Feuer
So unterscheidet sich die Frömmigkeit von der Gottesliebe nicht anders, als die Flamme vom Feuer. Wenn das geistliche Feuer der Liebe hohe Flammen schlägt, dann heißt es Frömmigkeit. Die Frömmigkeit fügt zum Feuer der Liebe nur die lodernde Flamme froher Bereitschaft, Entschlossenheit und Sorgfalt nicht nur in der Beobachtung der göttlichen Gebote, sondern auch himmlischer Ratschläge und Einsprechungen. (DASal 1, Seite 35)
Kommentiert: Die Frömmigkeit bringt Lebendigkeit im Glauben.
Die Frömmigkeit nimmt den Armen ihren Kummer, den Reichen die Gier, den Bedrängten die Trostlosigkeit, den vom Schicksal Begünstigten die Anmaßung; sie überwindet die Traurigkeit der Einsamen und die Ausgelassenheit in der Gesellschaft. Sie ist wie das Feuer im Winter, wie kühler Tau im Sommer. Sie weiß im Reichtum zu leben und sich in Armut zu schicken; Achtung und Verachtung sind ihr gleicher Weise nützlich; sie nimmt mit gleicher Gelassenheit Freude und Schmerz hin. Zu all dem verleiht sie der Seele eine wunderbare Anmut. (DASal 1, Seite 36)
Kommentiert: Frömmigkeit bringt Wärme, Trost und Freude.
Sobald unser Herz merkt, dass ein anderer in Liebe zu ihm entflammt ist, fängt es selbst Feuer. Vielleicht meint einer: "Ich will wohl ein wenig davon kosten, aber nicht zu weit gehen.'' Darin täuscht er sich leider. Du kannst dir nicht vorstellen, wie versengend und verzehrend dieses Feuer der Liebe ist. Du meinst, nur ein kleiner Funke sei in dein Herz gefallen, und musst erstaunt feststellen, wie dein Herz plötzlich in hellen Flammen steht, die deine guten Vorsätze in Asche legen und deinen guten Ruf in Rauch aufgehen lassen. Der Weise sagt: "Wer hat Mitleid mit einem Schlangenbeschwörer, wenn ihn die Schlange beißt?“ (Sir 12,13). So rufe ich euch zu: Ihr Narren! Glaubt ihr, die Liebe beschwören zu können, dass ihr sie nach Wunsch zu lenken vermögt? Ihr wollt mit ihr spielen, sie aber wird euch mit ihrem giftigen Biss verwunden. Und wisst ihr, was man dann sagen wird? Jeder wird sich über euch lustig machen und euch auslachen, weil ihr glaubtet, die Liebe bannen zu können, in falscher Sicherheit eine Natter an eurer Brust hegtet, die euch Seele und Ehre vergiftet und euch zugrundegerichtet hat. (DASal 1, Seite 153)
Kommentiert: Achten auf das Feuer der Leidenschaft.
Die hl. Elisabeth von Thüringen spielte und tanzte in fröhlicher Gesellschaft ohne Schaden für ihre Frömmigkeit, die in ihrer Seele so kräftig verwurzelt war, dass sie ebenso hoch über allem Prunk und alle Eitelkeit erhaben war, denen das Hofleben sie aussetzte, wie die Felsen am See von Riette sich über die Wellen erheben, die sie umbranden. Große Feuer flammen im Winde auf, kleine löscht der Wind aus, wenn man sie nicht schützt. (DASal 1, Seite 189)
Kommentiert: Fest verwurzelt in der Frömmigkeit.
Hast du schon einmal eine große, mit Asche bedeckte Feuerstelle gesehen? Wenn man zehn oder zwölf Stunden später kommt, um Feuer zu holen, findet man nur mit Mühe noch ein wenig Glut unter der Asche, und doch ist noch Feuer da, sonst würde man es ja nicht finden. Damit kann man dann alle erloschenen Kohlen wieder zum Brennen bringen. Der Liebe, dem Leben unserer Seele, ergeht es bei schweren und heftigen Versuchungen wie diesem Feuer. Die Versuchung wirft ihre Lust auf den niederen Seelenbereich, bedeckt scheinbar die ganze Seele mit ihrer Asche und drängt die Liebe zu Gott so sehr zurück, dass sie kaum noch anderswo als in der Mitte des Herzens, im tiefsten Seelengrund erhalten bleibt. Ja, fast möchte man glauben, dass sie auch dort nicht mehr sei, und man findet sie nur mit vieler Mühe. Sie ist aber doch da, denn wir sind ja entschlossen, der Sünde und der Versuchung nicht nachzugeben, obwohl Seele und Leib in tiefste Verwirrung geraten sind. Die Lust, die dem äußeren Menschen gefällt, missfällt dem inneren; wenn sie auch unseren Willen ganz umlagert, sie ist doch nicht in ihn eingedrungen. Sie ist somit unfreiwillig und kann daher keine Sünde sein. (DASal 1, Seite 216)
Kommentiert: Versuchungen – auch schwere – sind noch keine Sünde.
Es gibt drei Arten von Liebestätigkeit: Geistliche, verstandesmäßige und sinnliche. Lässt die Seele ihre Kraft in all diesen drei Arten ausströmen, so ist ihre Liebe wohl umfassender, aber weniger geballt; strömt diese aber nur auf eine Art aus, so ist ihre Liebe weniger umfassend, aber umso mehr geballt. Sehen wir nicht, dass das Feuer, ein Symbol der Liebe, dadurch, dass es seinen Ausweg nur durch eine Mündung der Kanone finden kann, eine so gewaltige Wirkung auslöst - was nicht der Fall wäre, hätte es zwei oder drei Auswege. (DASal 3, Seite 75)
Kommentiert: Geballte Liebe – oder umfassende Liebe.
Die Liebe gleicht dem Feuer, dessen Flammen umso heller und schöner sind, je feiner der Brennstoff ist, und das am schnellsten gelöscht werden kann, wenn man es mit Erde bedeckt und erstickt. So ist es mit der Liebe. Je höher und geistiger ihr Gegenstand ist, desto lebendiger, anhaltender und dauerhafter sind ihre Taten. Man kann sie aber auch am sichersten zerstören, wenn man sie zu irdischen und erniedrigenden Vereinigungen herabwürdigt. (DASal 3, Seite 78)
Kommentiert: Der Gegenstand unserer Liebe ist nicht gleichgültig.
Die Natur hat den Zorn der Vernunft zur Hilfe gegeben und die Gnade verwendet ihn im Dienste des Eifers zur Ausführung ihrer Pläne, doch ist er eine gefährliche und wenig wünschenswerte Hilfe. Denn wenn er stark wird, spielt er sich zum Herrn auf, stürzt die Autorität der Vernunft und die von Liebe getragenen Gesetze des Eifers. Ist er aber schwach, so tut er nichts, was der Eifer allein, ohne ihn, nicht auch tun würde. Dabei muss man aber immer die berechtigte Furcht haben, dass er, erstarkt, sich des Herzens und des Eifers bemächtigt, sie seiner Tyrannei unterwirft, so wie ein Feuerwerk in einem Augenblick ein Gebäude in Flammen setzt, und niemand weiß, wie man es löschen kann. Es ist ein Verzweiflungsakt, wenn man in einen Platz fremde Hilfstruppen hineinlegt, die die Oberhand gewinnen können. (DASal 4, Seite 210)
Kommentiert: Zorn ist meist kein guter Weggefährte.
Die Predigt der Kirche muss also feurig sein: Dein Wort ist feurig, Herr (Ps 118,140). Und was ist tätiger, lebendiger, durchdringender und geeigneter als das Feuer, andere Stoffe zu verändern und ihnen eine Form zu geben? (DASal 10, Seite 116)
Kommentiert: Feurige Predigten formen das Herz.
Thema: Tugenden, Heiligkeit, Ehre Gottes
Welche Eifersucht könnten denn die Sonne oder das Feuer haben, wenn sie sehen, dass man für heller und heißer hält, was ihnen näher kommt? Müssten sie sich nicht als viel mehr missachtet betrachten, wenn man das Gegenteil sagte und ihnen die Kraft abspräche, ihre schönen Eigenschaften zu verbreiten und mitzuteilen? Ebenso wenig kann Gott eifersüchtig sein, wenn man den Geschöpfen irgendeine Tugend oder Heiligkeit zuschreibt und folglich irgendeine Ehre. Er wäre vielmehr eifersüchtig, wenn man ihnen das abspräche, weil man ihm eine der hauptsächlichsten Eigenheiten seiner Güte, die Mitteilung abspräche. (DASal 11, Seite 24)
Kommentiert: Das Gute, das wir tun, dient der Ehre Gottes.