aber ein Veilchen durch das Sonnenlicht hell erleuchtet, eine Rose aber durch dichte Nebel verhüllt, dann würde das Sonnenlicht sicher das Veilchen den Augen angenehmer erscheinen lassen als die Rose. Ebenso ist es auch mit der Liebe, mein Theotimus. … Die Liebe ist ja nicht eine Tugend, die zerstört und arm macht, sondern die alles gut macht, alles belebt und bereichert, was sie an Gutem in den Seelen findet, über die sie herrscht. Die himmlische Liebe nimmt den Tugenden daher keineswegs ihre natürlichen Vorzüge und ihre Würde, sondern es ist ihr im Gegenteil eigen, die Vollkommenheiten, die sie antrifft, noch zu vervollkommnen und in dem Maß, als sie höhere Vollkommenheiten vorfindet, diese noch in höherem Maße zu vervollkommnen. (DASal 4, Seite 236)
Kommentiert: Die Liebe gibt den Dingen ihren Wert.
Es kann darum möglich sein, dass ein Mensch einige Tugenden besitzt, während ihm andere fehlen; dann sind sie aber entweder erst keimende, ganz zarte Tugenden, gleichsam Blütenknospen, oder zugrundegehende, sterbende Tugenden, gleich verwelkenden Blumen. Denn wie uns die gesamte Philosophie und Theologie lehrt, besitzen die Tugenden nur dann ihre Unversehrtheit und Vollkraft, wenn sie alle beisammen sind. (DASal 4, Seite 243)
Kommentiert: Die Tugenden bedingen sich gegenseitig.
Thema: Wille Gottes, geistlicher Eifer
Magdalena sucht ihren Herrn, während sie ihn festhält; sie bittet ihn selbst um ihn. Sie sah ihn nicht in der Gestalt, die sie wollte; daher begnügte sie sich nicht damit, ihn so zu sehen, und sucht ihn, um ihn auf andere Weise zu sehen. Sie wollte ihn im Gewand seiner Herrlichkeit sehen und nicht im gewöhnlichen Kleid eines Gärtners; schließlich erkennt sie aber doch, daß er es ist, als er zu ihr sagt: „Maria“. Sehen Sie, meine liebe Schwester, meine Tochter, Unserem Herrn im Gewand eines Gärtners begegnen Sie alle Tage da und dort bei Gelegenheiten zu gewöhnlichen Abtötungen, die sich Ihnen bieten. Sie möchten gern, dass er Ihnen andere, schönere Abtötungen anbiete. O Gott, die schönsten sind nicht die besten. Glauben Sie nicht, dass er auch zu Ihnen sagt: Maria, Maria? Nein, bevor Sie ihn in seiner Herrlichkeit schauen, will er in Ihrem Garten noch viele kleine und bescheidene Blumen pflanzen, aber nach seinem Belieben; darum ist er so gekleidet. Mögen immerdar unsere Herzen mit dem seinen und unser Wille mit seinem Wohlgefallen eins sein. (DASal 6, Seite 113)
Kommentiert: Es ist besser, dem Willen Gottes zu folgen, als unserem geistlichen Übereifer.
Schauen Sie nicht auf die Vielfalt von Unvollkommenheiten in ihnen und in allen Töchtern, die Unser Herr und die Gottesmutter Ihnen anvertraut haben, außer um sich in der heiligen Furcht vor jeder Beleidigung Gottes zu bewahren, niemals aber, um sich darüber zu entsetzen; denn man darf nicht überrascht sein, wenn jedes Gras und jede Blume ihre besondere Pflege in einem Garten verlangen. (DASal 7, Seite 30)
Kommentiert: Nicht erstaunt sein über menschliche Unvollkommenheiten.
Meine sehr liebe Tochter, man muss aber in Frieden bleiben, in Sanftmut, in Demut, in ungeheuchelter Liebe (2.Kor 6,6), ohne zu klagen, ohne die Lippen zu bewegen. Wenn wir den Geist völliger Abhängigkeit von der väterlichen Sorge Gottes in unserer Kongregation haben können, dann werden wir mit Freuden zusehen, wie sich die Blumen anderer Gärten vermehren, und wir werden Gott dafür danken, als ob es in unseren Gärten geschähe. (DASal 7, Seite 121)
Kommentiert: Sich freuen an den Erfolgen, am Nachwuchs anderer wegen des gleichen Zieles.
Alle anderen Formen, in Gott zu leben, mögen bei ihr in Achtung und Ehre stehen. Wie ich Ihnen gesagt habe, möge die Heimsuchung unter den Kongregationen wie ein Veilchen unter Blumen sein, niedrig, klein und von wenig auffallender Farbe. Es möge ihr genügen, dass Gott sie zu seinem Dienst geschaffen hat, damit sie in der Kirche ein wenig Wohlgeruch verbreite. Daher soll alles, was am meisten der Ehre Gottes dient, befolgt, geliebt und erstrebt werden; das ist die Regel für alle wahrhaften Diener Gottes. (DASal 7, Seite 157)
Kommentiert: Der Orden der Heimsuchung hat seinen eigenen Platz im Garten der Kirche.
Halten wir einen kleinen Rückblick auf unser Gebet. Und wie jene, die einen Garten verlassen, vier oder fünf Blumen pflücken, um sie in der Hand zu halten, während des Tages an ihnen zu riechen und sie anzuschauen, so sollen wir zwei oder drei Punkte auswählen, oder wenigstens einen davon, der uns besonders zugesagt hat, um ihn während des Tages zu verkosten und je nach Gelegenheit immer wieder zu erwägen. Dann müssen wir in Frieden dazu übergehen, uns ruhig den Aufgaben zu widmen, zu denen Gott uns ruft, wie sie auch beschaffen seien. (DASal 12, Seite 203)
Kommentiert: Einen geistlichen Blumenstrauß pflücken.
Thema: Einfachheit, Schritt für Schritt
Die Konstitutionen sagen, dass man geradewegs und „weise“ vorangehen muss. Man muss es machen wie jene, die einen schönen Weg voll schöner Blumen gehen; sie halten sich nicht damit auf, diese schönen Blumen zu pflücken, noch an ihnen zu riechen, sie gehen ihren Weg geradeaus. So muss man es machen: geradewegs zu Gott gehen, ihn immer vor Augen haben, ohne sich bei etwas aufzuhalten. (DASal 12, Seite 367)
Kommentiert: Schritt für Schritt im Blick auf Gott seinen Weg gehen.